Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
Detlef wie lästige Hühner aus dem Raum.
„Ich werde Euch bei Eurem Bad behilflich sein, Mylady“, erklärte sie lautstark und schloss die Tür.
„Dann vergeudest du deine Zeit. Ich sagte bereits...“
„Ich weiß, was du gesagt hast, doch glaub mir, Val, dieses Bad wird ganz nach deinem Geschmack sein.“
Valandra blinzelte verwirrt. Sie kannte diese Stimme, aber sie gehörte nicht dieser seltsamen Frau!
„Dalvina?“
Dalvina spuckte zwei Stoffröllchen aus, die sie sich in die Backentaschen gestopft hatte, um molliger zu wirken, und streifte das Kopftuch von ihrem Haar. Darunter kamen goldene Locken zum Vorschein.
„Großer Gott, du bist es tatsächlich“, keuchte Valandra ungläubig und fiel ihrer Schwester erleichtert um den Hals. „Aber was machst du hier, und was hat diese seltsame Verkleidung zu bedeuten?“
Dalvina erwiderte die Umarmung herzlich. „Ich bin hier, um dir zur Flucht zu verhelfen. Schnell, wir haben nicht viel Zeit.“
Valandras Verstand war noch viel zu sehr damit beschäftigt, ihre jüngere Schwester in dieser Magd wiederzuerkennen, um die Worte zu verstehen. Dalvina schlüpfte eilig aus ihrem braunen Gewand. Darunter kamen etliche Kissen zum Vorschein, die mit Seilen an ihren schlanken Körper gebunden waren und den Eindruck einer stattlichen Leibesfülle erweckten. „Ich wollte kein Risiko eingehen“, erklärte Dalvina, während sie mit fliegenden Fingern die Knoten löste. „McGregors Krieger versuchen mit jeder halbwegs attraktiven Magd anzubandeln. Deshalb habe ich mich für das Aussehen einer hässlichen alten Vettel entschieden. So wird dich bestimmt niemand behelligen.“ „Ich verstehe kein Wort“, gestand Valandra ehrlich verwirrt.
Dalvina schüttelte die Kissen ab.
„Es ist ganz einfach. Du ziehst diese Verkleidung an und spazierst selenruhig aus deinem Gemach. Die Wachen werden dir keinerlei Beachtung schenken, und du kannst dich in Sicherheit bringen. Noch bevor McGregor dein Fehlen bemerkt, bist du längst über alle Berge.“
Das war in der Tat eine glänzende Idee. Sie war so einfach, dass sie beinahe schon wieder genial anmutete. Leider gab es einen Haken. „Aber was geschieht dann mit dir? Du wärst gezwungen, hier auszuharren. Ich darf gar nicht daran denken, was McGregor mit dir anstellen würde, wenn er herausfände, dass du mir zur Flucht verholfen hast.“
„Das lass mal meine Sorge sein“, erklärte Dalvina schlicht und band Valandra die Kissen um den Körper. „Ich werde behaupten, dass seine Männer uns in die jeweils falschen Gemächer gesperrt hätten. Da vor meiner Tür keine Wachen standen, war es dir natürlich ein Leichtes, die Burg zu verlassen.“ „Das wird er dir niemals glauben.“
Dalvina senkte beschämt den Kopf. „Er hat keinen Grund, mir zu misstrauen. Schließlich habe ich ihm beim letzten Mal maßgeblich dabei geholfen, dich zu entführen. Er ist bestimmt immer noch davon überzeugt, dass ich auf seiner Seite bin.“ Sie bemerkte Valandras Zögern. „Bitte, lass mich dir helfen. Ich habe sehr viel wieder gutzumachen.“
Valandra umarmte Dalvina erneut. „Das ist nicht wahr. Du hast schon so vieles für mich getan.“
Dalvina streifte ihrer älteren Schwester das braune Leinengewand über den Kopf. „Dreh dein Haar zusammen, damit ich dir die Haube aufsetzen kann.“ Valandra fühlte sich hin und her gerissen. Einerseits war dies die einzige Möglichkeit, McGregor zu entrinnen, andererseits tat es ihr in der Seele weh, Dalvina und all die, die sie liebte, hier im Stich zu lassen. Was würde mit ihnen geschehen, wenn McGregor ihre Flucht bemerkte? Er war ein überaus grausamer Mensch. Was, wenn er sich an denen rächen würde, die ihr am meisten bedeuteten?
„Wie geht es Ranulf? Hast du etwas von ihm gehört? Ist er wohlauf? Ich mache mir schreckliche Sorgen um ihn.“
Dalvina zögerte. Sie wollte ihre Schwester nicht mit den neuesten Geschehnissen belasten. McGregor führte sich wie ein Tyrann auf und ließ jeden festnehmen, der es auch nur wagte, ihn schief anzusehen. Owen zählte ebenfalls zu diesen Unglücklichen. McGregor und der Hofmarschall hatten ihn auf den bloßen Verdacht hin, er könne Valandra helfen, des Hochverrats bezichtigt und in Gewahrsam genommen. Doch im Gegensatz zu den anderen Gefangenen, die im Verlies ausharrten, war Owen als lebendes Mahnmal im Hof an einen Pfosten gekettet und übel misshandelt worden. McGregor hatte damit gedroht, ihm beim leisesten Anzeichen eines Aufstandes der
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