Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
Potenzial.«
Beau zog unbehaglich seine Schultern an. »Das ist Juliet egal.«
Auch wenn der interessierte Blick, mit dem sein Schützling Lolas grelle Aufmachung bedachte, eher das Gegenteil verriet. »Ihr Make-up ist exquisit, oder besser noch perfekt. Sie scheinen sich mit diesen Dingen wirklich auszukennen, denn es ist nicht gerade einfach, genau das rechte Maß zu finden, damit es weder fade noch übertrieben wirkt.«
»Das ist die Voraussetzung für meinen Ruhm.« Doch mit einem wehmütigen Blick in Richtung ihres Schoßes fügte Lola noch hinzu: »Oder besser eins der Dinge, die dafür unabdingbar sind. Aber im Grunde habe ich ganz einfach Spaß daran, mich möglichst hübsch zu schminken.« Dann sah sie Juliet prüfend ins Gesicht. »Du solltest dir die Lippen schminken, Schätzchen. Es gibt Frauen, die geben jede Menge dafür aus, solche vollen Lippen zu bekommen; also solltest du sie nach Möglichkeit betonen. Und wenn ich solche Haare hätte, würde ich sie ganz bestimmt nicht so wie du verstecken.« Sie wandte sich ab, um zwischen den Kosmetika auf ihrem Tisch herumzuwühlen, und Beau warf einen Blick auf Juliets Haar. Es war weicher, dichter, steckte in keinem ganz so straffen Knoten wie am Morgen, und die sanften Wellen verliehen der honiggoldenen Fülle einen zusätzlichen Glanz.
Bereits vor ihrem Besuch bei Lola war es ihm schon schwer gefallen, das Potenzial zu übersehen, das Juliet besaß. Er brauchte es ganz sicher nicht, dass jemand noch herausstrich, was für wunderbare Möglichkeiten der Betonung ihrer körperlichen Reize es für seinen Schützling gab. Es war vollkommen absurd, dass er sich überhaupt zu einem Typ wie Juliet Rose hingezogen fühlte, doch war dies anscheinend sowieso ein durch und durch absurder Tag.
Lola hatte ihre Suche inzwischen beendet und hielt einen Lippenstift in ihrer ausgestreckten Hand. »Hier, probier den mal. Das ist genau deine Farbe.«
»Nein!« Beau war beinahe panisch. Einzig die Tatsache, dass Juliet viel zu bieder wirkte, um für ihn interessant zu werden, hatte ihn an diesem bereits unangenehmen Nachmittag vor Schlimmerem bewahrt.
Glücklicherweise trat sie gleichzeitig mit seinem Nein einen kleinen Schritt zurück. »Oh, das kann ich nicht.«
Lolas Augen wurden kalt, und sie warf den Lippenstift zurück auf den Tisch. »Natürlich nicht. Denn schließlich kann man nie wissen, wo mein Mund schon überall gewesen ist, nicht wahr?«
»Nein«, widersprach ihr Juliet in ruhigem, würdevollem Ton. »Weil Großmutter mir eingetrichtert hat, dass man niemals seine persönlichen Körperpflegemittel teilt, und eine solche jahrelange Gewohnheit legt man nicht so einfach ab.«
Sofort hellte sich Lolas Miene wieder auf. »Oh, Schätzchen, das ist wirklich gut – das klingt unglaublich schick. Wo, sagst du, hast du sie gefunden?«, wandte sie sich an Beau. »Warte, warte!« Sie wühlte in der Schublade des Tischs herum, fand schließlich, was sie suchte, und hielt Juliet einen kleinen Pinsel hin. »Wie wäre es damit? Er ist brandneu, und guck, ich wische die oberste Lippenstiftschicht einfach ab.« Wieder griff sie nach dem Stift, drehte einen Zylinder in einem bräunlichen Rosaton heraus und kratzte ohne jeden Skrupel eine dichte Schicht von seinem Ende ab.
Juliet zögerte noch kurz, dann aber beugte sie sich vor, nahm den Pinsel entgegen, strich damit über die cremig weiche Farbe, formte ein großes O mit ihrem Mund, blickte in den Spiegel und trug erst vorsichtig und dann entschieden die Tönung auf ihre Lippen. Dann drückte sie den Pinsel wieder Lola in die Hand, presste ihre Lippen aufeinander, legte den Kopf etwas zurück und sah sich das Ergebnis ihres Vorgehens kritisch im Spiegel an.
Schließlich verzog sie ihren rosigen Mund zu einem breiten Lächeln, das ihre weißen Zähne vorteilhaft zur Geltung brachte, und erklärte: »Es gefällt mir.«
Beau hätte, da es ihm ebenfalls gefiel, am liebsten laut gejault.
Juliet drehte den Lippenstift herum, las den Namen des Herstellers vom Schildchen auf dem Boden ab und sagte zu Lola: »Sie haben sich wahrscheinlich schon gedacht, dass ich nicht von hier bin. Könnten Sie mir also vielleicht sagen, wo es diesen Lippenstift zu kaufen gibt?«
»Bei Dillards, Schätzchen. Wahrscheinlich auch bei Saks, aber dort kennen sie mich nicht. Geh also besser zu Dillards«, meinte sie entschieden, »und sag, Lola Benoit hätte dich geschickt.«
»Das werde ich machen, Lola, danke.« Sie beide plauderten noch etwas
Weitere Kostenlose Bücher