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Im Zweifel suedwaerts

Im Zweifel suedwaerts

Titel: Im Zweifel suedwaerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Fischer
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Ich hab ja nicht erst seit gestern mit dir zu tun, Schätzelein.«
    »… und anstatt etwas aus dieser harmonischen Situation zu machen, mal in Ruhe reden, den ganzen Scheiß ein für alle Mal aus der Welt schaffen, ein bisschen liebevoller miteinander umgehen, macht er den ganzen Moment kaputt.«
    Betty kaute auf ihrer Unterlippe. »Tja, also ich hätte jetzt irgendwie gedacht, Sex wäre schon so was wie liebevoller Umgang, aber na ja, man lernt eben nie aus.«
    »Ich hab auch nicht prinzipiell ein Problem damit …«, nicht so wie Lucy, zum Glück, »aber gestern Abend hätte ich mir was anderes gewünscht, verstehst du?«
    »Nö.«
    »Dass wir die Chance nutzen, uns richtig auszusprechen. Und stattdessen erpresst er mich.«
    »Er erpresst dich?«
    »Ja. Er wusste ganz genau, dass ich nicht wollen würde, dass diese Versöhnungsaktion und das Stolz-Runterschlucken umsonst waren. Er wusste, dass ich nicht Nein sagen konnte . Er hat mich in einen Hinterhalt gelockt, in eine ganz miese Sexfalle. Wie sollen wir denn so bitte jemals …«
    »Sexfalle?!« Betty lachte so sehr, dass sie stehenbleiben und sich den Bauch halten musste. »Das ist das Witzigste, was du je gesagt hast, seit ich dich kenne.«
    »Okay, ich hab das falsche Wort benutzt. Aber rein vom Ding her …«
    »Sexfalle!« Betty hielt sich an einen Laternenpfahl fest und machte ein gespielt verängstigtes Gesicht. »O nein! Die schreckliche Sexfalle.«
    »Betty. Es reicht.«
    Nach Luft ringend nickte sie und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Okay …« Dann wurde sie von einer weiteren Lachwelle geschüttelt. »Ich wünschte, so etwas würde mir mal passieren.«
    Ich warf ihr einen bösen Blick zu. Betty rang mit sich. Sie presste die Lippen aufeinander, ihr Gesicht war verzerrt in dem Bemühen, nicht wieder loszuprusten. Gut, dass Lucy mit auf die Reise kommen würde. Das hatte dann hoffentlich einen ausgleichenden Effekt. Oder endet in einem Desaster, schoss es mir durch den Kopf, wie meistens, wenn zwei Extreme aufeinander trafen. Betty, das Sexmonster, und die keusche Lucy drei Wochen lang auf engstem Raum. Eigentlich war die Katastrophe vorprogrammiert
    »Okay, vergiss es einfach«, sagte ich, und blieb an einer kleinen Kreuzung stehen. »Müssen wir hier rechts? Oder wie?«
    »Auf jeden Fall müssen wir unsere Entscheidung mit höchster Sorgfalt treffen. Ein falscher Schritt, und wir tappen geradewegs in eine Sexfa-ha-ha …« All ihre Anstrengungen hatten nichts gebracht, und Betty ließ es einfach laufen, das Lachen.
    Langsam war es mir wirklich peinlich, dieses Thema überhaupt angesprochen zu haben. Aber wenn man seiner besten Freundin nicht von so etwas erzählen konnte, wem denn dann? »Ich rede erst wieder mit dir, wenn du dich beruhigt hast. Ich mein’s Ernst, Bettina.«
    »Nenn mich nicht so, du verklemmtes Stück.«
    Der Spielplatz an der Kreuzung beschallte die Umgebung mit Kindergeschrei, wie sich das für einen sonnigen Samstagvormittag gehörte. In der letzten Zeit hatte ohnehin verdächtig oft die Sonne geschienen. Je näher unsere Abreise rückte, desto mehr Sonnenschein. Konnte das ein Zufall sein?
    Laut Skys Beschreibung musste sein Bus hier irgendwo stehen. Ich reckte den Hals und suchte die Reihe parkender Autos rechts von uns ab. Bingo. »Gelber Bus. Auf zehn Uhr.«
    Ich zog Betty, die noch immer um Contenance rang und deswegen nicht allein gehen konnte, am Ärmel ihres Kapuzenpullis hinter mir her. Sie verhielt sich ruhig, bis ich den Schlüssel ins Schloss der leicht verbeulten Schiebetür steckte und sie laut »Halt!« rief.
    Erschrocken fuhr ich zusammen. »Was?!«
    »Ich will nur, dass du vorsichtig bist, Schätzelein. Es könnte sich um eine Sexfalle handeln …« Wieder brach sie in Gelächter aus.
    »Das ist nicht witzig«, maulte ich, konnte mich aber nur schwer gegen das Grinsen wehren, das sich seinen Weg auf mein Gesicht bahnte. Weil ich Betty das aber nicht sehen lassen wollte, drehte ich ihr den Rücken zu und zog an der Schiebetür des Busses, hinter der sich unser Zuhause für die kommenden drei Wochen verbarg.
    Ein muffiger Geruch von Patschuli-Räucherstäbchen und gerauchten Joints wehte uns entgegen, ein alter, dreckiger Flickenteppich lag auf dem grauen, mit Wasserflecken übersäten Holzfußboden, und das Laken auf der großen Matratze im hinteren Teil der Kabine hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.
    »Nette Vorhänge«, kommentierte Betty die gebatikten Tücher, die Sky vor die Fenster

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