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Im Zweifel suedwaerts

Im Zweifel suedwaerts

Titel: Im Zweifel suedwaerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Fischer
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Tochter des Mechanikers. Sie war etwas jünger als wir und so ungefähr das hübscheste Mädchen, dass ich je gesehen hatte. Sie hatte lange, dicke Haare, ein schmales Gesicht mit goldenem Teint, der ihre grünen Augen zum Strahlen brachte. Außerdem war sie zwar kleiner als ich, hatte aber diese perfekten, schlanken, langen Beine, für die ich sie reflexmäßig gern gehasst hätte, weil sie meine eigenen wie Stummel erschienen ließen. Aber ich konnte sie nicht hassen, denn sie war wirklich reizend und sprach außerdem, wenn auch nur gebrochen, Deutsch – »Wir haben Tante und Onkel in Hamburg« – und rettete uns damit in dieser Situation den Arsch.
    »Das Thermometer im Wassertank ist verrutscht. Also war weniger Kühlwasser drin als angezeigt«, fasste Marco ihre etwas krude Erklärung der aktuellen Lage zusammen.
    Betty war erleichtert. »Also war es wirklich nicht meine Schuld. Hab ich doch gesagt.«
    »Da hast du recht.«
    »Gut.« Betty nickte zufrieden. »Danke.«
    »Und jetzt?«, fragte ich Marco.
    Er zuckte mit den Schultern und ließ Ana antworten.
    »Motor su heiß und dann …« Sie machte ein Geräusch wie eine kleine Explosion. Wir schauten betreten den Bus an, als könnte das die ganze Katastrophe ungeschehen machen. Konnte es natürlich nicht. Währenddessen wechselte Ana ein paar Worte mit ihrem Vater, dessen Gesichtsausdruck nichts Gutes verheißen ließ. Als die Unterhaltung beendet war, spuckte er auf den Boden und wischte sich seine ölverschmierten Hände an einem nicht weniger ölverschmierten Tuch ab.
    »Vielleicht kann man heil machen, vielleicht nicht«, erklärte seine Tochter, und ich hatte nicht das Gefühl, nach diesem Fazit in irgendeiner Weise beruhigter oder auch nur ein bisschen schlauer zu sein als vorher.
    »Und wenn nicht?«, fragte ich, ohne viel Hoffnung. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Autofriedhof, schoss es mir durch den Kopf. Der gelbe Bus würde hierbleiben und ausgeweidet werden, wie ein verendetes Tier in der Steppe. Umkreist von Geiern.
    »Neue Motor.« Sie rieb Daumen und Zeigefinger der rechten Hand aneinander und sagte in einem Tonfall, der deutlich machte, wie bedauerlich sie das alles fand: »Leider sehr teuer.«
    »Auch das noch!« Ich sank auf den harten Boden und blieb im Staub sitzen. Das passte alles ganz und gar nicht zu meinem vielversprechenden Gefühl vom Morgen. Betty tätschelte mir den Kopf.
    Der Mechaniker wischte sich die Hände an einem verdreckten Tuch ab, ließ einen kleinen Redeschwall auf seine Tochter regnen und nickte dann in unsere Richtung, damit sie übersetzte. »Mein Vater erst sehen, ob er kann … reparar?« Sie sah Marco fragend an.
    »Reparieren«, antwortete er hilfsbereit.
    »Einfach, não?« Ana lächelte schüchtern. Es war ihr deutlich anzumerken, dass es ihr unangenehm war, dass ihr Deutsch so holprig war. Völlig zu Unrecht, ich wünschte, ich spräche nur halb so gut Portugiesisch. Oder Spanisch. Oder auch Französisch. Es war erschreckend, wie wenig von der Sprache nach drei Jahren Frontalunterricht in meinem Gehirn hängen geblieben war … »Reparieren dauern funf oder seis«, Ana hielt sechs Finger hoch, »Tage. Wenn nicht, dann …«, Schulterzucken, »Motor nicht hier, nicht in Portugal. Nur in Alemanha.«
    Ich schirmte meine Augen gegen die Sonne ab und sah zu Marco hoch. »Und dann tragen wir den Bus zurück nach Hamburg, oder wie?«
    »Na? Haste Bock?« Marco grinste, aber es sah nicht fröhlich aus.
    »Und dann is noch eine Sache mit …« Ana suchte nach dem richtigen Wort, fand es aber nicht und nahm stattdessen Marcos und meine Hand und führte uns zur Fahrerkabine, wo sie auf das zerstörte Handschuhfach zeigte. »Totalmente quebrado, leider, das ist nicht su retten …«
    Ich räusperte mich peinlich berührt. »Tja, also, das ist eine andere Sache … Hat jetzt auch nicht wirklich oberste Priorität.«
    »Also nicht reparieren?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Ich glaube«, sagte Marco, »jetzt musst du mal langsam den Typen anrufen, dem das Ding gehört.«
    »Sky …«
    »Daphne!«
    »Richtig. Ich bin es.«
    »Ich hab gerade an dich gedacht.«
    »Ach, wirklich. Wie nett.«
    »Keine Ursache, Daphne. Schön, von dir zu hören. Genießt ihr euren Urlaub?«
    Ich dachte eigentlich, der wütende Unterton in meiner Stimme würde deutlich machen, dass ich mit Sky ein fettes Hühnchen zu rupfen hatte. Aber er war eben einfach nicht so der Typ, der die Dinge automatisch negativ interpretierte. Eher war es

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