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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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Galle zu speien. Teils amüsiert, teils verärgert betrachtete er ihre feingliedrigen Finger, die entschlossen das Ledergeschirr seines Hengstes umklammerten.
    Ranulf sah, dass die Burgbewohner und seine eigenen Männer stehen geblieben waren und sie nun voller Neugierde, aber auch verunsichert beobachteten. Verdammt, eine offene Konfrontation konnte er sich im Augenblick ganz und gar nicht leisten. „Du wünschst ein Gespräch? Es wird mir ein Vergnügen sein.“
    Noch bevor Valandra wusste, wie ihr geschah, schlang er einen Arm um ihre Mitte und hob sie vor sich in den Sattel.
    „Was soll das?! Lasst mich sofort hinunter.“
    „Mund halten! Oder willst du einen Krieg innerhalb der Burgmauern provozieren?“
    Valandra biss sich schuldbewusst auf die Lippen. An die Folgen einer offenkundigen Auflehnung hatte sie zu ihrer Schande gar nicht gedacht. Die Burgbewohner würden augenblicklich zu den Waffen greifen, wenn sie annähmen, ihre Herrin sei in Gefahr.
    Ranulf lenkte sein Schlachtross in den hintersten Teil des Burghofes, wo sie vor den Blicken der Burgbewohner geschützt waren. Dort zügelte er seinen Hengst, glitt mit Valandra im Arm aus dem Sattel und stellte sie unsanft auf die Füße. „Ich nehme an, du hast eine Erklärung für dein absurdes Verhalten.“
    Valandra hob stolz den Kopf und hielt seinem vorwurfsvollen Blick tapfer stand. „Wie könnt Ihr es wagen, mir Vorhaltungen zu machen? Ihr seid hier derjenige, der sich entschuldigen müsste. Ihr haltet Euch weder an unser Abkommen noch an die Regeln der Gastfreundschaft!“
    „Welches Abkommen?“
    „Ihr wisst sehr wohl, wovon ich spreche. Gestern Nacht waren wir uns einig, dass Eure Krieger sich von den Burgbewohnern fern halten sollen, bis ich sicher sein kann, dass das Fieber nicht ansteckend ist.“
    Ranulf schüttelte den Kopf. „Ein solches Abkommen hat es nie gegeben! Du hast es vorgeschlagen, doch ich habe dem nie zugestimmt.“
    Valandra schnappte empört nach Luft. „Das ist Haarspalterei, ändert jedoch nichts an den Tatsachen. Ich bin die Burgherrin, und mein Wort ist hier Gesetz. Wobei wir auch gleich beim nächsten Punkt angelangt wären. Ich werde Eure Einmischungen in meine Befehlsgewalt nicht länger dulden, haben wir uns verstanden? Ihr seid Gast auf Walkmoor Castle, also benehmt Euch wie ein solcher! Zugegeben, mein Vater hat Euch hierher gesandt, um mich zu unterstützen, aber ich allein entscheide, wann und unter welchen Umständen ich Eure Hilfe annehmen werde! Von nun an werdet Ihr keine Befehle mehr erteilen, außer Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis dazu!“ Valandra stemmte energisch die Hände in die Hüften. „Solltet Ihr auch weiterhin nicht an Euch halten können, werde ich Euch mit all Euren Männern aus der Burg werfen!“ Sie funkelte ihn so böse an, dass Ranulf sich ein zynisches Lächeln nicht verkneifen konnte. Diese halbe Portion glaubte doch tatsächlich, ihn in seine Schranken weisen zu können.
    Unversehens drängte er sie mit dem Rücken an die Burgmauer.
    „Was denn, bist du schon fertig mit deiner Strafpredigt?“
    Der gelangweilte Klang seiner Stimme war beinahe zu viel für Valandras Selbstbeherrschung, und sie schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, das bin ich nicht. Ich habe Euch nie erlaubt, mich zu duzen, also werdet Ihr mich mit Mylady oder Lady Valandra ansprechen. Das dürfte wohl kaum zu viel verlangt sein, oder?“
    Ranulf hakte lässig die Daumen in seinen Schwertgurt und betrachtete sie beleidigend lange. „Doch, das ist es! Da du dich nicht wie eine Lady benimmst, sehe ich auch keinen Grund, dich wie eine zu behandeln.“
    Valandra starrte ihn sprachlos an. Ihr fehlten die Worte für diese Ungeheuerlichkeit.
    Als Ranulf die Enttäuschung in ihren Augen sah, regte sich sein Gewissen. Verdammt, manchmal verfluchte er wirklich seinen Mangel an Taktgefühl. Es war nicht seine Absicht gewesen, sie zu verletzen. Es war nur so, dass er mit Autorität überhaupt nicht umgehen konnte. Sobald jemand versuchte, ihm etwas aufzuzwingen, trat seine ausgeprägte Sturheit zu Tage und schob dem einen Riegel vor.
    Valandra reckte stolz ihr zierliches Kinn. „Nun gut. Dann werde ich dir einen Vorschlag unterbreiten, mit dem wir vermutlich beide leben können. Wir teilen uns die Arbeiten. Du übernimmst das Training der Männer und ich die Verteidigung der Burg und alles andere.“
    Ranulf schüttelte langsam den Kopf. „Dein Vorschlag ist inakzeptabel.“ Valandra schnaubte ungeduldig, bevor

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