Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
schüttelte sich vor Ekel und Empörung.
„Teufel und Verdammnis über diese elende Burg und all ihre Bewohner!“
Kapitel 7
Als Valandra erwachte, war sie so erfrischt und ausgeruht wie seit vielen Wochen nicht mehr. Sie hatte ausgezeichnet geschlafen. Lächelnd streckte sie sich unter den warmen Bettdecken und gähnte genüsslich. Noch immer glaubte sie die tiefe, wohltönende Stimme flüstern zu hören. „Jetzt bin ich da, ma petite . Ich bin stark genug für uns beide.“
Ein wunderschöner Gedanke! Wie schade, dass es nur ein Traum gewesen war.
Ein anhaltendes schabendes Geräusch lenkte ihre Aufmerksamkeit zum Kamin. Als sie Detlef davor kauern und energisch die Asche zusammenkehren sah, verdrehte sie missmutig die Augen.
„O nein! Was hast du jetzt schon wieder angestellt?“
„Nichts, es war nicht meine Schuld“, entgegnete er gereizt und widmete sich wieder seiner Arbeit.
Doch Valandra kannte diesen schmollenden Ausdruck bereits bis zur Genüge. Genauer gesagt, es graute ihr davor, und so seufzte sie deutlich hörbar auf. „Na los, heraus mit der Sprache! Du würdest niemals eine so schmutzige Arbeit verrichten, wenn dich nicht ein überaus schlechtes Gewissen plagte. Also, vor welchem verschmähten Liebhaber soll ich dich diesmal verstecken? Wer hat vor, dich in rasender Eifersucht zu töten?“
„Ich fürchte, diesmal werdet Ihr mich nicht beschützen können. Vielleicht sollte ich für einige Tage in der Küche oder im Waschhaus aushelfen. Nur für eine kurze Zeit“, fügte er rasch hinzu, als er sah, wie Valandras Gesicht sich verdüsterte.
„Nur bis sein Ärger ein wenig verraucht ist.“
„Wessen Ärger?“
Detlefs Augen nahmen einen eigentümlichen Glanz an, und seine Wangen röteten sich vor Erregung.
„Wessen Ärger“, forderte Valandra nun erbost zu wissen.
„Der des goldenen Adonis.“
Valandras Stirn legte sich fragend in Falten. „Wen meinst du?“ Über ihren Mangel an Romantik konnte Detlef nur den Kopf schütteln. „Lord Ranulf de Bretaux natürlich! Ich sage Euch, bei seinem nackten Anblick wäre ich vor Verzückung beinahe in Ohnmacht gefallen.“
„Du hast ihn nackt gesehen?“ keuchte Valandra entgeistert. „Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist! Du kannst doch nicht so verrückt sein und ihn tatsächlich belästigt haben?“
Als Detlef schmollend die Unterlippe vorschob, ließ sich Valandra rücklings in die Kissen fallen und schlug die Hände vors Gesicht. „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Wie konntest du nur? Ausgerechnet bei ihm!“ „Ich sagte doch, dass es nicht meine Schuld war. Er ließ mich glauben, dass er meine Nähe suchte!“
Valandra setzte sich mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue wieder auf. „Ach ja?“
„Ja“, beharrte Detlef. „Er kam wie ein eifersüchtiger Racheengel in meine Kammer gestürmt und...“
„In deine Kammer!“, rief Valandra und blickte zu der schmalen Verbindungstür hinüber.
„Das sagte ich bereits...“
„Um Himmelswillen, dann musste er ja an meinem Bett vorbei!“
Detlef zuckte gleichmütig die Schultern. „Das war wohl unumgänglich. Schließlich hat er Euch auch heraufgetragen und zu Bett gebracht.“
Heiße Röte schoss Valandra in die Wangen, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als ihr Blick auf das dünne Nachthemd fiel.
„Keine Angst! Dieser Barbar wollte Euch in den Kleidern schlafen lassen. Ich war es, der Euch umgezogen hat.“
Maßlose Erleichterung durchströmte Valandra, und sie atmete tief durch. Dennoch, Ranulfs Eindringen in ihr Gemach hinterließ ein seltsames Gefühl der Schutzlosigkeit. Ihre privaten Räume waren ihr heilig. Niemand außer Detlef und der Dienstmagd Sophia hatte die Erlaubnis, sich hier aufzuhalten. Valandra sah sich um, und plötzlich schämte sie sich für ihre wenigen Habseligkeiten. Im vergangenen Winter hatte sie fast alles verkauft, was sie ihr Eigen nannte. Nun wirkte das kleine Gemach beinahe armselig - ohne die teuren Teppiche und den gewohnten Zierrat. Eigentlich beschränkte sich ihr Besitz auf das Bett, in dem sie lag, und zwei fast leere Kleidertruhen. Wie mochte dieses Gemach wohl in Ranulfs Augen ausgesehen haben? Augenblicklich rief sie sich zur Ordnung. Dieser ungehobelte Kerl hatte nichts in ihren Privaträumen zu suchen! Er war hier ungebeten eingedrungen, und was immer er über ihre ärmlichen Verhältnisse dachte, kümmerte sie keine Spur. Sie schwang die Beine aus dem Bett.
„Nun erzähl mir ganz genau, was
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