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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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das Kommando zu übernehmen.
    Sie wartete darauf, daß er sie ansah, damit sie ihm zulächeln konnte.
    Aber Rowan wandte sich ab.
    Sie ritten den ganzen Tag, und er schenkte Jura nicht einen Blick. Verstand er denn nicht, daß sie all das nur gesagt hatte, um ihn wütend zu machen? Daß sie ihn aus seiner Trauer hatte herausreißen wollen? Heute nacht, dachte sie. Heute nacht würde sie ihn für sich allein haben, und er würde sie wieder berühren, sie vielleicht sogar lieben…
    Aber so war es nicht. Als sie lagerten, ging ihr Rowan aus dem Weg. Sie fragte ihn, ob er mit ihr in den Wald gehen würde, aber er behauptete, er müsse bei den Fearen bleiben.
    »Ich kann sie nicht mit deinem Bruder allein lassen«, sagte er und sah sie mit kalten Augen an. »Oder vielleicht sollte ich ihn den rechtmäßigen König nennen? « Ehe Jura etwas erwidern konnte, ging Rowan weg.
    Cilean sah Jura dastehen und befahl ihr, die Pferde abzusatteln. Jura gehorchte blind und übernahm die vertraute Aufgabe.
    »Du hast ihn verletzt«, sagte Cilean.
    »Ich habe ihm geholfen. Aber das weiß er nicht. « Jura blickte zu Rowan hinüber, der sein Schwert schärfte. »Ich bin -«
    »— eine Närrin«, vollendete Cilean den Satz, nahm ihren Sattel ab und stolzierte wütend davon.
    Jura empfand Mitleid mit sich selbst. Glaubte ihr denn niemand, daß sie durchaus fähig war, das Gute zu erkennen? An diesem Abend saß sie schweigend bei den anderen am Feuer. Sie legte ihre Wache in die Stunden vor Morgengrauen, aber Rowan unternahm nichts, um sie zu treffen. Genau wie den anderen teilte er ihr Pflichten zu und gab ihr Befehle.
    Außer Cilean schien keiner einen Unterschied zu bemerken, denn Rowan behandelte sie, wie Lankonier nun einmal mit ihren Frauen umgingen. Aber Jura hatte sich schon sehr an Rowans beschützende Art gewöhnt und daran, daß er sie für zart und zerbrechlich hielt.
    Außerdem vermißte sie seine Leidenschaft.
    Sie sah Rowan am Morgen des dritten Tages in der Dämmerung aus dem Lager schleichen. Er ging in den Wald. Unsicher folgte sie ihm.
    Halb und halb erwartete sie, daß er von einem Baum auf sie herunterspringen würde, und sie fluchte, weil sie den Schutz der anderen verlassen hatte. Aber nichts geschah. Sie fand ihn an einem Bach, wo er sich wusch.
    Er drehte sich nicht um. »Was willst du, Jura? « fragte er. Seine Stimme war so kalt wie das Wasser des Bergbaches.
    Sie wollte schon zum Lager zurückkehren, aber sie zwang sich dazu, auf ihn zuzugehen. Sie kniete neben ihm nieder und trank einen Schluck Wasser. Der Himmel leuchtete rosa. »Wir haben seit Tagen nicht miteinander gesprochen, und ich dachte… « Sie streckte ihre Hand aus, um seine Schulter zu berühren, aber er blickte so verächtlich auf ihre Hand, daß sie sie zurückzog.
    »Ich habe nicht gewußt, daß die Lankonier miteinander reden«, erwiderte er. »Du mußt mir Rückendeckung geben. Dazu bist du da. «
    Sie runzelte verwirrt die Stirn. »Aber wir sind doch verheiratet. «
    »Ich verstehe. Du willst, daß ich mit dir schlafe. Alles, was du von mir willst, ist das Schwert in meinen Händen und das Schwert zwischen meinen Beinen. «
    »Wenn du das von mir glaubst — ach, es ist ja doch alles egal! « zischte sie böse und ließ ihn allein. Mußte sie ihm denn erklären, warum sie ihm das hatte antun müssen? Glaubte er wirklich, daß sie ihm den Tod wünschte?
    Wieder stiegen Tränen in ihre Augen, aber sie blinzelte sie fort. Verdammt! Warum nur mußte sie einen Mann lieben, der sie zum Weinen brachte?

15. Kapitel
    Rowan gönnte ihr keinen Blick, als er ins Lager zurückkehrte. Jura straffte ihre Schultern, als ob seine Mißachtung sie auch körperlich traf. Ihr Kopf und ihr Körper schmerzten, als sie sich schließlich schlafenlegte. Weil ihr so viele Gedanken durch den Kopf gingen, lag Jura wach, während die anderen schliefen. Deshalb merkte sie, wie sie in das Lager kamen. Zuerst dachte Jura, sie würde träumen, weil die Leute so schattenhaft aussahen. Und außerdem bewegten sie sich vollkommen lautlos durch die Dunkelheit.
    Mit großen, ungläubigen Augen beobachtete Jura, wie sich eine der kleinen, schmalen Figuren herunterbeugte und etwas auf Daires Mund preßte. Aber bevor Jura empört aufspringen konnte, traf sie etwas am Kopf, und sie spürte nichts mehr.
    Als sie erwachte, tobte Schmerz in ihrem Kopf und ih rem Rücken. Ehe sie die Augen aufschlug, versuchte sie ihre Hände zu bewegen, aber es ging nicht.
    »Jura. Jura. «
    Mühsam

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