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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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er wäre eingeschlafen.
    »Jura«, erklang eine leise Stimme.
    »Ja«, antwortete sie ebenso zart.
    »Hast du schon einmal an dir selbst gezweifelt? Glaubst du manchmal, daß du im Grunde recht hast — aber tief in dir drin ist noch ein leiser Zweifel zu spüren? «
    »Ja«, entgegnete sie. »Das kenne ich. «
    Er sagte nichts mehr, und nach ein paar Minuten hörte sie an seinem ruhigen Atem, daß er eingeschlafen war. Sie grübelte noch eine ganze Weile darüber nach, was er wohl gemeint haben könnte. Doch sie kam zu keinem Ergebnis.
    Am nächsten Morgen standen alle Irial schon sehr früh auf. Sie wollten sich mit Verwandten und Freunden treffen, die sie schon eine ganze Weile nicht gesehen hatten. Und sie wollten natürlich den Engländer besser kennenlernen, der ihr Herrscher sein wollte.
    Jura beobachtete, wie Rowan sich seinen Weg durch die Leute bahnte. Die Mienen wurden freundlicher, als er die Menschen in Irial ansprach. Hier zeigte er nicht das heftige Temperament, das Jura so gut kannte. Nein, hier war er ein besonnener, ruhiger Mann, dessen Freundlichkeit man sich nicht entziehen konnte.
    »Er ist so glattzüngig wie der Teufel«, meinte Geralt zu Jura. »Paß auf, daß du einen klaren Kopf behältst. Du mußt deine fünf Sinne beisammen haben, wenn uns dieser Narr in einen Krieg treibt. «
    Jura trank einen kleinen Schluck heißen Apfelwein. »Er will keinen Krieg, sondern Frieden. «
    »Was man will und was man schließlich bekommt, sind zwei Paar Schuhe. Wenn wir ins Land der Vatell reiten, solltest du kampfbereit sein. Brita wird ihn nur zu gern umbringen. Schließlich hat sein Vater ihren Ehemann getötet. «
    »Vielleicht hat auch Brita vom Krieg genug«, erwiderte Jura. »Bestimmt würde sie ihren Sohn gern Wiedersehen. «
    Geralt blieb der Mund offenstehen. »Willst du etwa dein Land an diesen Engländer verraten? «
    »Nein. Natürlich nicht. Er wird es nicht schaffen, die Stämme zu vereinen. Aber er kann es doch versuchen. Wer wird ihm Folge leisten? Er will die Irial und die Vatell miteinander verheiraten. Welcher Irial wird dem zustimmen? Er wird die Sache aufgeben müssen, ehe sie richtig angefangen hat. «
    Xante stand in ihrer Nähe und hatte alles mit angehört. Er drehte sich zu Jura um. »Seht ihn Euch doch einmal an! Alle bewundern ihn. Sie werden ihm folgen. Ruhig! Er will reden. «
    Jura sah voller Interesse zu, als Rowan auf eine Bank stieg und anfing zu sprechen. Den ganzen Morgen über hatte sie immer wieder Geflüster vernommen und gehört, daß alle über das heilige Helenentor tuschelten. Also wußten die Menschen hier, daß Rowan das Tor geöffnet hatte. Aber Jura bemerkte auch die Skepsis auf den Gesichtem. Das Volk würde diesen Mann nicht bereitwillig akzeptieren, nur weil sich eine alte Prophezeiung erfüllt hatte.
    Rowans Stimme und seine perfekte lankonische Aussprache schienen eine hypnotische Wirkung zu haben. Langsam erstarb jedes Gespräch bei den Zuhörern. Niemand hustete, keiner rührte sich. Selbst die Kinder standen ruhig da und lauschten.
    Rowan erzählte von einem Land, in dem Frieden und Eintracht herrschten. Männer und Frauen könnten beruhigt reisen, ohne Überfälle von anderen Stämmen befürchten zu müssen. Er sprach von ausgebauten Straßen und über den Handel zwischen den Stämmen. So könnten die Irials ihre Stoffe gegen Schmuckstücke der Vatell oder Pferde der Fearen eintauschen. Rowan wollte dem frühen Tod der jungen Männer, die bei Raubzügen gegen andere Stämme starben, zuvorkommen. Er ließ ein eindrucksvolles Bild vor den Irial entstehen, indem er beschrieb, wie sie sicher durch die Gebiete der Vatell und der Fearen reisen konnten, um zu den Poilen zu gelangen. Die Poilen würden dann ihre medizinischen Kenntnisse mit ihnen teilen. In manchem Auge glitzerten Tränen, als er sie an die Todesfälle erinnerte, die man hätte vermeiden können, wenn die Heilmittel der Poilen verfügbar gewesen wären.
    »Wir werden uns die Heilmittel der Poilen einfach nehmen «, rief Geralt, verstummte aber sofort, als ihn die Leute böse anblickten.
    Rowan meinte, daß der einzige Weg, all das zu erreichen, darin bestände, die Stämme zu vereinen.
    »Wir kämpfen! « brüllte Geralt.
    Die Menge zischte ihn an und musterte Rowan, der darauf wartete, daß es wieder still wurde.
    »Das lankonische Volk muß eine Einheit werden«, sagte Rowan leise. Die Menschen beugten sich vor, um ihn besser zu verstehen.
    Er berichtete von seinem Plan, die Stämme durch

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