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Imagica

Imagica

Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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beauftragt, mich ins Jenseits zu schicken? Ich kann es nicht glauben. Das ist doch verrückt.«
    »Estabrook liebt dich noch immer, Jude. Und er will dich niemand anders überlassen.«
    Sie hob die Tasse und schloß nun beide Hände darum, drückte so fest zu, daß die Fingerknöchel weiß hervortraten -
    Gentle glaubte bereits, das Knacken des Porzellans zu hören.
    Sie trank einen Schluck, und dann sagte sie mit etwas festerer Stimme: »Ich glaube dir nicht.«
    »Deshalb seine Versuche, einen Kontakt mit dir herzustellen
    - um dich zu warnen. Erst beauftragte er den Killer, und dann überlegte er es sich anders.«
    »Woher weißt du das?« fragte Judith, und ihr vorwurfsvoller Tonfall wiederholte sich.
    »Er hat mich geschickt, um dich zu schützen.«
    »Du wirst ebenfalls bezahlt, oder?«
    Das stimmte in gewisser Weise - obgleich es alles andere als angenehm war, diese Wahrheit von Judes Lippen zu hören.
    Estabrook hatte zwei Hunde losgeschickt: Der eine brachte Tod, der andere Leben. Allein das Schicksal entschied, wer die Frau als erster erreichte.
    »Jetzt brauche ich doch einen Whisky«, sagte Judith, beugte sich über den Tisch und griff nach der Flasche.
    Gentle stand auf, um für sie einzuschenken, und seine Bewegung genügte, um Jude erstarren zu lassen. Er begriff plötzlich, daß sie sich vor ihm fürchtete. Betont langsam hob er die Flasche und reichte sie ihr, doch Judith nahm sie nicht 98

    entgegen.
    »Du solltest jetzt besser gehen«, meinte sie. »Marlin kehrt bald heim. Ich möchte nicht, daß er dich Hier antrifft...«
    Gentle verstand ihre Nervosität, und gleichzeitig fühlte er sich ungerecht behandelt. Als er durch den Schneeregen gehumpelt war, hatte er tief in seinem Innern gehofft, daß Judiths Dankbarkeit auch eine Umarmung einschloß, oder wenigstens einige Worte, die ihm mitteilten, daß sie etwas für ihn fühlte. Doch Estabrooks Schuld lastete auch auf ihm. Sie sah keinen Retter in ihm, sondern den Gesandten des Feindes.
    »Wenn das deinem Wunsch entspricht...«
    »Ja.«
    »Darf ich dich noch um etwas bitten? Wenn du der Polizei von Estabrook erzählst - bitte laß mich dabei aus dem Spiel, in Ordnung?«
    »Warum? Arbeitest du wieder für Klein?«
    »Es würde zu lange dauern, die Gründe zu erklären. Gehen wir einfach davon aus, daß du mich hier nie gesehen hast.«
    Judith zuckte kurz mit den Schultern. »Wenn du Wert darauf legst... Meinetwegen.«
    »Danke«, sagte Gentle. »Wo hast du meine Kleidung hingelegt?«
    »Sie ist noch nicht trocken. Behalt einfach diese Sachen an.«
    »Das ist wohl kaum eine gute Idee.« Gentle konnte sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. »Wer weiß, was Marlin denkt...«
    Judith ignorierte diese Bemerkung und zeigte ihm den Weg zum Badezimmer - die nassen Kleidungsstücke hingen dort an den beheizten Handtuchhaltern. Sie waren noch immer feucht, und als Gentle sie überstreifte, bereute er seinen Spott. Einige Sekunden lang spielte er mit dem Gedanken, doch Marlins Sachen zu benutzen, aber das ließ sein Stolz nicht zu. Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, stand Jude wieder am Fenster. Sie schien nach dem Killer Ausschau zu halten.
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    »Wie lautet sein Name?« fragte sie.
    »Pie'oh'pah.«
    »Was für eine Sprache ist das? Arabisch?«
    »Keine Ahnung.«
    »Nun, hast du ihm gesagt, daß Estabrook seine Meinung geändert hat, daß er jetzt nicht mehr meinen Tod will?«
    »Dazu bekam ich keine Gelegenheit«, erwiderte Gentle mit einem Hauch Verlegenheit.
    »Also kehrt er vielleicht zurück, um es noch einmal zu versuchen.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Vielleicht ist er irgendwo dort draußen und denkt: Aller guten Dinge sind drei. Ihm haftet etwas... Unnatürliches an, Gentle. Wie konnte er sich so schnell von seinen schweren Verletzungen erholen?«
    »Vielleicht waren seine Wunden gar nicht sehr schlimm.«
    Judith blieb skeptisch. »Ein solcher Name... Es dürfte nicht schwer sein, ihn ausfindig zu machen.«
    »Vielleicht irrst du dich. Männer wie er sind fast... unsichtbar.«
    »Marlin weiß sicher, was es zu unternehmen gilt.«
    »Freut mich für Marlin.«
    Jude holte tief Luft. »Ich sollte dir danken«, sagte sie in einem ganz und gar nicht dankbaren Tonfall.
    »Schon gut«, entgegnete Gentle. »Es ist ein Job, für den ich bezahlt werde, weiter nichts.«
    4
    Pie'oh'pah stand im Schatten eines Hauseingangs an der Neun-undsiebzigsten Straße und sah, wie John Furie Zacharias das Apartmentgebäude verließ, den Jackenkragen hochklappte

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