Im Zeichen des Zorro
Plaza - und sah Don Diego von Ferne näherkommen.
Er ritt langsam, als sei er ungewöhnlich erschöpft, und seine
beiden indianischen Diener ritten in geringem Abstand hinter ihm.
Männer riefen ihm zu,
als er sich dem Haus näherte, und er erwiderte ihre Grüße
mit einem trägen Winken. Er stieg langsam ab, während einer der
Indianer den Steigbügel hielt und ihm zur Hand ging, streifte sich
den Staub von den Kleidern und ging auf die Tür zu.
Don Carlos und seine Frau
waren mit strahlenden Gesichtern auf den Beinen, um ihn zu begrüßen,
denn sie waren am vorigen Abend aufs Neue in die Gesellschaft aufgenommen
worden und wussten, das hatten sie nur der Tatsache zu verdanken, dass sie
Don Diegos Gäste waren.
»Ich bedaure, dass es
mir nicht möglich war, bei Eurer Ankunft anwesend zu sein«,
sagte Don Diego, »doch ich bin überzeugt, man hat es Euch in
meinem bescheidenen Heim behaglich gemacht.«
»In diesem prachtvollen
Palast war es mehr als nur behaglich!«, stieß Don Carlos aus.
»Dann wart Ihr vom Glück
gesegnet, der Himmel weiß, für mich war der Tag unbehaglich
genug.«
»Wie das, Don Diego?«,
fragte Dona Catalina.
»Als meine Arbeit auf
der Hacienda getan war, ritt ich bis hinunter zu Fray Felipes Heim, um
dort in Ruhe die Nacht zu verbringen. Als wir
aber gerade daran waren, uns zurückzuziehen, hämmerte es an der
Tür und dieser Sargento Gonzales trat mit einem Trupp Soldaten ein.
Wie sich herausstellte, hatten sie diesen Banditen namens Senor Zorro
gejagt, ihn aber in der Dunkelheit verloren!«
Im Nebenzimmer hauchte eine
zart besaitete Senorita ein Dankgebet.
»In stürmischen
Zeiten leben wir«, fuhr Don Diego, der seufzte und sich den Schweiß
von der Stirn wischte, fort. »Die Radaubrüder waren wohl über
eine Stunde lang bei uns, bevor sie die Hätz fortsetzten. Und wegen
all ihrem Gerede über Gewalt musste ich einen furchtbaren Albtraum
erdulden und fand nur wenig Erholung. Und heute Morgen war ich dann
gezwungen, den Weg bis nach Reina de los Angeles fortzusetzen.«
»Ihr habt es wirklich
schwer«, sagte Don Carlos. »Senor Zorro war hier, caballero,
in Eurem Haus, bevor die Soldaten die Jagd auf ihn eröffneten.«
»Was muss ich da hören?«,
rief Don Diego, der sich in seinem Stuhl aufrichtete und plötzlich
Interesse zeigte.
»Zweifellos ist er
gekommen, um Euch zu berauben oder aber um Euch zu entführen und Lösegeld
zu fordern«, stellte Dona Catalina fest. »Doch ich glaube
kaum, dass er etwas gestohlen hat. Don Carlos und ich waren bei Freunden
zu Besuch, Senorita Lolita war alleine hier. Da wäre noch - da wäre
noch eine bedrückende Angelegenheit, von der ihr erfahren müsst…«
»Ich bitte Euch, fahrt
fort«, sagte Don Diego.
»Während unserer
Abwesenheit kam Capitán Ramón von der Garnison vorbei. Es
wurde ihm mitgeteilt, dass wir außer Haus seien, er aber erzwang
sich Zugang und benahm sich der Senorita gegenüber anstößig.
Dieser Senor Zorro trat ein und erzwang eine Entschuldigung des
Hauptmanns, bevor er ihn fortscheuchte.«
»Das ist mir doch mal
ein anständiger Bandit!«, rief Don Diego aus. »Hat die
Senorita noch unter der Angelegenheit zu leiden?«
»Nicht im Geringsten«,
erwiderte Dona Catalina. »Sie war der Ansicht, Capitán Ramón
habe dem Wein zu sehr zugesprochen. Ich werde sie rufen.«
Dona Catalina ging an die Tür
des Schlafgemachs und rief ihre Tochter. Lolita kam in den Salon und grüßte
Don Diego, wie es sich für eine züchtige junge Frau gehörte.
»Es verdrießt
mich, zu wissen, dass Euch in meinem Haus eine Kränkung widerfahren
ist«, erklärte Don Diego. »Ich werde die Angelegenheit
überdenken.«
Catalina gab ihrem Mann ein
Zeichen, und sie zogen sich in einen entfernten Winkel zurück, damit
die Jugend unter sich wäre, was Don Diego zu gefallen schien, der
Senorita aber nicht.
19
CAPITÁN RAMÓN
ENTSCHULDIGT SICH
»Capitán Ramón
ist ein Vieh!«, sagte das Mädchen mit nicht zu lauter Stimme.
»Er ist ein nichtswürdiger
Bursche«, pflichtete Don Diego bei.
»Er - das heißt
— er wollte mich küssen«, sagte sie errötend.
»Ihr habt es ihm
allerdings nicht gestattet.«
»Senor!«
»Ich — zum
Himmel, so war das nicht gemeint. Natürlich habt Ihr das nicht
gestattet. Ich nehme an, Ihr habt ihm ins Gesicht geschlagen.«
»Allerdings«,
sagte die Senorita. »Und dann
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