Im Zimmer wird es still
zu verbringen, morgens auszuschlafen, mittags ein bisschen zu ruhen, sich träge zu berühren. Sich zu necken, mit Anzüglichkeiten aufzuziehen, in den Kissen zu wälzen. Alles auszuprobieren, wonach ihnen der Sinn stand. Ihre Körper, warm und anziehend, stets bereit, sich einander zuzuwenden. Wenn einer von ihnen erschöpft war, verwöhnte der andere ihn, zog seine Befriedigung daraus.
Sie suchten zusammen Postkarten aus, beschrieben sie in einem Café. Eine Karte adressierte Peter verschämt. Auf seinen fragenden Blick hin schob Peter sie ihm zu. Sie war an Paul gerichtet. Er las sie. Schrieb ›Danke‹ und seinen Namen darunter. Sie lächelten sich an.
Die Zeit floss dahin. Schien gedehnt zu sein, eine Variable, mit der man nicht rechnen musste. Bis plötzlich nur noch ein kleines Stück geblieben war. Am letzten Tag wanderten sie einen Küstenpfad entlang. Weit oben setzen sie sich auf eine Bank, blickten aufs Meer. Er streckte sich auf der Bank aus, den Kopf auf Peters Schoß. Sog die Trägheit der Mittagsstunde in sich auf, die Sonne wärmte sein Gesicht. Er zuckte nicht hoch, als Leute vorbeigingen. Er schloss die Augen, gab sich dem warmen Wind hin, der seine Haut streichelte.
Zu Hause hatte sie der Alltag wieder. Ein noch ungewohnter Alltag. Abends nach der Arbeit ging er meist zu Peter, öffnete die Tür leise. Wenn Peter im Bett lag und las, zog er sich aus und erzählte Peter von der Arbeit oder fragte ihn nach den Bildbänden, in denen er blätterte.
Morgens ließen sie sich Zeit, bis Peter in den Laden musste, frühstückten gemütlich, hörten Musik. Ein paar Mal trieben sie es hastig in der Küche oder im Flur, manchmal streichelten sie sich nur entspannt gegenseitig im Bett.
Bevor er auf Arbeit musste, ging er gern bei Peter im Laden vorbei. Wenn er den Markt überquerte, leuchtete ihm schon von Weitem die goldene Kugel des Froschkönigs über der Ladentür entgegen. Der Frosch saß auf der Kugel, trug eine Krone und streckte dem Betrachter seine Froschhand mit einem prächtigen Rubinring entgegen. Er trat näher, blickte durch das Schaufenster und beobachtete Peter dabei, wie er Kunden beriet oder Schmuck in den Vitrinen platzierte.
Dann ging er zum Italiener an der Ecke, bekam nach einem fröhlichen Ciao und einem Nicken zwei Espresso und trug sie ins Geschäft. Sie gönnten sich diese zehn gemeinsamen Minuten, bis er zur Arbeit musste. Wenn er abends frei hatte, holte er Peter ab und sie gingen ein Stück oder setzten sich in ein Café, aßen etwas.
Draußen schreit ein Kind, und eine Frauenstimme redet beruhigend auf es ein. Er öffnet die Augen und stellt fest, dass es schon spät ist. Bemüht, munter zu werden, steht er auf. Die Erika am Fenster leuchtet im Sonnenlicht. Er tritt näher, blickt über den Hof. Katharina hat ihr Rad an die Hauswand gelehnt, nimmt eine schwere Einkaufstasche ab, hebt die Kleine aus dem Kindersitz. Er löst sich vom Fenster.
Ihm fällt ein, was er erledigen muss und steigt die Treppe hinauf bis zum Dachboden. Die Stiege knarrt unter seinen Füßen. Unter den rissigen Balken schlängelt er sich durch bis zur Wäsche, die weiter hinten hängt. Er holt den großen Korb heran und beginnt, die Wäsche abzunehmen, legt die Laken und Bezüge gleich zusammen. Die Wäsche ist in der stickigen Wärme des Dachbodens trocken und warm geworden. Als Peter ihn das erste Mal herbrachte, war es hier oben eiskalt gewesen.
Peter hatte nur gesagt, dass er ihm etwas zeigen wolle. Sie fuhren aus der Stadt heraus, hielten an einer Dorfstraße. Peter hatte den Schlüssel zum Seitengebäude einstecken. Im Erdgeschoss roch es muffig, Eiskristalle glitzerten an den Wänden, die Fenster waren mit Eisblumen gepanzert. Der Putz sah an einigen Ecken mürbe aus, die Tapete hing in Streifen, ein Ofen sackte fast in sich zusammen. Auf der anderen Seite der Diele befanden sich Ställe mit Tonnengewölben, aus denen es ihnen eisig entgegenschlug und beißend roch. Im ersten Stock war früher ein Heuboden gewesen. Die kleinen Fenster waren klapprig, es zog.
Er verstand nicht viel von Bausubstanz und solchen Dingen, aber er sah, dass einiges zu tun wäre, um es wohnlich zu machen. Peter sagte, dass er schon länger von einem eigenen Haus träume. Als Peter ihn fragte, ob er hier mit ihm leben wolle, freute er sich. War fast erschrocken darüber, wie wenig er nachdachte, ehe er ja sagte.
Peter stellte ihn ihren zukünftigen Nachbarn vor, denen der ganze Hof gehörte. Sie musterten ihn
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