Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
Stimme: „Im Namen unseres geliebten Königs verkünde ich folgende Bekanntmachung. Laut eines früheren Abkommens zwischen Lord Lamont und Lord McGregor übernimmt Letzterer ab sofort die Herrschaft über Walkmoor Castle, bis der rechtmäßige Besitzer heimkehrt.“
„Nein!“, schrie Valandra aufgebracht und sprang von ihrem Stuhl hoch. „Eine solche Abmachung hat es nie gegeben!“
Ranulfs Kopf zuckte zu ihr herum. Verdammt, weshalb war sie immer noch hier? Verschwinde endlich, warnte er sie mit seinen Augen. Doch ihr trotzig vorgeschobenes Kinn verdeutlichte ihm, dass sie gar nicht daran dachte, ihn allein zu lassen. Teufel und Verdammnis, weshalb konnte sie nicht dieses eine Mal auf ihn hören? Verstand dieses dumme Ding denn nicht, in welcher Gefahr sie schwebte?
Ranulf sah, dass sich Kasim unauffällig an ihre Seite geschlichen hatte, und hoffte inständig, dass es noch nicht zu spät für eine Flucht war.
Der Hofmarschall fuhr unbeeindruckt mit Lesen fort. „Des Weiteren erklärt sich Lord McGregor großzügigerweise bereit, die Vormundschaft von Lady Valandra und ihrer Schwester Lady Dalvina zu übernehmen.“
Entsetztes Keuchen wurde in der Halle laut, und Ranulf stöhnte ungehalten auf, als er sah, wie Valandra sich aus Kasims Griff befreite und die Stufen vom Podest herunterstürmte.
„Nein! Das kann ich nicht akzeptieren“, tat sie wütend kund. „Mein Vater hat Lord de Bretaux die Vormundschaft für mich anvertraut. Hier in diesem Schreiben steht es schwarz auf weiß.“ Sie hielt dem Hofmarschall das Pergament unter die Nase. „Ganz egal, was Lord McGregor Euch erzählt hat, es ist alles gelogen. Es gibt weder ein Abkommen zwischen ihm und meinem Vater, noch ist Lord de Bretaux ein Betrüger. Er wurde von meinem Vater hierher gesandt, um uns vor McGregor zu schützen. Mein Vater wusste um die Falschheit und Habgier dieses Kerls.“
Der Hofmarschall las schweigend das Beweisstück durch und schürzte nachdenklich die Lippen.
Wie gut, dass sie diese Schriftstücke immer bei sich trug, dachte Valandra und begegnete McGregors Blick mit Verachtung. Die nächsten Worte des Hofmarschalls ließen ihr jedoch das Blut in den Adern gefrieren. „Was hältst du von diesen Anschuldigungen, liebster Cousin?“
McGregors Grinsen, mit dem er ihre Fassungslosigkeit quittierte, konnte bestenfalls als teuflisch bezeichnet werden.
Valandra fühlte sich, als ob sie gerade von einem Pferd getreten worden wäre. Sie hatte gewusst, dass McGregor Beziehungen zum Hofe genoss, aber sie hatte ja keine Ahnung, zu welch hohem Amt!
Ihre Dummheit würde sie teuer zu stehen kommen.
McGregor ließ seine Antwort genüsslich auf der Zunge zergehen. „Nichts als Lügen. Dieses Schriftstück ist eine billige Fälschung.“
Die Lippen des Hofmarschalls verzogen sich ebenfalls zu einem höhnischen Grinsen, und nun sah man den beiden an, dass dasselbe bösartige Blut durch ihre Adern floss.
„Das sehe ich auch so.“ Der Hofmarschall zerriss Valandras Pergament in kleine Stücke und ließ sie achtlos zu Boden fallen.
„Der Beschluss des Königs ist rechtsgültig.“ Er hob seine Stimme, damit jeder im Raum ihn klar und deutlich verstehen konnte. „Ab sofort ist Lord McGregor euer neuer Lehnsherr und ihr seid ihm Gehorsam schuldig. Jeder, der sich dieser Anordnung wiedersetzt, wird umgehend verhaftet und seiner gerechten Strafe zugeführt.“
Valandra war sprachlos. Ihre Gedanken überstürzten sich, und sie fühlte sich wie gelähmt vor Furcht. Sie suchte Ranulfs Blick und schrie im selben Augenblick entsetzt auf.
Ein Knüppel sauste erbarmungslos auf seinen Kopf nieder, und Ranulf verlor das Bewusstsein.
„Ihr hinterhältigen Schweine“, schrie Valandra von Grauen erfüllt. Sie wollte zu Ranulf, doch ein Krieger packte sie von hinten und hielt sie fest.
„Loslassen!“, schrie sie erneut. O Gott, Ranulf lag reglos am Boden. Sie konnte nicht einmal erkennen, ob er überhaupt noch atmete. Sie musste zu ihm.
Valandra wehrte sich aus Leibeskräften, trat um sich, wand und wehrte sich, doch es war sinnlos. Machtlos musste sie mit ansehen, wie Ranulf von den königlichen Kriegern aus der Halle in Richtung Verlies geschleift wurde.
Valandra sah die Hilflosigkeit in den Gesichtern ihrer Untertanen und wusste, dass sie keine Hilfe von ihnen erwarten durfte. Ein königlicher Beschluss war unumstößlich. Nur der Papst persönlich konnte an einem solchen Urteil etwas ändern.
„Das werdet Ihr mir büssen,
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