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Imagica

Imagica

Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Gesellschaft gekauft habe.«
    »Wäre es dir lieber, mich zu bezahlen?«
    »Mein Gott!« Godolphin sah Judith erschrocken an. »Wofür hältst du mich?«
    »Für einen Liebhaber«, entgegnete sie schlicht. »Für meinen Liebhaber?«
    »Weißt du überhaupt, was du da sagst?«
    »Was ich nicht weiß, kann ich lernen. Ich habe mich vor mir selbst versteckt, Oscar. Ich habe alles aus mir verdrängt, um nichts zu fühlen. Aber jetzt fühle ich eine Menge. Darauf wollte ich dich hinweisen.«
    »Es ist mir bereits klar«, murmelte Godolphin. »Und deshalb habe ich Angst, Judith.«
    »Dazu besteht kein Grund.« Es verblüffte sie, daß sie selbst 396

    diese beruhigenden Worte formulierte, obgleich Oscar älter, vermutlich auch stärker und klüger war. Sie streckte den Arm aus und berührte ihn sanft an der Brust. Er beugte sich vor, um sie zu küssen, und sein Mund blieb geschlossen, bis er ihre offenen Lippen fand. Eine Hand wanderte zu Judes Nacken, die andere zu ihren Brüsten; sie stöhnte leise, ein Laut, der sich im Kuß verlor. Kurz darauf glitten Oscars Finger nach unten, über den Rock hinweg, um dann unter ihn zu kriechen und einen Teil des Weges zurückzukehren. Sie fanden Feuchtigkeit
    - Judith war regelrecht naß, und zwar schon seit einer ganzen Weile, seit sie die Schatzkammer betreten hatte -, und er schob die ganze Hand in das warme Nest des Slips, rieb vorsichtig, mit dem Handballen, während der lange Mittelfinger nach dem Spalt tastete.
    »Bett«, sagte sie.
    Er ließ sie nicht los. Umständlich wankten sie durch die Tür
    - Judith ging rückwärts, bis sie die Bettkante an den Oberschenkeln spürte. Dort setzte sie sich, griff nach dem Bund seiner Unterhose und streifte sie langsam nach unten, dabei Küsse auf den Bauch hauchend. In plötzlicher Schüchternheit wollte er die Hose festhalten, aber sie zog daran, bis der Penis erschien. Und sich als sonderbar erwies. Er war nur ein wenig angeschwollen, und die fehlende Vorhaut verlieh ihm etwas Knollenartiges. Die karmesinrote Eichel wirkte mindestens ebenso entzündet wie die Wunde in Oscars Seite. In dem wesentlich dünneren Schaft zeichneten sich deutlich Adern ab. Ging Godolphins Verlegenheit auf dieses Mißverhältnis zurück? Judith nahm die Eichel zwischen die Lippen, um ihm zu zeigen, daß er sich nicht schämen müsse, und daraufhin zog Oscar die Hand zurück. Sie hörte leises Stöhnen, sah nach oben und stellte fest, daß Oscar mit so etwas wie Ehrfurcht auf sie hinabstarrte. Jude hob den seltsamen Penis, nahm ihn ganz in den Mund und begann anschließend damit, sich die Bluse aufzuknöpfen. Doch als sie spürte, wie 397

    das Glied härter wurde, wich Godolphin zurück, murmelte eine Entschuldigung und zerrte die Unterhose hoch.
    »Warum machst du das?« fragte er.
    »Weil es mir gefällt.«
    Er schien wirklich durcheinander zu sein, schüttelte wie hilflos den Kopf und verbarg seine Erregung hinter vorgehaltenen Händen, als ihn neuerliche Verlegenheit erfaßte.
    »Niemand verlangt so etwas von dir«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Weißt du das tatsächlich?« Oscar musterte Judith mit aufrichtiger Verwunderung. »Ich möchte dich nicht benutzen.«
    »Ich würde mich auch gar nicht benutzen lassen.«
    »Und wenn du benutzt wirst, ohne etwas davon zu bemerken?«
    Diese Frage ging Judith ganz entschieden gegen den Strich.
    Jäher Zorn entflammte in ihr, brannte heiß. Sie stand auf.
    »Ich weiß, was ich will. Aber ich bin nicht bereit, darum zu betteln.«
    »Das meinte ich nicht.«
    »Was meinst du dann?«
    »Ich möchte dich.«
    »Dann nimm mich«, sagte Judith.
    Ihre Wut schien ihn zu erregen, und er trat nun wieder vor, sagte ihren Namen mit einer Stimme, in der fast so etwas wie Schmerz mitschwang. »Darf ich dich ausziehen? Oder hast du was dagegen?«
    »Nein.«
    »Bitte bleib passiv. Hilf mir nicht.«
    »Ich helfe dir nicht.«
    »Leg dich nur hin.«
    Jude streckte sich auf dem weißen Laken aus. Oscar löschte das Licht im Bad, kam dann zum Bett und blickte auf die Frau hinab. Die nahe Lampe schien ihm zusätzliche Masse zu geben, projizierte seinen Schatten an die Decke. Quantität war 398

    für Judith bisher nie eine erregende Eigenschaft gewesen, doch bei Godolphin wirkte sie überaus attraktiv - ein Zeichen seiner Exzesse, seiner Neigung, in vollen Zügen zu genießen. Sie sah einen Mann in ihm, der sich nicht mit einer Welt zufriedengab, mit einem begrenzten Erfahrungskosmos, der mehr verlangte.
    Wie ein Sklave kniete er nun vor

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