Im Zeichen des Zorro
wahrer
Mann!«, rief Gonzales mit weit ausgebreiteten Armen. »Mein
Freund ist er, dieser caballero, und das soll jedermann wissen! Er trägt
nur selten einen Degen bei sich, und ich bezweifle, dass er ihn überhaupt
führen könnte — aber er ist mein Freund! Die dunkel glühenden
Augen einer bezaubernden Senorita lassen ihn kalt, und trotzdem schwöre
ich, er ist ein Bild von einem Mann! Musik und Dichtung, wie? Ha!
Hat er denn nicht ein Recht
darauf, wenn ihn danach verlangt? Ist er nicht Don Diego Vega? Nennt er
nicht blaues Blut und weites Land und große Lagerhäuser,
randvoll mit Gütern, sein Eigen? Ist er denn nicht ein freier Mann?
Mag er sich auf den Kopf stellen oder Unterröcke tragen, wenn ihm der
Sinn danach steht - und ich schwöre, er ist ein Bild von einem Mann!«
Die Gefühle der Soldaten
entsprachen den seinen, denn sie tranken Don Diegos Wein und hätten
ohnedies nicht den Mut besessen, die Aussagen des Feldwebels anzufechten.
Der dicke Wirt schenkte eine weitere Runde aus, da Don Diego zahlen würde.
Denn es war unter der Würde eines Vega, sich um die Höhe seiner
Zeche in einer Taverne zu kümmern, und der dicke Wirt hatte diese
Tatsache schon oft zu seinem Vorteil genutzt.
»Der Gedanke an Gewalt
oder Blutvergießen ist ihm ein Gräuel«, fuhr Sargento
Gonzales fort. »Er ist so sanft wie der Frühlingswind. Und doch
hat er eine feste Hand und ein klares Auge. Nur die Art, in der der
caballero das Leben sieht, das ist es eben. Hätte ich doch bloß
seine Jugend, sein gutes Aussehen und seine Reichtümer! Eine Flut von
gebrochenen Herzen würde sich von San Diego de Alcalá bis nach
San Francisco de Asis hinziehen!«
»Und von gebrochenen
Schädeln!«, vermutete der Korporal.
»Ha! Und von
eingeschlagenen Schädeln, Kamerad! Das ganze Land würde ich
beherrschen! Kein Jüngling würde sich mir lange in den Weg
stellen. Die Klinge gezückt und auf ihn! Mit Pedro Gonzales fechten,
wie? Geradewegs durch die Schulter durch! Ha! Durch die Lunge!«
Gonzales war jetzt auf den
Beinen, und seine Klinge hatte er aus der Scheide springen lassen. Er ließ
sie vor und zurück durch die Luft schwirren, stocherte in die Luft,
parierte, machte Ausfälle, rückte vor, zog sich zurück,
stieß seine Flüche aus und brüllte vor Lachen, während
er gegen Schatten focht.
»So wird das gemacht!«,
schrie er dem Kamin zu. »Was haben wir denn da? Zwei von euch gegen
einen? Umso besser, Senores! Das Glück ist mit dem Tapferen! Ha! Nimm
das, du Hund! Stirb, du Wurm!«
Er lehnte sich gegen die
Wand, schnappte völlig außer Atem nach Luft und ließ die
Spitze des Säbels auf den Boden sinken, das massige Gesicht tiefrot
gefärbt von der Strapaze und dem Wein, den er getrunken hatte. Währenddessen
lachten der Korporal, die Soldaten und der dicke Wirt laut und anhaltend
über den unblutigen Kampf, aus dem Sargento Pedro Gonzales als
unangefochtener Sieger hervorgegangen war.
»Wenn doch - wenn doch
dieser feine Senor Zorro nur jetzt und hier vor mir stünde!«,
keuchte der Feldwebel.
Und wieder öffnete sich
plötzlich die Tür, und ein Mann betrat inmitten einer Sturmböe
die Gaststube.
3
EIN BESUCH VON SENOR ZORRO
Der Indianer rannte nach
vorn, um die Tür gegen die geballte Kraft des Sturmes zuzustemmen,
dann zog er sich wieder in seine Ecke zurück.
Der Neuankömmling stand
mit dem Rücken zu den Männern. Sie konnten sehen, dass er den
Sombrero tief in die Stirn gezogen hatte, so als wolle er verhindern, dass
der Wind ihn davonfegte, und dass sein Leib in einen langen schwarzen
Mantel gehüllt war, der vor Nässe triefte.
Immer noch mit dem Rücken
zu ihnen, öffnete er den Mantel und schüttelte die Regentropfen
ab, dann schlug er ihn wieder vor der Brust zusammen, während der
dicke Wirt eilig vortrat und die Hände erwartungsvoll aneinander
rieb, denn er vermutete, einen caballero vor sich zu haben, der vom Camino
Real kam und für ein Mahl, ein Bett und die Versorgung seines Pferdes
gutes Geld bezahlen würde.
Als der Wirt nur noch ein
paar Fuß von ihm und der Tür entfernt war, wirbelte der Fremde
herum. Der Wirt stieß einen Schreckensschrei aus und zog sich
schnell zurück. Der Korporal schluckte entgeistert, den Soldaten
blieb vor Entsetzen der Mund offen stehen, Sargento Pedro Gonzales
gestattete seinem Unterkiefer, herabzufallen, und seinen Augen, aus
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