Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
warten.“
„Kasim!“
„Schon gut! Was hältst du von diesem hübschen Jüngling, Lord McSpermit? Er scheint sich auf den ersten Blick in Lady Valandra verliebt zu haben.“
Ranulf schüttelte den Kopf: „Der ist doch kein Mann, sondern ein Weichling. Valandra braucht jemanden, der sich sowohl mit ihrem Mut als auch mit ihrem Starrsinn messen kann.“
„Lord Greystone scheint mir sehr von seiner eigenen Stärke überzeugt zu sein. Er sieht auch recht gut aus. Groß gewachsen und stattlich. Ich glaube, eine Frau könnte ihn durchaus anziehend finden.“
„Niemals! Der kommt überhaupt nicht in Frage. Er scheint mir gewalttätig zu sein. Ich werde ihn gleich morgen früh wegschicken.“
Kasim zwang sich, sein Grinsen zu unterdrücken, und fragte aufrichtig interessiert: „Aber du sagtest doch, dass deine Lady einen starken und harten Mann brauche.“
„Aber nicht Greystone! Er würde Valandra früher oder später brechen. Außerdem ist sie nicht meine Lady.“
Kasim nickte bedächtig, bevor er Ranulf zu bedenken gab: „Ich fürchte, Lady Valandra wird ihre Entscheidung selbst treffen, mein Freund. Schließlich soll sie einem dieser Männer kräftige Söhne schenken.“
Ranulf zuckte innerlich wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Diesen Aspekt der Ehe hatte er bisher immer erfolgreich verdrängt. Er wollte sich nicht vorstellen, wie ein anderer Mann Valandra berührte, wie er die Zartheit ihrer Haut bewunderte oder sich mit ihr im Bett wälzte. Erst recht wiederstrebte ihm die Vorstellung, sie könnte gar Gefallen daran finden. Würde sie bei einem anderen Mann mit derselben Leidenschaft reagieren wie bei ihm? Würde sie auch diese süßen kleinen Laute von sich geben und sich eng an den Körper des Mannes schmiegen, um nach mehr Liebkosungen zu verlangen? Allein der Gedanke daran ließ den bitteren Geschmack von Galle in seiner Kehle aufsteigen. Die Vorstellung, sie könnte diesem anderen Mann auch noch Kinder schenken, war beinahe mehr, als er ertragen konnte.
Als er seine Sprache endlich wiederfand, war Kasim bereits verschwunden. Ranulf wusste nur zu gut, dass sein Freund ihn absichtlich auf Valandras zukünftige Mutterrolle hingewiesen hatte. Dieser Teufel verstand es wie kein zweiter, ihn mit bloßen Worten Höllenqualen leiden zu lassen.
Aber er war selbst schuld daran. Vor einigen Monaten hatte er Kasim in einer schwachen Stunde erzählt, wie sehr er sich Kinder wünschte.
Er wusste nur zu gut, dass er bald für immer ausgelöscht wäre. Malven würde seinen Auftrag ausführen, und dann würde nichts mehr darauf hinweisen, dass es jemals einen Ranulf de Bretaux gegeben hatte. Ein Kind könnte dies ändern. Es würde bedeuten, eine Spur zu hinterlassen.
Er atmete hörbar ein. Valandra wäre die ideale Mutter seiner Nachkommen. Sie war wunderschön, intelligent und stark.
Im nächsten Moment verzog er angewidert das Gesicht. Was war er doch für ein selbstsüchtiger Bastard! Er würde nicht einmal lange genug leben, um sein eigenes Kind sehen zu können. Diesen Traum musste er augenblicklich begraben.
Valandra würde einem anderen Mann Kinder schenken.
Ranulfs Blick glitt wieder zu dem kleinen Feuerpunkt. „Beeil dich, mein Freund. Damit ich das nicht erleben muss.“
„Mit wem sprichst du?“
Valandra trat zögernd näher. Sie hatte sich in einen wärmenden Umhang gehüllt, doch sie fror erbärmlich. Ob es an der kühlen Nachtluft oder an Ranulfs ablehnender Haltung ihr gegenüber lag, konnte sie selbst nicht genau beantworten. Jedenfalls bereute sie jetzt schon, dass sie ihm hierher gefolgt war. Sie fühlte sich gehemmt und seltsam verloren.
Allein sein Anblick genügte, um die Wunde in ihrem Herzen wieder bluten zu lassen.
Valandra verbarg die zitternden Finger in den Falten ihres Umhangs.
„Was willst du hier?“, wollte Ranulf barsch wissen, ohne sie anzusehen.
„Du warst nicht in Papas Arbeitsräumen.“
Nein, das war er nicht. Er hatte seine Meinung geändert.
Ranulf ärgerte sich über seinen eigenen Wankelmut. Er hasste Unentschlossenheit. Besonders, wenn sie von ihm selbst ausging. Aber Valandras charmantes Geplauder mit ihren Heiratskandidaten hatte ihm schwer zugesetzt. Er war so wütend gewesen, dass er sich selbst nicht mehr getraut hatte. Deshalb hatte er es für klüger gehalten, ihr für heute aus dem Weg zu gehen.
Als keine Antwort von ihm kam, wurde Valandra noch unruhiger. Sie hätte alles darum gegeben, wenn sie in diesem Augenblick seine Gedanken
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