Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
gerechtem Zorn. „Er treibt es mit jeder?“
„Nein, soweit ich weiß, nur mit den Dunkelhaarigen. Bell scheint eine
Ausnahme zu sein.“
„Wie schön für sie!“, giftete Valandra ungehalten. Oh, sie war wirklich der einfältigste Tropf, der auf Gottes weiter Erde wandelte. Sorgen hatte sie sich gemacht! Sorgen um Ranulfs Wohlbefinden! Die Pest sollte er kriegen!
Müßiggang war also nicht seine Art? In der Tat, er war ausgesprochen fleißig, und zwar darin, ihre Mägde zu vernaschen!
„Ehrlich gesagt verstehe ich Euren Zorn nicht. Zugegeben, Ihr wart in einer ausgesprochen peinlichen Situation – für die ich Euch übrigens sehr beneide –, aber niemand ist zu Schaden gekommen.“
Ich bin zu Schaden gekommen, hätte Valandra am liebsten gebrüllt. Mein Vertrauen in ihn, mein Respekt wurden mit einem Schlag zerstört! Ich bin abgrundtief enttäuscht und fühle mich verraten...
Großer Gott! Valandra ließ sich fassungslos auf ihren Frisierschemel sinken, als ihr das Unmögliche dämmerte. Sie war eifersüchtig! Sie schäumte geradezu vor Eifersucht!
„Fühlt Ihr Euch nicht wohl?“, erkundigte sich Detlef. Er glitt vom Bett und trat besorgt an Valandras Seite. „Ihr seid ja ganz blass!“
Valandra fühlte sich, als hätte sie einen kräftigen Tritt in die Magengrube bekommen. Das war unmöglich! Sie konnte nicht eifersüchtig sein. Das war geradezu lächerlich. Sie mochte diesen Kerl ja nicht einmal. Er war ein arroganter, herrschsüchtiger Tyrann ohne Manieren und Anstand. Sie konnte doch niemals so verrückt sein, ihr Herz an ihn zu verlieren! „Ich glaube, ich benötige frische Luft.“
Wenige Minuten später saß Valandra auf ihrer Stute und wartete ungeduldig, bis die Zugbrücke ganz heruntergelassen war. Auf Owens Wunsch hin hatte sie sich bereit erklärt, vier Krieger zu ihrem Schutz mitzunehmen, doch sie bezweifelte, dass diese ihr lange würden folgen können. Sie brauchte jetzt dringend einen scharfen Ritt, um nachzudenken. Ihre eigenen Gefühle verwirrten und ängstigten sie.
„Ein herrlicher Tag, um auszureiten“, erklang plötzlich Kasims Stimme neben ihr.
Valandra umklammerte die Zügel ihrer Stute so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. „Ja, herrlich.“
„Ihr teilt meine Meinung nicht?“
Endlich war der Weg frei.
„Entschuldige bitte, aber mir ist jetzt wirklich nicht nach Konversation zumute.“ Ohne ein weiteres Wort preschte Valandra über die Zugbrücke und trieb ihre Stute zu immer schnellerem Galopp an. Es war befreiend zu sehen, wie Wiesen, Wälder und kleine Bachläufe in berauschendem Tempo an ihr vorbeizogen. Der eisige Wind peitschte ihr ins Gesicht und kühlte nicht nur ihre Wut, sondern klärte auch ihren Kopf.
Nach einer Stunde fühlte sich Valandra besänftigt genug, um ein langsameres Tempo einzulegen.
„Wut ist kein guter Begleiter. Er macht blind für die Gefahr.“
Valandra zuckte erschrocken zusammen. „Kasim! Du bist mir gefolgt? „Ich würde sagen, wir hatten denselben Weg“, grinste der junge Syrer und entblößte eine Reihe strahlend weißer Zähne. Die Jagd hatte ihn offensichtlich belebt. Er tätschelte beruhigend den Hals seines Hengstes und schaute den Kriegern entgegen, die sich verzweifelt darum bemühten, ihre Herrin einzuholen.
„Sie geben sich zumindest Mühe.“
Valandra nickte leicht verlegen. Sie wusste, dass sie den Männern nicht einfach davonreiten durfte. Die Wälder wimmelten von wilden Tieren und Gesetzlosen, die nur darauf warteten, eine leichte Beute wie sie zu erhaschen. Ihr Vater hatte sie schon oft für ihre Gedankenlosigkeit gescholten. „Du hattest keine Mühe, mir zu folgen.“
Kasim schenkte ihr erneut ein Lächeln. „Ich bin schon geritten, bevor ich meine ersten Schritte tat.“
Valandra musterte seine schlanke, sehnige Gestalt. Wie immer trug er die traditionelle Kleidung seines Volkes: einen wallenden, dunkelblauen Kaftan, der sich an der Vorderseite teilte und den Blick auf weite Pluderhosen und ein weißes Leinenhemd freigab. Seine Füße steckten in kniehohen Lederstiefeln, und sein gebräuntes Gesicht war von einem dunkelblau gefärbten Turban umhüllt. Ihr fiel auf, dass er heute auf das sichelförmige Krummschwert an seiner Hüfte verzichtet hatte. Stattdessen trug er zwei kleinere auf dem Rücken gekreuzt.
„Darf ich fragen, was Euch zu solcher Eile antreibt?“
Valandra strich sich eine lose Locke hinter das Ohr. „Lieber nicht! Ich möchte nicht darüber sprechen.“
„Aha,
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