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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
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heranziehen. Da erschallte aus
     einem Winkel des Zimmers eine Stimme, die tief und unnachgiebig war.
    »Einen Augenblick,
     Senor!«
    Capitán Ramón
     ließ das Mädchen los und wirbelte auf dem Absatz herum. Er
     blinzelte, um die Düsternis des Winkels zu durchdringen; er hörte,
     wie Senorita Lolita in einen freudigen Ruf ausbrach.
    Dann stieß Capitán
     Ramón, die Gegenwart einer Dame völlig missachtend, einen
     Fluch aus, ein einziges, deutliches Mal nur, denn der da vor ihm stand,
     war Senor Zorro.
    Er gab nicht vor, zu wissen,
     wie der Räuber ins Haus gekommen war; er nahm sich auch nicht die
     Zeit, darüber nachzudenken. Er trug keinen Säbel an der Seite,
     und hätte er einen gehabt, er hätte ihn wegen der verwundeten
     Schulter nicht führen können. Senor Zorro trat aus der Ecke auf
     ihn zu.
    »Ich mag ein
     Gesetzloser sein, aber ich respektiere die Frauen«, sprach der Fluch
     von Capistrano. »Und Ihr, ein Armeeoffizier, tut das offenbar nicht.
     Was treibt Ihr hier, Capitán Ramón?«
    »Und was treibt Ihr
     hier?«
    »Ich hörte eine
     Dame schreien, das ist einem caballero Rechtfertigung genug, jedes Haus zu
     betreten, Senor. Es scheint mir vielmehr, dass Ihr derjenige seid, der
     alle Regeln des Anstands verletzt hat.«
    »Vielleicht hat die große
     Dame sie ja selbst verletzt.«
    »Senor!«, brüllte
     der Räuber. »Noch so einen Gedanken, und ich werde Euch auf der
     Stelle niederstrecken, selbst da Ihr verwundet seid! Wie soll ich Euch
     bestrafen?«
    »Despensero! Diener!«,
     rief der Hauptmann plötzlich. »Senor Zorro ist hier! Eine
     Belohnung, wenn ihr ihn schnappt!«
    Der Maskierte lachte. »Es
     wird Euch wenig nützen, um Hilfe zu rufen«, sagte er. »Nützt
     Euren Atem lieber, um Eure Gebete zu sagen.«
    »Es steht Euch gut an,
     einen Verwundeten zu bedrohen.«
    »Ihr habt den Tod
     verdient, Senor, aber ich fürchte, ich muss Euch gestatten, ihm noch
     einmal zu entgehen. Aber Ihr werdet niederknien und die Senorita hier um
     Vergebung bitten. Und dann werdet Ihr dieses Haus verlassen. Ihr werdet
     Euch hinausschleichen wie ein Hund, der Ihr schließlich auch seid,
     und Ihr werdet über das, was sich hier ereignet hat, kein Wort
     verlieren. Falls nicht, werde ich meine Klinge mit Eurem Blut besudeln und
     Ihr werdet nicht mehr mit dem Leben davonkommen, das schwöre ich
     Euch.«
    »Ha!«
    »Auf die Knie, Senor,
     sofort!«, befahl Zorro. »Ich habe meine Zeit nicht gestohlen.«
    »Ich bin Offizier
     —«
    »Auf die Knie!«,
     befahl der Maskierte ein zweites Mal. Seine Stimme war grauenerregend. Er
     stürzte nach vorn, packte Capitán Ramón an der gesunden
     Schulter und schleuderte ihn zu Boden.
    »Los, feiger Hund! Erklärt
     der Senorita, dass Ihr sie demütigst um Vergebung bittet - die sie
     natürlich nicht gewähren wird, da Ihr es nicht würdig seid,
     dass man das Wort an Euch richtet —, und dass Ihr sie nicht wieder
     belästigen werdet. Sagt es, oder Ihr habt Euer letztes Wort bereits
     gesprochen, bei allen Heiligen!«
    Capitán Ramón
     sagte es. Und dann packte Senor Zorro ihn beim Genick, zerrte ihn hoch, drängte
     ihn zur Tür und stieß ihn in die Dunkelheit hinaus. Und hätte
     er nicht weiche Stiefel getragen, Capitán Ramón wäre
     schwerer verletzt worden, in seiner Ehre wie in seiner Anatomie.
    Senor Zorro schloss die Tür,
     als der despensero gerade in das Zimmer gelaufen kam, um dem Maskierten
     entsetzt in die Augen zu starren.
    »Senorita, ich hoffe,
     ich konnte Euch einen Dienst erweisen«, sagte der Bandit. »Dieser
     Schurke wird Euch nicht mehr belästigen, oder er soll den Stich
     meines Degens noch einmal zu spüren bekommen.«
    »Ach, ich danke Euch,
     Senor - danke!«, rief sie. »Ich werde meinem Vater berichten,
     welche edle Tat Ihr mir erwiesen habt. Despensero, bringt ihm Wein!«
    Da sie den Befehl
     ausgesprochen hatte, blieb dem Kammerdiener nichts anderes zu tun, als zu
     gehorchen, und als er aus dem Zimmer eilte, sann er über die Zeiten
     und Sitten nach.
    Lolita trat neben den Mann.
    »Senor«, hauchte
     sie, »Ihr habt mich vor der Entehrung bewahrt. Ihr habt mich vor der
     Beschmutzung durch die Lippen dieses Mannes gerettet. Senor, und mögt
     Ihr es auch für wenig sittsam halten, mit Freuden schenke Euch den
     Kuss, den er sich rauben wollte.«
    Sie hob das Gesicht empor und
     schloss die Augen.
    »Und ich werde nicht
     hinsehen, wenn Ihr die Maske hebt«, sagte sie.
    »Das ist zu viel,
     Senorita«,

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