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Im Zweifel suedwaerts

Im Zweifel suedwaerts

Titel: Im Zweifel suedwaerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Fischer
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wollten, insofern …«
    »Ich wollte ganz sicher keine gemeinsame Nacht mit dir wiederholen!«
    »In seinem Hotelbett?« Richard war laut geworden. Dafür hatte ich volles Verständnis.
    »Ich hab da nur geschlafen.«
    Felix lachte.
    »Von all den Betten in dieser Stadt schläfst du in seinem Hotelbett?«
    »Das klingt nicht gut, ich weiß, aber …« Ich entschied, dass es das Beste war, die Karten auf den Tisch zu legen und die Wahrheit zu sagen, die ja im Grunde gar nicht so übel war. Sicherlich nicht so übel wie das, was sich Richard selbst ausmalte. »Wir waren zwar zusammen, aber da ist nichts passiert. Nichts Schlimmes.«
    »Definiere schlimm.«
    »Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, ihn geküsst zu haben.«
    »Na, Gott sei Dank!« In gespielter Dankbarkeit schlug Richard die Hände zusammen.
    »Wirklich, Richard! Ich war betrunken!« Die Ausrede galt für Richard nicht, das wusste ich, also weiter: »Wir haben nur Händchen gehalten!«
    »Händchen?«
    »Ja, Händchen. Und selbst das bereue ich jetzt schon, das kannst du mir glauben.« Ich rang mit den Tränen. »Aber wir hatten keinen Sex. Das ist die Wahrheit.« Ich drehte mich zu Felix um und sah ihn durchdringend an. »Du bestätigst ihm jetzt sofort, dass wir keinen Sex hatten.«
    Aber Felix dachte gar nicht daran. Er lachte nur fies. »Mach’s gut, Daphne.« Er steckte die Hände in die Taschen seiner Shorts und schlenderte zum Hotel zurück. Auf halber Strecke drehte er sich noch einmal um. »Wenn du wieder klarkommst, kannst du dich ja mal bei mir melden. Dann wiederholen wir das. Ich würd mich freuen.«
    »Du bist noch immer derselbe geistig klobige, gefühlsbehinderte Spacken, der du vor drei Jahren warst!«, rief ich ihm hinterher. In erster Linie, damit ich selbst es hörte und kapierte, wie dumm ich gewesen war.
    »Vielen Dank.« Felix machte eine kleine Verbeugung. »Und du bist noch immer genauso leicht zu manipulieren.«
    Mir stiegen jetzt doch noch die Tränen in die Augen. »Du hast dich bei mir entschuldigt, du Arsch!«
    Felix zuckte mit den Schultern, »das war gestern«, und ging.
    »Betty hat recht, du bist ein Psycho!«
    Während ich mir wutschnaubend über die Augen wischte, bemerkte ich, wie Richard sich neben mir auf die Kaimauer setzte, und hörte, wie er erschöpft ausatmete. Er hatte die Arme auf die Knie gelegt und ließ den Kopf hängen. Ganze Arbeit, Daphne.
    Unsicher setzte ich mich zu ihm. Ich hätte ihn gern umarmt, aber ich traute mich nicht. »Es tut mir leid«, flüsterte ich.
    Er hob den Kopf und sah mich eine Weile schweigend und ernst an, bevor er etwas sagte. »Ich weiß, wir hatten unsere Schwierigkeiten. Ich weiß, du bist sauer auf mich. Und ich kann sogar verstehen, warum. Aber was ich bis eben nicht wusste, ist, dass du solche Sachen machst, Daphne, dass du fähig bist, mich zu betrügen. Das hätte ich nicht von dir gedacht. Das ändert alles zwischen uns.«
    »Aber das mit Felix hatte nichts zu bedeuten!« Warum kamen bloß immer nur dieselben plumpen Klischeesätze aus meinem Mund? »Und da war ja nichts. Das kommt noch hinzu.«
    »Hör auf, okay? Irgendetwas war, sonst würden wir hier ja nicht sitzen. Egal ob du nur Händchen gehalten oder mit dem Kerl da wilden Sex gehabt hast. Wirklich, vollkommen egal. Wir sitzen trotzdem hier.« Er richtete sich auf, Erschöpfung und Frustration im Blick, und seufzte. »Ich dachte, du freust dich, mich zu sehen. Ich dachte, wir machen uns hier ein paar schöne Tage mit unseren Freunden, so wie du es wolltest. Hannes und ich waren den ganzen Tag unterwegs, zwei Flüge, der Bus aus Faro …« Neben Felix’ Hotel befand sich der Busbahnhof von Lagos, das erklärte, warum Richard plötzlich hier auf der Straße gestanden hatte. »Ich hab das alles nur für uns gemacht. Weil ich nicht wollte, dass etwas so Bescheuertes wie eine missglückte Urlaubsplanung der Grund dafür ist, dass wir uns trennen.«
    Trennen. Allein das Wort machte, dass es mir kalt den Rücken herunterlief. »Das wäre ja auch gar nicht der Grund gewesen. Ich war bloß so enttäuscht, dass …«
    »Ich bin noch nicht fertig«, unterbrach Richard mich. Er schloss die Augen, um sich zu konzentrieren, bevor er sie wieder öffnete und fortfuhr. »Jedenfalls mache ich mir diese Gedanken und gebe mir diese Mühe, nur um hierherzukommen und herauszufinden, dass meine Freundin einen Urlaubsflirt mit ihrem Ex hat, während ich in Hamburg sitze und mir den Kopf zerbreche, wie ich das mit uns wieder

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