Im Zwiespalt der Gefuehle
fortzuschaffen, ohne daß es bemerkt wurde. Aber es gab ein paar lange, niedrige Tische, die mit herrlichen Tischtüchern aus irischem Leinen bedeckt waren. Die Gäste lehnten sich in die Kissen und beobachteten die vielen Frauen, die schweigend in ihren weichen Pantoffeln durch den Raum eilten, immer bereit, jeden Wunsch der Männer zu erfüllen. Die drei Fearen saßen im hinteren Teil des Raumes und runzelten mißbilligend die Stirn. Sie beachteten die zehn Frauen, die sich bei ihnen aufhielten, gar nicht und genossen nur sparsam von dem Essen auf ihren Tellern.
Geralt lehnte sich zurück. Eine Frau fächelte ihm Luft zu, eine andere hatte seine Füße im Schoß und massierte sie, zwei weitere befaßten sich mit seinen Beinmuskeln und die letzte fütterte ihn mit Mandeln. Vier Frauen standen bereit, falls Geralt noch weitere Wünsche äußern sollte. Sein Gesicht trug die Züge höchster Zufriedenheit.
Daire unterhielt sich angeregt mit einer bildschönen Frau. Sie schien ihm sehr zu gefallen.
Den schroffen Gegensatz zu den Männern am Tisch bildete Rowan. Er stand am Fenster und blickte auf die Einwohner und die Gebäude der Stadt hinunter.
Daire verließ seine Gesprächspartnerin und ging zu Rowan. »Macht Ihr Euch immer noch Sorgen um Jura? « fragte er.
Rowan starrte aus dem Fenster und schwieg.
»Sie haben gesagt, daß sie die Frauen zurückgelassen haben«, meinte Daire in dem Ton eines Mannes, der etwas zum hundertsten Mal wiederholt. »Die Ulten töten niemanden. Sie würden alles stehlen — den König von Lankonien eingeschlossen —, was sie begehren, aber sie sind keine Mörder. Sie haben uns betäubt, mitgenommen und die Frauen zurückgelassen. Warum zweifelt Ihr daran? Sie brauchen keine Frauen, wie Ihr seht. « Daire lächelte der hübschen Frau zu, die am Tisch auf ihn wartete. »Sie wollen nur die Männer. « Er grinste breit. »Wir müssen ihnen das geben, was sie wollen, und uns dann wieder auf den Weg machen. Vielleicht können wir einige von den Frauen mitnehmen. «
Rowan sah Daire kühl an. »Ihr seid von ihnen verführt worden. «
Daire zwinkerte ihm zu. »Ein-oder zweimal. «
Rowan starrte wieder aus dem Fenster. »Ich traue diesem Marek nicht«, sagte er und erwähnte den Namen des Mannes, der sich König der Ulten nannte. »Und ich mag es nicht, als Gefangener gehalten zu werden, auch wenn die Fesseln aus Seide sind. «
»Ihr habt gesagt, Ihr wolltet die Stämme zusammenschließen. Welcher Weg wäre besser, als der… «
»Ihre Frauen zu schwängern? « fragte Rowan stimrunzelnd. »Ich glaube, ich bin mir zu gut, um Zuchthengst zu sein. «
Daire ging achselzuckend zum Tisch zurück.
Rowan starrte weiter aus dem Fenster, wobei er seine Hilflosigkeit verfluchte. Er konnte doch nicht gegen Frauen kämpfen — besonders wenn sie so hübsch waren! Vor sechs Tagen war er in einem mit Seide ausgeschlagenen Wagen mit rasenden Kopfschmerzen erwacht. Er hatte die verschlossene Tür mit ein paar Stößen aufgeschoben und der Wagen hatte gehalten. Rowan war von sechs zierlichen, hübschen Frauen begrüßt worden, die ihn baten, nicht böse zu sein. Rowan hatte sich etwas beruhigt, als er gesehen hatte, daß die anderen Männer unverletzt waren. Aber sein Zorn war sofort wieder aufgeflammt, als weder Jura noch Brita oder Cilean aus den Wagen stiegen. Die Ultenfrauen hatten berichtet, daß sie die Frauen der Irial am Lagerplatz zurückgelassen hatten.
Sie hatten fast den ganzen Tag gebraucht, um an die Stelle, wo sie gelagert hatten, zurückzukehren. Es sah wirklich so aus, als hätten die Frauen der Irial alles zusammengepackt und wären abgeritten. Aber Rowan war damit noch nicht zufrieden gewesen. Er hatte darauf bestanden, hinter den Frauen herzureiten.
Da hatten die Ultenfrauen angefangen zu weinen und versprochen, Rowan alles zu geben, wenn er nur mit ihnen käme. Sie hatten behauptet, sie hätten gehört, daß er die Stämme einen wollte, aber gefürchtet, daß er die Ulten vergessen würde, weil sie von allen gehaßt wurden. Dabei brauchten sie ihn mehr als jeder andere Stamm! Sie hatten beteuert, daß sie den Irial eine Nachricht von Rowan schicken würden, wenn er mit ihnen käme.
Rowan der König hatte mit Rowan dem Mann einen Zwist ausgetragen. Der König wollte natürlich diesen Stamm in Augenschein nehmen, aber der Mann wollte Jura wiederhaben. Während der langen Fahrt hatte ihm Daire erzählt, daß Jura ihm nach Keons Tod nachgegangen war. Daher wußte Rowan, daß sie
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