Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
Närrin, weshalb hast du so lange gewartet? Man hätte sie längst wieder richten müssen.“
„Nein, nicht anfassen!“, bat Valandra ängstlich und wich eilig einen Schritt zurück. „Es... es tut schrecklich weh.“
„Das glaube ich dir gern“, gab Ranulf ihr Recht. Er würde ihr jedoch noch wesentlich mehr Schmerzen zufügen müssen.
„Du willst sie wieder einrenken, nicht wahr?“, flüsterte Valandra furchtsam. Ranulf nickte mitfühlend. „Für jemanden, der vor wenigen Stunden einen blutrünstigen Bären mit einem einzigen Pfeil erledigt hat, benimmst du dich jetzt geradezu feige.“
Valandra schnappte gekränkt nach Luft. „Das tu ich nicht! Außerdem waren es drei Pfeile. Zwei sind daneben gegangen!“
Ranulf wehrte sich innerlich gegen ihre Worte. Er wollte sich nicht an den Anblick des toten Bären auf dem Wagen erinnern, und er wollte sich auch nicht an die grässlichen Gefühle erinnern, die er dabei empfunden hatte. Die bloße Vorstellung, dass Valandra diesem riesigen Ungetüm schutzlos ausgeliefert gewesen war, hatte ihn mit kaltem Entsetzen erfüllt. Er hatte sich schreckliche Vorwürfe gemacht, weil er nicht für sie da gewesen war, weil er sie nicht beschützt hatte. Und er war unendlich wütend auf diese feigen Memmen von Heiratskandidaten gewesen. Sie hatten ihr in keinster Weise beigestanden. Ranulf ließ die Hände behutsam über Valandras Schulter gleiten und brachte sie in die richtige Position.
„Es wird gleich wehtun, Liebes, doch es muss sein. Ich zähle bis drei.“ Valandra nickte mit zusammengepressten Lippen.
„Bist du bereit?“
Sie nickte erneut.
„Eins...“
„Auaaaa!!!“, schrie Valandra im nächsten Moment, und Tränen schossen ihr in die Augen.
Ranulf zog sie tröstend in seine Arme. „Es ist vorbei, Liebes.“
„Du hast nicht bis drei gezählt“, schluchzte Valandra anklagend an seiner Brust.
„Ich war nicht vorbereitet.“
Ranulf hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Ich bin sehr stolz auf dich, Liebes. Du warst ausgesprochen tapfer.“
Der liebevolle Klang seiner Stimme dämpfte Valandras Schmerz ein wenig, doch es tat auch so noch höllisch weh.
Sie gaben sich beide der schweigenden Harmonie hin, bis Valandra den Kopf hob und fragend in Ranulfs Gesicht blickte. „Ist Malven der Grund, dass du mich nicht heiraten willst?“ Über ihre eigene Kühnheit erstaunt, hielt sie den Atem an.
Ranulf nickte zögernd. „Es ist zu gefährlich. Jeder, der mir zu nahe kommt, läuft Gefahr, ebenfalls getötet zu werden.“
„Du weichst meiner Frage aus“, flüsterte Valandra. Sie musste es einfach wissen. Egal, wie schmerzlich die Antwort auch sein mochte. „Wenn die Dinge anders lägen, wenn Malven nicht hinter dir her wäre... Glaubst du, du könntest mich dann lieben?“
Ranulf schlang die Arme so fest um ihren zarten Körper, als ob er sie nie wieder loslassen wollte. Er kämpfte gegen seine Gefühle an, wollte ihre Frage verneinen, um es ihnen beiden nicht unnötig noch schwerer zu machen, doch er vermochte es nicht. Die Wahrheit drängte sich mit aller Macht über seine Lippen. „Mit jeder Faser meines Herzens! Wie könnte ich dich nicht lieben? Du bist alles, was ich mir jemals gewünscht habe.“
Valandras Herz setzte einen Schlag lang aus, nur um dann vor Glück beinahe zu zerspringen. „Du liebst mich?“
Ranulfs Lächeln barg so viel Zärtlichkeit, so unendlich viel Gefühl, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. „ Oui, ma petite, ich liebe dich. Weshalb, glaubst du, konnte ich mich nie von dir fern halten? Du hast mir von Anfang an den Kopf verdreht.“
Dann kämpfe um unser Glück , flehte Valandras Herz. Lass nicht zu, dass deine Vergangenheit unsere Zukunft verschlingt.
Sie legte ihm die schlanken Arme um den Hals, zog sich auf die Zehenspitzen und flüsterte an seinen Lippen: „Wir werden einen Weg finden.“ Sie wusste noch nicht, wie, doch gemeinsam würden sie einen Ausweg finden.
„Nicht...“, stöhnte Ranulf, doch gleichzeitig schlossen sich seine Arme fester um ihren zierlichen Körper, und sein Mund forderte ungestüm, was bald einem anderen gehören sollte. Allein der Gedanke daran trieb ihn beinahe in die Verzweiflung.
Kapitel 27
Kurz vor Sonnenaufgang hielt es Valandra nicht länger im Bett aus. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Wie auch, wenn der Mann, den sie liebte, in Lebensgefahr schwebte…
Sie schälte sich ganz vorsichtig aus Ranulfs Armen und hielt den Atem an, als er sich
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