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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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es für das Beste hielt.
    Owen musterte Ranulf eindringlich. „Eines solltet Ihr wissen, Mylord. Ich werde Euch im Auge behalten. Solltet Ihr versuchen, die Burg an Euch zu reißen, werdet Ihr durch meine Klinge sterben.“
    Ranulf erwiderte seinen Blick und nickte ernst. „Einverstanden. Das scheint mir nur gerecht.“
    „Ihr seid gewarnt.“
    „Wer ist das?“ Ranulf deutete auf einen dickleibigen Mann in einer Soutane, der neben Valandra getreten war und aufgeregt auf sie einredete. Selbst aus dieser Entfernung war klar zu erkennen, dass sie über diese Gesellschaft alles andere als erfreut war.
    „Das ist Pater Ignatius, Lady Eleanoras Bruder“, erklärte Owen. „Er ist der Burgpriester, aber niemand besucht seine Messen freiwillig. Die Burgbewohner fürchten ihn und seine wortreichen Drohungen von ewiger Verdammnis und Höllenqualen. In meinen Augen ist er ein harmloser religiöser Fanatiker, der es genießt, mit seiner Macht andere zu tyrannisieren.“
    Ranulf beobachtete die zwei mit Argusaugen. Valandra wirkte ausgesprochen steif, ganz so, als ob der Pater sie mit Worten verletzt hätte. „Warum wirft Lady Valandra ihn nicht einfach aus der Burg?“
    Ein grimmiger Zug legte sich um Owens Lippen. „Das hat sie versucht. Doch Pater Ignatius hat hochgestellte Freunde – sowohl in der Kirche als auch im Königshaus.“
    „Ich verstehe.“
    Ranulf ließ den Pater nicht aus den Augen. Er konnte die Ansicht des Hauptmanns nicht teilen. Religiöse Fanatiker waren niemals harmlos. Sobald sie Macht geleckt hatten, wurden sie zu einer unberechenbaren Gefahr.
    Der Pater wandte sich mit einem selbstgefälligen Lächeln von Valandra ab. Ranulf spürte, wie heißer Groll in ihm aufstieg. Er musste sich nur Valandras starre Haltung ansehen, um zu wissen, dass der Pater sie beleidigt hatte. Sie spannte den Bogen, schoss – weit daneben. Der Pfeil hatte die Schießscheibe um gut einen Fuß verfehlt und prallte splitternd gegen die Burgmauer.
    Ranulfs Augen hefteten sich auf den Rücken des Paters. Das würde der Kerl ihm büßen!
     
    Der Nachmittag verstrich ohne weitere Aufregungen, und als die Küchenglocke das Abendmahl ankündigte, setzte sich Ranulf frisch gewaschen und rasiert an den Tisch und sog den herrlichen Duft von geschmortem Rehbraten, würzigen Rüben und frisch gebackenem Brot ein. Er liebte gutes Essen!
    Als Valandra sich ihm gegenüber an den Tisch setzte, war sein Hunger jedoch verflogen. Sie wirkte sehr blass und in sich gekehrt. Sie vermied es, ihn anzusehen und nahm auch nicht an den regen Tischgesprächen teil. Sie wirkte so einsam und verletzlich, dass Ranulfs Schuldgefühle mit voller Macht zurückkehrten.
    „Lord de Bretaux?“
    Es dauerte eine Weile, bis Ranulf erkannte, dass Eleanora mit ihm sprach.
    „Lord de Bretaux, ich möchte Euch meinen Bruder Pater Ignatius vorstellen. Gestern war es ihm leider nicht möglich, Euch willkommen zu heißen.“
    Ranulf heftete den Blick auf den dickleibigen Pater, der neben Eleanora am Kopfende der Tafel saß, und rang sich ein knappes Nicken ab.
    Der Pater schien nicht nur Gefallen an reichlichem Essen zu finden, sondern auch an teurer Kleidung. Er hatte das kratzige Priestergewand abgelegt und trug stattdessen eine Soutane aus feinstem dunkelbraunem Samt. Um den Hals hing ein mit Edelsteinen besetztes Goldkreuz, das an einer schweren Goldkette hing.
    „Ich bin hoch erfreut, dass endlich wieder ein Mann auf Walkmoor Castle herrscht. Ich fürchtete schon um die Sicherheit meiner geliebten Schwester.“ Er tätschelte ungelenk Eleanoras beringte Hände. „Zuweilen ist ihre Schönheit beinahe ein Fluch. Ihr lieblicher Anblick scheint jeden Mann in Versuchung zu führen und ihn dazu zu veranlassen, sie für sich zu gewinnen. Seid Ihr nicht auch meiner Meinung?“
    Ranulf konnte es nicht leiden, wenn jemand so offensichtlich nach Komplimenten heischte.
    „Soweit ich weiß, hat Lady Valandra ausgezeichnet für die Sicherheit der Burgbewohner gesorgt.“
    Ein Schatten huschte über Pater Ignatius’ Gesicht, doch er fing sich schnell wieder und begegnete Ranulf mit einem milden Lächeln.
    „Ihr seid sehr großmütig, Lord de Bretaux. Es spricht für Euren edlen Charakter, dass Ihr Lady Valandras absurde Bemühungen diesbezüglich nicht mit Verachtung bedenkt.“
    Ranulfs Kiefer spannte sich. „Von absurd kann keine Rede sein, Pater. Auf dem Weg nach Walkmoor Castle habe ich viele Burgen gesehen, die den harten Winter kaum überlebt haben. Die Spuren

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