Im Zeichen des Zorro
untersuchen und einen Blick in die großen
Schuppen werfen konnten.
Dann ritt Sargento Gonzales,
seine Männer im Rücken, die Auffahrt entlang, zwang sein Pferd,
als Zeichen des geringen Respekts, den er dem Haus zollte, dazu, über
die Stufen der Veranda zu steigen, und schlug mit dem Säbelknauf an
die Tür.
17
SARGENTO GONZALES TRIFFT
EINEN FREUND
Sogleich waren die Fenster
erleuchtet, und nach einer Weile wurde auch die Tür aufgerissen. Fray
Felipe erschien darin und beschirmte mit der Hand eine Kerze. Er war mit
über sechzig noch immer ein Riese von Mann, aber zu seiner Zeit
musste er fast unüberwindlich gewesen sein.
»Was soll der Lärm?«,
wollte er mit seiner tiefen Stimme wissen. »Und weshalb, Sohn des Bösen,
reitest du dein Pferd auf meine Veranda?«
»Wir sind auf der Jagd
nach diesem feinen Senor Zorro, fray — nach dem Mann, den sie den
Fluch von Capistrano nennen«, antwortete Gonzales.
»Und du glaubst, du würdest
ihn in dieser armen Behausung antreffen?«
»Es sind schon merkwürdigere
Dinge vorgekommen. Antworte mir, fray. Hast du vor Kurzem einen Reiter
vorbeikommen hören?«
»Das habe ich nicht.«
»Und hat dir dieser
Senor Zorro kürzlich einen Besuch abgestattet?«
»Ich kenne den Mann
nicht, von dem du sprichst.«
»Du hast doch
sicherlich von ihm gehört?«
»Ich habe gehört,
dass er den Unterdrückten helfen will, dass er die bestraft hat, die ein
Sakrileg begingen, und dass er den Bestien, die Indianer schlagen, einen
Hieb mit der Peitsche versetzte.«
»Das sind kühne
Worte, fray.«
»Es ist meine Art, die
Wahrheit zu sagen, soldado.«
»Mir gefällt dein
Tonfall nicht,fray. Ich habe nicht schlecht Lust, abzusteigen und dich
meine Peitsche kosten zu lassen!«
»Senor!«, rief
Fray Felipe. »Nimm mir zehn Jahre von den Schultern, und ich zerre
dich in den Staub!«
»Was erst zu beweisen wäre.
Aber kommen wir doch jetzt zum Zweck dieses Besuches. Du hast also keinen
maskierten Teufel gesehen, der unter dem Namen Senor Zorro bekannt ist?«
»Das habe ich nicht,
soldado.«
»Ich werde meinen Männern
befehlen, das Haus zu durchsuchen.«
»Du bezichtigst mich
der Lüge?«, schrie Fray Felipe.
»Meine Männer müssen
sich schließlich irgendwie die Zeit vertreiben, da können sie
genauso gut das Haus durchsuchen. Du hast doch wohl nichts zu verbergen?«
»So wie ich deine Männer
kenne, wäre es wahrscheinlich das Beste, die Weinkrüge zu
verbergen«, erwiderte Fray Felipe.
Sargento Gonzales ließ
einen Fluch über die Lippen kommen und stieg aus dem Sattel. Auch die
anderen stiegen ab, und das Reittier des Feldwebels wurde von der Veranda
geführt und dem Stallmeister übergeben.
Dann streifte Sargento
Gonzales die Handschuhe ab, steckte den Säbel in die Scheide und
stapfte, gefolgt von den anderen, durch die Tür, während Fray
Felipe vor ihm zurückwich und vergeblich gegen das Eindringen
protestierte.
Von einer Couch in der gegenüberliegenden
Ecke des Zimmers erhob sich ein Mann und trat in den Lichtkreis, den der
candelero warf.
»So wahr ich noch Augen
habe, das ist doch tatsächlich mein ungestümer Freund!«,
rief er.
»Don Diego! Ihr hier?«,
staunte Gonzales.
»Ich war auf meiner
Hacienda, die Geschäfte kontrollieren, und bin hierhergeritten, um
einen Abend mit Fray Felipe zu verbringen, der mich schon als Säugling
kannte. Diese stürmischen Zeiten! Ich hatte gehofft, zumindest hier,
auf dieser Hacienda, die ein wenig abseits liegt und von einem fray geführt
wird, könnte ich ein bisschen Frieden finden, ohne von Gewalt und
Blutvergießen behelligt zu werden. Aber scheinbar kann ich das
nicht. Gibt es denn nicht einen Fleck im ganzen Land, an dem ein Mann sich
in Ruhe der Kontemplation widmen und sich der Musik und den Dichtern
zuwenden kann?«
»Maisbrei und
Ziegenmilch!«, stieß Gonzales aus. »Don Diego, Ihr seid
mir ein wirklicher Freund und ein wahrer caballero. Sagt mir — habt
Ihr heute Nacht diesen Senor Zorro gesehen?«
»Das habe ich nicht,
Sargento.«
»Ihr habt ihn nicht an
der Hacienda vorbeireiten hören?«
»Nein. Aber es kann natürlich
sein, dass jemand am Haus vorbeireitet und hier drinnen nicht gehört
wird. Fray Felipe und ich haben uns unterhalten und waren gerade dabei,
uns zu Bett zu begeben, als Ihr kamt.«
»Dann ist der Schurke
weitergeritten und hat den Weg
Weitere Kostenlose Bücher