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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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    Valandra schloss vor Erleichterung die Augen und hob die Hände vor den Mund, um ein lautes Schluchzen zu unterdrücken. Wie viele Monate hatte sie auf eben diese Worte gewartet?!
    „Wo ist er? Wann wird er auf Walkmoor Castle eintreffen?“
    „Wir sind letzte Nacht im Hafen von Oban eingelaufen. Ich bin die ganze Nacht und den Morgen durchgeritten, um Euch die frohe Kunde zu überbringen. Euer Vater wird wohl noch einen oder zwei weitere Tage für diese Strecke benötigen. Sie führen viele Wagen mit sich.“
    „Zwei Tage“, flüsterte Valandra glücklich. „Komm, Moray, setz dich und lass dir einen Kelch Wein und ein kräftiges Mahl bringen. Du bist bestimmt fast am Verhungern.“
     
    Das Abendmahl entwickelte sich zu einem rauschenden Freudenfest. Dutzende Fackeln brannten in den Wandhalterungen und ließen die prunkvolle Halle in festlichem Glanz erstrahlen. Die langen Tafeln bogen sich unter der Last der üppigen Speisen, und die ganze Burg war erfüllt von fröhlichem Gelächter. Sowohl Valandra als auch die übrigen Burgbewohner fieberten in freudiger Erwartung den Heimkehrenden entgegen. Sie alle vermissten ihre Väter, Brüder, Ehemänner und Söhne, die mit ihrem Herrn zu diesem Kreuzzug aufgebrochen waren. Nun würden sie sie bald wieder in die Arme schließen können. Das bange Warten hatte endlich ein Ende.
    Valandra saß neben Ranulf an der Familientafel und versuchte, der angeregten Unterhaltung der Tischgesellschaft zu folgen. Leider war ihr Bestreben von keinem allzu großen Erfolg gekrönt. Denn obwohl sie sich sehr auf die Heimkehr ihres Vaters freute, war ihr Glück von quälenden Sorgen überschattet.
    Wie würde es jetzt weitergehen? Würde Ranulf sie verlassen? Würde er auf seinen Hengst steigen und ebenso spurlos aus ihrem Leben verschwinden, wie er erschienen war?
    Sie beobachtete ihn verstohlen aus den Augenwinkeln, und ihr wurde ganz schwer ums Herz. Wie unglaublich anziehend er aussah. Für den heutigen Anlass hatte er eine dunkelblaue Samttunika mit goldenen Borten gewählt, die sowohl die Farbe seiner Augen unterstrich als auch das Blond seiner Haare deutlich hervorhob. Dazu trug er schwarze Wildlederbeinkleider und kniehohe, ebenfalls schwarze Stiefel. Sie war nie zuvor einem faszinierenderen Mann begegnet.
    Wie sollte sie es ertragen, wenn er plötzlich wieder aus ihrem Leben verschwände? Sie hatten nie Gelegenheit gehabt, um über ihre Zukunft zu sprechen, und sie fragte sich mit bangem Herzen, ob sie überhaupt eine besaßen.
    „Gönn den armen Kerlen doch etwas Ruhe“, flüsterte Ranulf ihr amüsiert ins Ohr. Er deutete auf die vier Krieger, die sich unauffällig in seiner Nähe herumdrückten und mit wachsamen Augen die Halle beobachteten.
    Valandra schürzte leicht beleidigt die Lippen. „Dir entgeht wohl nie etwas? Ich möchte nur sichergehen, dass Malven nicht plötzlich hinter uns steht. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass er sich immer noch in diesen Mauern herumtreiben könnte.“
    „Entspann dich, Liebes, und freu dich an diesem Fest. Malven ist längst in den Wald zurückgekehrt, um seine Wunden zu versorgen. Er war seit jeher ein Einzelgänger, und solchen Menschenmengen wie hier geht er gern aus dem Weg.“
    Seine Worte besänftigten Valandras wunde Nervenenden, dennoch mahnte sie sich zur Vorsicht. Sie hatte Malvens Schmerz gesehen, hatte seinen verinnerlichten Zorn gespürt. Nein, diesem Mann durfte man keinesfalls den Rücken kehren.
    Ranulfs Gedanken kreisten in wesentlich angenehmeren Gefilden. Er konnte es kaum erwarten, bis dieser Abend endlich ein Ende fand.
    Seine Hand glitt verstohlen in seine Brusttasche, wo sich die unterzeichnete Heiratsgenehmigung befand. Kasim war vor einer Stunde vom Kloster zurückgekehrt, und nun schien sich das Schriftstück geradezu in Ranulfs Haut zu brennen. Die Stunden zogen sich endlos dahin. War es möglich, dass die Sonne eben erst untergegangen war? Er wollte endlich mit Valandra allein sein. Ranulf lächelte in seinen Weinkelch. Er hätte niemals gedacht, dass sich in ihm ein Romantiker verbarg. Doch es war tatsächlich so. Er bekam regelrecht Herzklopfen bei dem Gedanken, Valandra in sein Gemach zu führen.
    Leider waren zu dieser frühen Jahreszeit noch keine frischen Rosenblätter aufzutreiben, doch nach etlichen Anstrengungen hatte er zumindest getrocknete ausfindig machen können. Diese lagen nun liebevoll verstreut auf seinem Bett. Sie verströmten ihren herrlichen Duft und warteten nur

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