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Imagica

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Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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ihnen wünschte sich, Hammeryocks Schicksal zu teilen. Deshalb wahrten sie einen sicheren Abstand, als Pie dem keuchenden Gentle Gelegenheit gab, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen.
    »Ich dachte, du seist vielleicht zu Tick Raw zurückgekehrt«, sagte Gentle, als er eingestiegen war.
    »Sicher hätte er auf meine Gesellschaft keinen Wert mehr gelegt«, erwiderte Pie. »Weil ich mit einem Mörder Umgang hatte.«
    »Wen meinst du damit?«
    »Dich, mein Freund. Dich. Jetzt sind wir beide Assassinen.«
    »Das stimmt vermutlich.«
    »Und in dieser Region nicht sehr willkommen, nehme ich an.«
    »Wo hast du den Wagen aufgetrieben?«
    »Auf einem Parkplatz am Stadtrand«, antwortete Pie. »Dort stehen auch noch andere Fahrzeuge dieser Art. Es dauert bestimmt nicht lange, bis man uns verfolgt.«
    »Dann sollten wir so schnell wie möglich nach Patashoqua fahren.«
    »Ich bezweifle, ob wir da für längere Zeit sicher sind«, meinte der Mystif.
    Vor dem stumpfen Bug des Wagens lag eine Straßenabzwei-gung. Es galt nun, eine Entscheidung zu treffen: links lockten die Tore von Patashoqua, und rechts führte der Weg am Hügel Lipper Bayak vorbei zu einem Horizont, der sich zu einem Gebirge emporwölbte.
    »Die Wahl liegt bei dir«, meinte Pie.
    Gentle blickte sehnsüchtig zur Stadt, fühlte sich von ihren Türmen in Versuchung geführt. Aber er erkannte die Weisheit in Pies mahnenden Worten.
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    »Eines Tages kehren wir zurück, nicht wahr?« fragte er.
    »Natürlich. Wenn das deinem Wunsch entspricht...«
    »Wenden wir uns in die andere Richtung.«
    Der Mystif beschleunigte, und als die Stadt hinter ihnen zurückblieb, herrschte bald immer weniger Verkehr; dadurch kamen sie schneller voran.
    »Soviel zu Patashoqua«, murmelte Gentle, als die Mauern mit dem fernen Dunst verschmolzen.
    »Kein großer Verlust«, kommentierte Pie.
    »Ich hätte mir gern das Fröhliche Ti' Ti' angesehen.«
    »Unmöglich.«
    »Warum?«
    »Weil es überhaupt nicht existiert«, erklärte Pie. »Ich hab' es erfunden, wie alle Dinge, die mir gefallen. Ich hab's einfach erfunden!«
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KAPITEL 19
l
    Zwar hatte sich Judith geschworen, Gentle zu folgen - wohin auch immer er verschwunden war -, doch sie konnte ihre entsprechenden Pläne nicht sofort in die Tat umsetzen, da andere Dinge Aufmerksamkeit von ihr verlangten. An erster Stelle kam Clem. Während der freudlosen, kummervollen Tage nach Neujahr brauchte er nicht nur Rat und Trost, sondern auch ihre organisatorischen Fähigkeiten, und sie fühlte sich verpflichtet, ihm zu helfen. Taylors Beerdigung fand am neunten Januar statt, und Clem gab sich große Mühe, den Gedenkgottesdienst zu perfektionieren. Es war ein melancholischer Triumph: eine Gelegenheit für Taylors Freunde und Verwandte, miteinander zu sprechen und ihre Gefühle dem Verstorbenen gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Jude traf Leute, die sie seit Jahren nicht gesehen hatte, und fast niemand versäumte es, sie nach dem Mann zu fragen, der durch Abwesenheit glänzte: Gentle. Sie bot immer wieder jene Auskunft an, die sie auch Clem gegeben hatte: Gentle mache eine schwere Zeit durch, und angeblich spiele er mit dem Gedanken, irgendwo auszuspannen. Clem fand sich natürlich nicht mit solchen vagen Ausflüchten ab. Für ihn verschwand Gentle mit dem Wissen, daß Taylor tot war, und Clem sah darin ein Zeichen von Feigheit. Jude versuchte nicht, Zacharias in Schutz zu nehmen. Sie achtete nur darauf, Gentle in Clems Gegenwart so wenig wie möglich zu erwähnen.
    Doch das Thema kam immer wieder zur Sprache. Als Clem nach der Bestattung Taylors Sachen ordnete, fand er drei Aquarelle. Gentle hatte sie im Stil Samuel Palmers gemalt, sie jedoch mit seinem eigenen Namen signiert und Taylor gewidmet. Die Bilder zeigten idealisierte Landschaften und 268

    erinnerten Clem an Taylors unerfüllte Liebe, die ihn - einseitig
    - mit dem Verschwundenen verbunden hatte. Als Jude sie betrachtete, fragte sie sich einmal mehr, wohin Gentle verschwunden sein mochte. Die Gemälde gehörten zu den wenigen Dingen, die Clem - vielleicht aus Rache - wegwerfen wollte, doch Judith überredete ihn dazu, eines in Gedenken an Taylor zu behalten, das zweite Klein zu geben und das dritte ihr zu schenken.
    Die aufopferungsvolle Anteilnahme kostete nicht nur Zeit, sondern verschob auch ihre Perspektiven. Als Clem Mitte Januar verkündete, daß er für zwei Wochen nach Teneriffa fliegen wolle, um dort im warmen Sonnenschein die Niedergeschlagenheit abzustreifen, war Jude

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