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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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kleinere Ortschaften, die im ganzen Gebiet der Irial verstreut waren. Deren Einwohner waren Bauern — Angehörige der untersten Schicht. Sie bekämpften sich untereinander. Ihre Familienfehden währten oft schon Hunderte von Jahren. Diese Menschen wußten nicht, ob sie zu den Irial, den Vatell oder den Engländern gehörten.
    Aber zwanzig Meilen von Escalon entfernt lebte ein Großteil der Irial. Die Gardisten oder Gardistinnen suchten ihre Ehepartner meist dort aus. Die Garden rekrutierten sich aus diesem Teil der Bevölkerung. Nach ihrer Aus bildung wurden die Gardisten wieder in die Dörfer geschickt, um Wache zu halten und die Irial vor einer Invasion zu schützen. In diesen wenigen Quadratmeilen herrschte eine friedvolle Gelassenheit, die den Irial sonst unbekannt war. Dort spielten Kinder, sangen Frauen und das Getreide wurde geerntet. Es wurde Stoff gewebt und Kleidung bestickt. Die Kranken und Alten fanden hier Pflege und Ruhe. Tausende von Gardisten waren gestorben, um diesen Ort zu schützen.
    Einen Großteil des Weges ritt Jura neben Xante, aber als sie Philip jammern hörte, trieb sie ihr Pferd neben den Wagen. »Würdest du gern bei mir mitreiten? « fragte sie den Jungen. Er sah zu Lora hinüber, damit sie ihre Erlaubnis gab.
    Lora sah aus, als müßte sie einen inneren Kampf ausfechten. Schließlich wandte sie den Kopf ab und nickte kurz. Philip sprang freudig in Juras Arme, als sie ihn vor sich in den Sattel zog. Für den Rest der Reise unterhielt sie ihn mit Geschichten über die alten lankonischen Götter. Das waren Götter, die kämpften und Fehden austrugen.
    »Warum hältst du diesen Säugling in den Armen? « wollte Geralt ärgerlich wissen. »Bist du etwa den Engländern gegenüber weich geworden? «
    »Er ist doch noch ein Kind«, erwiderte Jura.
    »Aus Jungen werden Männer. «
    Sie sah ihn verächtlich an. »Er ist keine Bedrohung für dich, weil er keine Ansprüche auf den Thron hat. «
    Geralt warf dem Jungen einen feindseligen Blick zu und ritt dann fort.
    »Ich mag ihn nicht«, flüsterte Philip.
    »Natürlich magst du ihn. Er wird König von Lankonien sein. Er wird ein guter Herrscher sein. «
    »Mein Onkel Rowan ist König, und er ist der beste König! «
    »Das werden wir sehen. «
    Erst in der Nacht erreichten die Reisenden das Dorf. Die Wagen mußten ebenso wie Pferde und Menschen mit einer Fähre über den Fluß gebracht werden.
    Leute mit Fackeln liefen ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. Außerdem wollten sie den Engländer kennenlernen, der sich König nannte.
    Juras Verwandtschaft kam angelaufen und hieß sie willkommen. Ihr Ansehen war ungeheuer gestiegen, seit sie das Honorium gewonnen und den König geheiratet hatte.
    »Wie ist er denn so? « flüsterten sie. »Bist du schon schwanger? « — »Sieht er so gut aus wie Daire? « — »Ist er so stark wie Thal? «
    Sie verstummten, als Rowan hinter Jura trat. Jura bemerkte, daß einige ihrer Freundinnen glänzende Augen bekamen. Alles seufzte entzückt auf.
    Jura lächelte ihnen zu. Sie war sogar ein wenig stolz. Sie drehte sich lächelnd zu Rowan um. »Darf ich Euch meine Familie und meine Freunde vorstellen? « fragte sie höflich.
    Später geleitete ihre Tante Rowan und Jura zu einem Zimmer in ihrem Haus. Der Raum war klein, und es stand nur ein Bett darin.
    Rowan schien ziemlich ruhig zu sein.
    »Hat Euch die Reise ermüdet? « fragte Jura.
    »Nein«, erwiderte er leise. »Es war nett von dir, daß du dich um Philip gekümmert hast. Ich glaube, der Junge verehrt dich jetzt schon. «
    »Er ist ein liebes Kind und äußerst lernfähig. Vielleicht ist mehr von einem Lankonier in ihm, als ich dachte. « Er saß auf der Bettkante und löste die Bänder an seinen Stiefeln. Rowan schien sich über irgend etwas Sorgen zu machen. Sie wollte schon fragen, was ihn störte, besann sich aber eines Besseren. Es war klüger, diesem Mann, der nur für kurze Zeit ihr Ehemann sein würde, nicht zu nahe zu kommen.
    »Ich nehme an, daß wir nicht in einem Bett schlafen Werden«, sagte sie.
    »Wie bitte? Nein, ich glaube nicht. Aus den Pelzen hier werde ich mir ein Bett auf dem Boden machen. Du kannst das große Bett nehmen. «
    Jura runzelte die Stirn. Dann zog sie Stiefel und Hose aus und schlüpfte in das riesige Bett. Rowan bereitete sich aus den Fellen ein Lager. Als sie beide schweigend verharrten, lag eine gewisse Spannung in der Luft.
    »Der Mond scheint so hell«, flüsterte sie.
    Rowan erwiderte kein Wort, und sie glaubte schon,

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