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Im Zweifel suedwaerts

Im Zweifel suedwaerts

Titel: Im Zweifel suedwaerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Fischer
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sagte sie, öffnete ihre eigene Tür und griff nach ihrem Handy. »Ich ruf Marco an.«
    Aber das war nicht nötig. Kaum war ich von meinem Sitz gerutscht, sah ich ihn schon auf uns zurennen. Offenbar war ihm aufgefallen, dass wir ihm nicht mehr folgten. Sein Wagen stand ein paar Hundert Meter entfernt ebenfalls am Straßenrand. Die Hitze flimmerte über dem Asphalt, Autos brausten an uns vorbei, und Marco schwitzte in der Nachmittagshitze – auf Höhe seiner Achselhöhlen hatten sich dunkle Flecken gebildet, gut sichtbar, obwohl er sein schwarzes Iron-Maiden- T -Shirt trug. Männerschweiß, dachte ich unwillkürlich, dem komme ich besser nicht zu nahe.
    »Was ist denn passiert?«, erkundigte er sich atemlos, noch im Laufen.
    Betty zog die Schultern hoch. »Keine Ahnung. Plötzlich ging nichts mehr, und dann war Komplett-Alarm …« Sie wischte sich über die Stirn. »Keine Ahnung«, sagte sie noch einmal.
    Marco hängte sich durch die geöffnete Fahrertür in den Bus und betrachtete das Blinklichtfeuerwerk auf dem Armaturenbrett. »Hattet ihr alles nachgefüllt? Öl? Wasser?«
    Betty kam näher. »Da war laut Anzeige auf jeden Fall genug drin … Und das musst du doch auch gesehen haben, als du vorgestern den Bus repariert hast.«
    »O mein Gott!«, rief in diesem Moment Lucy. Obwohl es mehr ein Kreischen als ein Rufen war. »Es brennt!« Und während wir anderen uns erst einmal orientieren und herausfinden mussten, wo genau es brannte und was überhaupt, war Lucy schon dabei, hektisch ihren pinkfarbenen Koffer aus dem dem Untergang geweihten Fahrzeug zu zerren. Er war nicht verschlossen, und T -Shirts, Unterhosen und Sonnencremetuben fielen heraus und verteilten sich auf der staubigen Straße. Aber das war das kleinere Übel, verglichen mit der absoluten Auslöschung all ihres mitgebrachten Hab und Guts im Flammenmeer, zu der es unweigerlich wenige Augenblicke später kommen musste – davon schien zumindest Lucy überzeugt zu sein. Und vielleicht lag sie damit ja gar nicht so falsch, denn in der Tat schwebte in dichter werdenden Fahnen Rauch aus dem Inneren des Busses in den portugiesischen Himmel.
    Ein ermattetes »Scheiße« war alles, was mir dazu noch einfiel. Das war dann wohl das Ende der Reise.
    Marco und Betty rannten von der Vorder- zur Rückseite des Busses, öffneten todesmutig die Heckklappe und die Klappe zum Motorraum und fanden sich sofort in einer dichten Wolke aus Qualm wieder. Lucy entfuhr ein erneuter Schrei. Ich wünschte, sie könnte sich ein bisschen zusammenreißen. Nicht alles noch schlimmer machen mit ihrer Hysterie. Nur einmal. Jetzt wäre zum Beispiel ein guter Augenblick dafür gewesen.
    Nachdem die Sicht auf den Motor sich etwas verbessert hatte, warf Marco einen Blick darauf und nickte, als er seine Vermutung bestätigt sah. »Hab ich’s mir doch gedacht. Zu wenig Kühlwasser.« Er warf Betty einen Blick von der Seite zu, der zwei Dinge ausdrückte. Erstens: Der fährt erst mal nicht mehr. Und zweitens: So einen Anfängerfehler hätte ich dir niemals zugetraut.
    Betty verstand. »Aber laut Anzeige war alles in Ordnung!«, wehrte sie sich aufgebracht. »Ich hab wirklich drauf geachtet!«
    Das entsprach der Wahrheit. Betty hatte in der Tat äußerst penibel auf die Kühlwasseranzeige geachtet, aber geholfen hatte das trotzdem nicht, denn die Anzeige log. Das stellte sich eine Stunde später heraus, als der Bus von einem alten, braun gebrannten Mechaniker begutachtet wurde, dessen Werkstatt, zu der uns Marco abgeschleppt hatte, im Randgebiet von Lagos lag, einer kleinen Stadt an der Algarve. Zu der Werkstatt gehörten ein niedriges, kastenförmiges Betongebäude, das Büro und Lager zugleich war, und ein san diger Hof, von einer Mauer umgeben, auf dem Autos parkten, die nie wieder fahren würden und nur noch als Ersatzteillager dienten. Ich schluckte bei dem Anblick und fragte mich, ob Skys Bus dasselbe Schicksal ereilen würde. Lucy saß etwas abseits auf einem Stapel alter Reifen in der Sonne und kratzte unglücklich an ihren Flohbissen.
    »Lucy! Nicht kratzen!«, rief ich ihr zu. »Davon wird es nur schlimmer!«
    Sie sah mich traurig an, sagte »Okay« und kratzte weiter.
    Wir anderen standen neben dem Bus, ein gebührender Abstand zwischen uns und dem faltigen, hageren Fachmann, der den Schaden untersuchte und mürrisch portugiesische Wörter murmelte, von denen wir selbstverständlich mal wieder kein einziges verstanden.
    Ohne Ana wären wir aufgeschmissen gewesen.
    Ana war die

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