Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
durchzugehen und um zu erfahren, welche Pflichten sie nach Ansicht unseres Unternehmens in den nächsten Wochen hat. Sie war … höflich, aber ich hatte den Eindruck, dass sie es als unter ihrer Würde empfunden hat, sich mit einer kleinen Assistentin abgeben zu müssen statt mit dem Big Boss.« Roxanne zuckte gelassen mit den Schultern. »Ich habe morgen Nachmittag um drei einen Termin mit ihr gemacht, falls Ihnen das passt.«
»Danke, Roxanne. Es passt mir ganz bestimmt.« In dem Jahr ihrer Zusammenarbeit hatte Juliet gelernt, sich völlig auf das gute Gespür ihrer Assistentin für Menschen zu verlassen. Sie wusste bereits, dass die Hayneses verarmte Mitglieder des Südstaatenadels waren, denen die Pflege und Erhaltung ihres wunderschönen alten, im griechischen Stil gehaltenen Herrenhauses finanziell über den Kopf gewachsen war, und nun hatte sie auch einen ersten Eindruck von den Persönlichkeiten dieser beiden Menschen, die beim Erwerb des Hauses von ihrem Unternehmen »mit übernommen« worden waren, weil sich mit ihrer Hilfe sicher leichter Zugang zur so genannten besseren Gesellschaft Louisianas finden ließ.
Sie stand entschieden auf. »Ihrer Bemerkung über den blauen Salon entnehme ich, dass Sie inzwischen Gelegenheit hatten, sich ein bisschen umzugucken. Ich für meinen Teil habe außer diesem Büro und der Empfangshalle noch nichts in Augenschein genommen und kann es kaum erwarten, endlich das Ergebnis der Renovierungsarbeiten zu sehen. Haben Sie vielleicht Lust, mich auf meinem Rundgang zu begleiten?«
Es war seltsam, wie ermattet und gleichzeitig rastlos sie sich fühlte, doch sicher täte ein wenig Bewegung ihr in diesem Zustand gut. Die störende Erregung, die sie seit dem Vormittag empfand, war sicher eine Folge nicht nur der fürchterlichen Hitze, die sie selbst im klimatisierten Inneren des Hauses noch als Belästigung empfand, sondern auch des Bewusstseins, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben für die erfolgreiche Eröffnung eines Luxushotels verantwortlich war. Vielleicht war sie auch deshalb etwas aus dem Gleichgewicht geraten, weil sie Polizeischutz brauchte, was sie eindeutig als Störung ihres Alltages empfand.
Mit der Person ihres Begleiters hatte ihre Erregtheit jedoch ganz sicher nicht das Mindeste zu tun. Schließlich hatte sie schon beinahe vergessen, dass es diesen Menschen überhaupt gab.
Es war Jambalaya-Abend in Beaus kleinem kreolischen Häuschen im Bywater-Bezirk, und die winzig kleine Küche platzte aufgrund all der Menschen, die sich darin drängten, beinahe aus den Nähten.
Duftender Dampf stieg aus dem Topf mit Reis, in dem Beau Tomaten und alle möglichen anderen Zutaten verrührte, die seine jüngste Schwester Josie Lee in der kleinen Speisekammer fand. Als sie etwas entdeckte, was sie noch nicht dazugegeben hatten, stieß sie ihn mit dem Ellenbogen an, und ohne auch nur den Kopf zu heben, streckte er eine seiner Hände nach der Dose aus und tauchte, um zu kosten, mit der anderen einen Löffel in das brodelnde Gemisch. Direkt an seiner Seite teilte seine zweite Schwester Anabel Schinken und Garnelen in mundgerechte Stücke, Luke dünstete Sellerie und Zwiebeln, und die älteste der Schwestern, Camilla, mischte zusammen mit ihrem Ehemann Ned Fortenay an dem kleinen Tischchen in der Ecke einen knackigen Salat. »Heeey, good-lookin’«, heulte Buckwheat Zydeco vom CD-Spieler im Wohnzimmer herüber.
» Whaaat cha got cookin’? «, sang Anabel mit lauter Stimme weiter, unterbrach sich und befahl: »Wirf endlich das Gemüse in den Topf, Luke, ich brauche die Pfanne.«
»Sehr wohl, Ma’am.« Die beiden tauschten die Plätze und Anabel kratzte das Fleisch-Fisch-Gemisch in die frei werdende Pfanne, schob sich einen Schinkenwürfel in den Mund und fragte ihren Bruder: »Guckst du dir nach dem Essen mal meine Kontoauszüge an? Ich habe sie extra alle mitgebracht.«
»Verdammt, Anabel«, antwortete Beau ihr stöhnend. »Du bist vierundzwanzig Jahre alt. Wann wirst du endlich lernen, diese Dinge selbst zu machen?«
»Beauregard, du weißt doch, dass ich kein Talent für Zahlen habe.«
Er schnaubte und erklärte: »Weshalb inzwischen Taschenrechner erfunden worden sind.« Doch alle Anwesenden wussten, dass er nach dem Essen diese Arbeit übernähme. Er hatte vor zehn Jahren die Verantwortung für seine Schwestern übernommen, damit die Familie nach dem Tod der Eltern zusammenbleiben konnte, und legte die Rolle des Beschützers und Organisators nur sehr schwer
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