Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
darauf, dass er Valandra, die Königin seines Herzens, auf ihnen bettete.
Ranulf begegnete Kasims Blick, und seine Lippen hoben sich zu einem neuerlichen Lächeln. Sein Freund wirkte mit sich und der ganzen Welt äußerst zufrieden. Natürlich war Kasim davon überzeugt, dass er alleine Ranulf zur Einsicht gebracht hatte. Nur seiner unendlichen Geduld und seinem Zuspruch war es zu verdanken, dass Ranulf doch noch den richtigen Weg einschlug. Sie prosteten sich freundschaftlich zu.
Plötzlich erklangen aufgeregte Rufe aus dem Burghof. Das Donnern von Pferdehufen ließ den Boden dumpf erbeben, und Sekunden später sprang das Hauptportal geräuschvoll auf.
McGregor stand breitbeinig in der Tür.
Sein Gesicht war eine Maske des Triumphs, und seine silbernen Augen funkelten wie kalter Stahl.
„Hier wird ein Fest gefeiert? Da hat wohl jemand vergessen, mich einzuladen“, verkündete er lautstark und schritt selbstsicher in die Mitte der Halle. An die zwanzig seiner Männer folgten ihm. Was jedoch wirklich bedrohlich wirkte, waren die livrierten Krieger, die die Farben des Königs trugen.
Valandra wollte aufspringen, um ihrer Empörung für dieses unanständige Eindringen in ihr Heim Luft zu verschaffen, doch Ranulf hielt sie eisern zurück.
„Verhalte dich ruhig!“, flüsterte er ihr zu. Sein Instinkt riet ihm, jetzt keine unbedachte Bewegung zu machen.
Verdammt, weshalb hatte er sich von seinen überschäumenden Gefühlen nur so sehr ablenken lassen, dass er die Gefahr falsch eingeschätzt hatte? Ranulfs Gesicht wirkte vollkommen gefühllos, doch innerlich kochte er vor Wut. Dies war das zweite Mal, dass McGregor ihn überrumpelte. Es gab keinen Zweifel, weshalb dieser Hurensohn hier war. Er wollte Valandra.
Ranulfs Kiefer spannte sich. Nur über seine Leiche!
„Du musst hier verschwinden, Liebes“, raunte er Valandra zu. „Ich werde die Kerle ablenken. Bring dich in Sicherheit und halte dich im Verborgenen, bis dein Vater heimkehrt.“
Er sah den Schrecken und die Furcht in ihren Augen und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. „Keine Sorge, ich werde dich finden.“
Valandra fühlte sich vollkommen überrumpelt. Sie verstand nicht, was hier vorging. Weshalb reagierte Ranulf so seltsam? Sie waren doch in Sicherheit. Ihr Vater würde in wenigen Tagen heimkehren und McGregor damit jede Macht über sie nehmen. Er konnte sie nicht länger zu einer ungewollten Heirat mit ihm zwingen.
Ranulf erhob sich, und die ganze Halle schien den Atem anzuhalten. Er stieg die Stufen des Podests hinunter und trat McGregor und dem Hofmarschall des Königs gegenüber.
„Was hat dieser Aufruhr zu bedeuten?“
Das bösartige Funkeln in McGregors Augen hätte ihn warnen sollen, doch da war es bereits zu spät.
„Das ist der Kerl“, brüllte McGregor unverhofft. „Ergreift ihn! Er ist ein Betrüger, der sich Walkmoor Castle unter den Nagel gerissen hat.“
Innerhalb weniger Sekunden wurde Ranulf von zwei stämmigen Kriegern gepackt und von vier weiteren mit gezückten Schwertern umzingelt.
Zum Erstaunen aller wehrte er sich jedoch nicht, sondern gab seinen Kriegern zu verstehen, dass sie sich nicht einmischen sollten.
Seine stoische Ruhe verunsicherte die Männer, die ihn in Schach halten sollten. Der kühne Riese stand einfach nur da, als ob ihn die ganze Situation nicht berührte, und vermittelte ihnen das Gefühl, dass er sie jederzeit wie lästige Insekten abschütteln konnte, wenn er nur wollte.
Insgeheim wusste Ranulf es jedoch besser. Er hatte verdammt schlechte Karten. Sie waren diesen Eindringlingen zwar kräftemäßig weit überlegen, doch jeder, der sich mit den livrierten Kriegern des Königs anlegte, begann Hochverrat, und dieses Vergehen wurde mit der Enteignung und dem Tod sämtlicher Familienmitglieder bestraft. Alles, was Ranulf tun konnte, war, Valandra Zeit für ihre Flucht zu verschaffen.
„Worauf begründet Ihr Eure Anschuldigung?“, forderte er deshalb ruhig zu wissen.
„Ich brauche keine Begründung“, höhnte McGregor und trat näher an ihn heran. „Glaub mir, deine Arroganz wird dir schon noch vergehen, Bastard.“
Ranulf zog lediglich eine Augenbraue hoch. „Schon möglich, doch diesen Tag wirst du nicht mehr erleben.“
McGregor blinzelte irritiert. Eine solche Drohung war das Letzte, was er von einem Gefangenen erwartet hätte.
Er wandte sich an den Hofmarschall.
„Waltet Eures Amtes!“
Dieser zog eine Pergamentrolle hervor, rollte sie auf und las mit lauter, würdevoller
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