Im Zwiespalt der Gefuehle
hatte er nie zugelassen: Er hatte sich immer geweigert, aus Vemunftsgründen zu heiraten. Rowan wußte, daß die ruhige Behaglichkeit einer Ehe ihn für manche Unbilden entschädigen würde. Außerdem wünschte er sich eine Frau, die er liebte.. Nur darum hatte er das Risiko des Honoriums auf sich genommen. Er hatte das lankonische Volk nicht beleidigen wollen, sondern er hatte eben Jura mehr begehrt als alles andere auf der Welt. Die Augenblicke, in denen es so aussah, als würde Mealla gewinnen, ausgenommen, hatte Rowan immer daran geglaubt, daß Jura siegen würde — weil sie ihn so sehr begehrte wie er sie.
Aber es verhielt sich anders. Sie hatte ihn überhaupt nicht gewollt, und in der Nacht, als er das herausgefunden hatte, hatte er sich gewünscht zu sterben…
Seitdem war alles nur noch schlimmer geworden. Er verstand Jura nicht. Immer wenn er versuchte, sie zu beschützen, dann machte sie das wütend. Würde sie ihn denn für fürsorglich halten, wenn er ihr ein Schwert zuwarf und sie bat, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um ihm zu helfen? Das ergab doch keinen Sinn! Sie stürzte sich von einem schrecklichen Abenteuer in ein anderes und bemerkte noch nicht einmal, daß Rowan soviel Angst um sie hatte, daß er sich kaum auf seine Aufgaben konzentrieren konnte. Jedesmal, wenn er versuchte, ihre Sicherheit zu garantieren, brüllte sie ihn an. Nichts, was er tat, schien ihr recht zu sein.
Und jetzt wollte sie sogar, daß er eine andere Frau heiraten sollte, damit sie frei würde für Daire.
Ihr Verhalten Brita gegenüber hatte ihn richtig wütend gemacht. Brita war sehr charmant, und indem sie ihre
Männer nach Hause geschickt hatte, hatte sie ihr Leben ganz in seine Hände gelegt. Ihr Vertrauen zu ihm hatte ihn sehr überrascht, und er wollte dieses Vertrauen nicht enttäuschen.
Dann war Jura gekommen. Sie hatte kein Hehl daraus gemacht, daß sie ihn für einen Narren hielt, und sich geweigert, Brita kennenzulernen. Sie war in die Nacht hinausgestürmt, als ob sie immun gegen einen Angriff und dazu in der Lage wäre, ein ganzes Heer zu bekämpfen. Er hatte sich bei Brita empfehlen müssen, um Juras Sicherheit zu gewährleisten.
Diese sture kleine Katze war die ganze Nacht wachgewesen und hatte die Hütte beobachtet. Er hatte zwischen dem Gefühl der Dankbarkeit für Jura und dem Bewußtsein, daß er ein Dummkopf war, geschwankt. Was war, wenn sie recht hätte und Britas Zustimmung nur eine hohle Behauptung war? Was, wenn ihre Männer in der Nacht angriffen? Am Morgen war Rowan überzeugt gewesen, daß er Brita völlig richtig einschätzte. Sie wollte ebensosehr den Frieden wie er. Also verdrängte er Juras Anschuldigungen, Brita wäre nicht vertrauenswürdig. Er war zornig auf Jura, weil sie ihm nie vertraute.
Dann hatte in der Hütte diese abscheuliche Szene stattgefunden. Die beiden Frauen hatten sich ein Wortgefecht geliefert, und er hatte befürchtet, daß eine unüberbrückbare Kluft zwischen den beiden Stämmen aufgerissen würde, dieses Mal war er Jura nicht nachgelaufen, als sie in den Wald rannte, sondern er hatte sich zu Brita gesetzt, um ihr Verständnis und ihre Vergebung zu erbitten. Er wollte ihr nur sagen, daß Jura jung und heißblütig war… Aber ehe er ein Wort hervorbrachte, hatte sie die Bauern hinausgeschickt. Als sie allein waren, hatte sie damit begonnen, sanft seine Oberschenkel zu streicheln.
Irgendwie war es Rowan gelungen, sein Entsetzen zu verbergen.
Himmel ja — Brita war schön, sogar wunderschön und wahrscheinlich auch eine sehr erfahrene Geliebte… Aber er wollte sie nicht. Wenn Frauen sich ihm in England so aufgedrängt hatten, hatte er ebenso empfunden. Er war geschmeichelt und erstaunt über ihre Aufmerksamkeiten gewesen, aber er hatte nie das Bedürfnis gehabt, sie zu lieben.
Nur Jura war es bisher gelungen, seine Sinne zu verwirren. Die Sehnsucht nach Jura machte ihn halb verrückt.
Brita hatte ihm zugeflüstert, daß sie ihn heiraten wolle. Dann würden sie gemeinsam die Stämme vereinigen und Lankonien regieren. Ihre Nächte würden von wilder Leidenschaft erfüllt sein. Sie hatte ihm von ein paar Praktiken berichtet, von denen Rowan noch nie etwas gehört hatte…
Aber sie führte ihn nicht in Versuchung. Rowan dachte nur daran, daß er dann Jura nicht mehr sehen, nicht in ihrer Nähe leben und nie mehr hören würde, wie sie ihn schalt. Er musterte Brita genau, und ihre Schönheit wirkte plötzlich schal. Er zweifelte, daß er imstande war, mit ihr
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