Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
benahm sich in seiner aussichtslosen Situation völlig verrückt.
    »Du bist nicht mein König! « kreischte der Junge völlig außer sich. »Mein Vater, der große Brocain, ist mein König! « Er spuckte Rowan ins Gesicht.
    Rowan wischte sich das Gesicht ab, dann ohrfeigte er den Jungen. Nicht allzu fest, denn er wollte ihn nicht verletzen. Dann zog er ihn auf die Beine. »Du kommst jetzt! mit mir. «
    »Eher sterbe ich… «
    Rowan drehte den Jungen um, so daß er die herannahenden Truppen der Irial sehen konnte, die jetzt schon sehr nahe waren. Es war ein herrlicher Anblick — die Waffen blitzten in der Sonne, die kräftigen Männer saßen entschlossen auf ihren stämmigen Pferden. »Die werden dich umbringen, wenn du versuchst wegzulaufen. «
    »Ein Zema hat sich noch nie vor einem Irial gefürchtet«, erwiderte der Junge trotzig, doch sein Gesicht war blaß geworden.
    »Manchmal muß ein Mann eben auch sein Gehirn benutzen — und nicht nur seine Muskeln. Also verhalte dich« jetzt wie ein ganzer Mann. Dein Vater soll stolz auf dich sein. « Langsam lockerte er seinen Griff. Zögernd blieb der Junge stehen. Rowan konnte nur hoffen, daß er Verstand genug hatte, um nicht irgend etwas Unüberlegtes zu tun. Zweifellos würden ihn dann die Irial mit Genuß umbringen.
    Die Truppen umzingelten Rowan und den Zema. Die Pferde dampften, die Reiter sahen grimmig aus und hatten die Waffen gezogen. Es waren so viele, daß selbst Rowan am liebsten die Beine in die Hand genommen hätte, um wegzulaufen.
    »Gut«, meinte Xante. »Ihr habt einen Gefangenen gemacht. Wir werden ihn am besten gleich töten, weil er es gewagt hat, einen Irial anzugreifen. «
    Rowan bemerkte, daß der Junge nicht um Gnade bettelte, sondern aufrecht stehend Xantes herrische Worte hinnahm. Rowans Zorn, der durch den Kampf mit dem Jungen in den Hintergrund gedrängt worden war, stieg wieder an die Oberfläche. Jetzt war es an der Zeit zu zeigen, wer die Befehlsgewalt hatte… Ruhig, aber mit flammenden Augen musterte er Xante und sagte betont freundlich: »Dieser Junge ist mein Gast! Er ist der Sohn von Brocain und hat zugestimmt, mit uns durch das Land seines Vaters zu reiten. «
    Xante schnaubte ungläubig. »Ach… Es war wohl dieser Gast, der auf Euch geschossen hat, ja? «
    Rowan sah alarmiert auf seinen Arm, an dem das Blut herunterlief. Aber er konnte jetzt nicht mehr zurück. »Ich habe mich an einem Felsen verletzt«, erwiderte er knapp, während er Xantes mißtrauischem Blick offen begegnete.
    Cilean trieb ihr Pferd zwischen die beiden Männer. »Wir heißen einen Gast immer willkommen, auch wenn es ein Zerna ist«, sagte sie in einem Tonfall, der für die Begrüßung einer Giftschlange angemessen gewesen wäre. Ungläubig sah sie, wie gelassen Rowan Xantes bohrenden Blicken standhielt. Sie kannte nur wenige Männer, die es wagten, Xante so offen Widerstand zu leisten. Nie hätte sie geglaubt, daß dieser sanftblickende Engländer dazu fähig wäre. Doch sie hatte auch gesehen, wie furchtlos er zu den Zernas geritten war, einen Pfeilschuß abbekommen und den Jungen überwältigt hatte, und er schien von allem unbeeindruckt zu sein. Der Junge stand ganz in Rowans Nähe, so als ob der blonde Engländer in der Lage wäre, die Fäuste der Irial abzuwehren. Außerdem schien von Rowan eine gewisse Macht auszugehen, der anscheinend selbst Xante kaum gewachsen war. Vielleicht war dieser Mann ja ein Dummkopf — aber vielleicht war auch mehr an ihm dran, als sie alle geglaubt hatten.
    Belsur, Rowans Ritter, hielt das Pferd, während sein Herr aufstieg. Dann zog Rowan den Zerna hinter sich in den Sattel. Während Rowan das Pferd in Richtung auf das Lager lenkte, fragte er: »Wie heißt du eigentlich, Junge? «
    »Keon«, erwiderte der Junge stolz, aber seine Stimme klang flach, als ob ihm Xantes Todesdrohung noch in den Knochen säße. »Sohn des Königs der Zerna. «
    »Ich glaube, wir verleihen deinem Vater besser einen anderen Titel. Ich bin der König von ganz Lankonien. «
    Keon lachte geringschätzig. »Mein Vater wird Euch schon beibringen, wer der wahre König ist. Kein Irial wird je in der Lage sein, über einen Zerna zu herrschen! «
    »Das werden wir ja sehen. Aber heute nacht hältst du dich besser in meiner Nähe auf. Ich glaube nicht, daß die anderen Irial ähnlich milde gestimmt sind wie ich. «
    Direkt hinter ihnen ritten Rowans Ritter, gleich danach folgte der wilde Haufen der Lankonier mit Daire, Cilean und Xante an der

Weitere Kostenlose Bücher