Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imagica

Imagica

Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
Vom Netzwerk:
Domäne zu werfen. Aber er konnte Fragen stellen.
    »Wer sprach die Worte, Vater?« erkundigte er sich. »Wer sagte Nisi Nirwana!«
    » Vergiß sie«, entgegnete Hapexamendios. »Der Tod holt die Hure, und damit ist alles vorbei.«
    Gentle ballte enttäuscht die Fäuste und hämmerte damit auf den festen Boden.
    »Auch dort gibt es nur mich«, behaupteten die vielen 1287

    Stimmen des Gottes. »Mein Fleisch befindet sich überall. Mein Fleisch ist die Welt, und die Welt ist mein Fleisch...«
    Auf dem Gipfel des Berges Lipper Bayak hatte Tick Raw den Freudentanz beendet. Er saß nun am Rand des Steinkreises und wartete darauf, daß die Neugierigen ihre Häuser verließen und zu ihm pilgerten. Statt dessen kam Feuer. Wie Chicka Jackeen glaubte er zunächst an eine Art Zeichen, um den Beginn eines neuen Zeitalters zu markieren, und deshalb stand er auf, um das Lodern zu grüßen. Nicht nur er verhielt sich auf diese Weise. Dutzende von Personen kletterten am Hang des Berges empor, bemerkten das Strahlen über dem Jokalaylau-Gebirge ebenfalls und applaudierten begeistert, als sich das Phänomen näherte. Das Brennen sauste über Vanaeph hinweg und brachte der Stadt einen wenige Sekunden dauernden Tag.
    Sein Licht fiel auch auf Patashoqua, bevor es die Domänen durch einen Nebel verließ, der jenseits der Stadt erschienen war: Er kennzeichnete die erste Verbindung zwischen den Welten des grünen und goldenen Himmels auf dieser Seite und des blauen Firmaments auf der anderen.
    Zwei ähnliche Nebel hatten sich in Clerkenwell geformt, einer im Südosten der Gamut Street, der andere im Nordwesten. In beiden Fällen handelte es sich um Pforten, die zu den anderen Domänen von Imagica führten. Die zweite leuchtete plötzlich auf, als das Feuer von der Vierten in die Fünfte wechselte. Dieser Vorgang blieb nicht unbeobachtet.
    Einige Geister befanden sich in der Nähe und sahen die Glut: Zwar konnten sie kaum ahnen, was der Glanz bedeutete, aber sie befürchteten Unheil und kehrten zu dem Haus zurück, um eine Warnung zu überbringen. Doch sie waren zu langsam.
    Noch nicht einmal die Hälfte der Strecke bis zur Gamut Street hatten sie zurückgelegt, als die Flammen des Unerblickten in den nächtlichen Straßen von Clerkenwell loderten.
    Montag sah sie zuerst, als er auf die Treppe vor dem Haus hinaustrat. Draußen heulten die Reste von Sartoris Horde, und 128
    8

    der Junge fürchtete ihren Angriff, doch er kam nicht mehr dazu, nach einem Knüppel zu greifen - die Dunkelheit der Nacht wich plötzlich blendender Helligkeit.
    Judith stand noch immer am oberen Ende der Treppe und sah, wie Celestine ihre Lippen auf die des Sohnes preßte - um ihn dann mit erstaunlich viel Kraft anzuheben und aus dem Innern des Kreises zu stoßen. Was auch immer ihn von der Starre befreite, der Aufprall oder das Feuer - er stemmte sich hoch und machte Anstalten, zum Steinkreis zurückzukehren.
    Zu spät.
    Das Fenster platzte wie eine funkelnde Wolke, und heißes Verderben füllte den Raum. Judith wurde von den Beinen gerissen, hielt sich jedoch lange genug am Geländer fest, um zu sehen, wie Sartori die Hände vors Gesicht hob. Die Frau im Kreis hingegen breitete die Arme aus, um das Brennen zu empfangen. Celestine fiel ihm sofort zum Opfer, doch das Feuer schien noch mehr Appetit zu haben. Vermutlich hätte es das ganze Haus verschlungen, wenn es nicht mit einem so großen Bewegungsmoment dahergerast wäre. Es flog durchs Zimmer, kochte durch die gegenüberliegende Wand und sauste weiter, in Richtung des zweiten Nebels von Clerkenwell.
    »Was war das denn, um Himmels willen?« brachte Montag im Erdgeschoß hervor.
    »Gott«, erwiderte Jude. »Er kam und ging.«
    In der Ersten hob Hapexamendios den großen Kopf. Zwar benötigte Er nicht die Augen in Seinem Kopf, um zu sehen, was in dieser Domäne geschah - Seine Pupillen befanden sich praktisch überall -, doch eine an den Körper gebundene Erinnerung veranlaßte ihn nun dazu, sich umzudrehen.
    » Was ist das?« fragte Er.
    Gentle sah das Feuer nicht - die Entfernung war noch zu groß -, aber er hörte sein Flüstern.
    » Was ist das?« wiederholte Hapexamendios.
    Er wartete keine Antwort ab und begann hastig, seine Gestalt 1289

    aufzulösen; damit reagierte er auf eine Weise, die Gentle befürchtet und sich gleichzeitig erhofft hatte. Die Besorgnis des Gottes galt dem folgenden Umstand: Zweifellos kehrte das Feuer zum Körper zurück, der seinen Ursprung darstellte, und wenn Hapexamendios ihn zu

Weitere Kostenlose Bücher