Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
Vom Netzwerk:
was macht der Anwalt mit den kuscheligen Augen?«
    Im Hintergrund vernahm ich Geräusche, die mir bekannt vorkamen. Ich wusste nur gerade nicht, woher.
    »Es ist alles sehr kompliziert«, gab ich zurück.
    »Ich habe Zeit, nun erzähl schon. Ach nee, warte mal, die Verbindung ist gerade schlecht.«
    Es rauschte eine Weile, dann war Sissi wieder da.
    »So, im Speisewagen ist es besser.«
    Speisewagen?
    »Sissi, wo bist du?«
    »Im ICE . Heute Abend bin ich in Lüneburg. Ich hab doch gesagt, ich komme zur Beerdigung. Holst du mich ab?«
    »Was ist denn?«, fragte Jan.
    »Sissi ist auf dem Weg zu uns.«
    »Super. Sag ihr, ich freue mich.«
    »Jan freut sich und ich mich auch.«
    Tatsächlich. Ich stellte fest, dass ich wirklich froh war. Es würde mir guttun, Sissi bei mir zu haben. Freundinnen haben oft den besseren Durchblick, besonders wenn es schwierig wird.
    »Wir sind gerade auf dem Weg nach Hamburg, aber bis du ankommst, sind wir bestimmt zurück.«
    »Alles klar«, sagte Sissi. »Wenn es bei euch knapp wird, schick mir eine Nachricht. Dann fahre ich einfach weiter bis Hamburg, und ihr holt mich da ab.«
    »Wird gemacht.« Ich beendete das Gespräch und schaute mich nach Hertha um. Sie rührte sich nicht.
    Ein eisiger Schreck durchfuhr mich. Sie war doch nicht etwa …?
    Lieber Gott im Himmel, bitte nicht!
    Als ich mich schon in Panik abschnallen und auf die Rückbank kriechen wollte, stieß sie einen leisen Schnarchlaut aus.
    Ich schickte ein Dankgebet in Richtung Himmel.
    Jan sah mich fragend an. »Alles okay?«
    »Alles bestens.« Für einen Moment schloss ich die Augen und war im nächsten Moment tief eingeschlafen. Ganz so leicht wie gedacht hatte mein Körper die vergangene Nacht doch nicht weggesteckt.
    Ich wachte erst wieder auf, als Jan den Motor ausschaltete.
    »Guten Morgen, die Damen«, sagte er fröhlich. »Wir sind angekommen.«
    Hertha rieb sich die Augen, ich mir ebenfalls. Dann schaute ich mich um. Wir parkten an einer baumbestandenen Straße in Altona. Rechts und links erhoben sich vierstöckige Häuser aus der Gründerzeit.
    Hertha lächelte. »Das haben Sie aber gut gefunden, lieber Herr Lüttjens.«
    Jan grinste bescheiden und zeigte auf sein Navi. »Alles sein Verdienst.«
    Damit konnte Hertha nichts anfangen. »Vielen Dank, dass Sie mich nach Hause gefahren haben.«
    »Wir haben Ihnen zu danken«, sagte ich schnell.
    »Genau«, warf Jan ein. »Wer weiß, wo Opa ohne Sie gelandet wäre.«
    Ich blitzte ihn böse an. Das hätte er sich jetzt sparen können.
    »Wir bringen Sie noch in Ihre Wohnung«, sagte ich zu Hertha.
    Obwohl sie protestierte, bestanden wir darauf und klingelten auch gleich bei ihrer Nachbarin, einer gewissen Aline Grünlich.
    »Natürlich kümmere ich mich um Hertha«, versprach sie und warf einen begehrlichen Blick auf all die Heidespezialitäten, die Jan gerade auspackte. »Solange sie mich braucht, bin ich für sie da.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen?«, fragte Hertha höflich.
    Als wir ablehnten, wirkte sie nicht sonderlich enttäuscht.
    Verständlich.
    An ihrer Stelle wäre ich mich auch lieber losgeworden.
    »Macht es dir was aus, wenn wir erst noch woanders hinfahren?«, fragte Jan, nachdem wir uns verabschiedet hatten.
    Ich blieb auf dem Treppenabsatz stehen. »Nee, aber Mama wird …«
    »Es ist erst halb elf«, schnitt er mir das Wort ab. »Um die Zeit schläft sie sowieso noch.«
    Ich staunte. In ihrem Doppelleben hatten sich anscheinend auch ihre Schlafgewohnheiten geändert. Auf dem Lüttjenshof stand Mama immer um halb sechs auf, wie es sich gehörte.
    »Na gut«, gab ich nach. »Wo willst du denn hin?«
    »Nur kurz in den Salon.«
    Ich musterte meinen Bruder prüfend. »Du machst doch hoffentlich keine Dummheiten?«
    »No Stress, Kröte. Ich will mich nicht Eike vor die Füße werfen. Nur mal kurz nach dem Rechten schauen. Immerhin habe ich mir die ganze Woche freigenommen. Außerdem müsste Tim heute da sein.«
    Tim war ein Kollege von ihm. Ich kannte ihn flüchtig und wusste, dass die beiden sich gut verstanden. Tim hatte allerdings Frau und drei Kinder.
    Bevor meine Vermutungen aus dem Ruder laufen konnten, erklärte Jan: »Er soll mir helfen, mich umzustylen. Die dunklen Haare passen nicht zu mir. Hat Hans-Dieter gestern auch gesagt.«
    Ach so.
    »Gibt es nebenan noch diese Kaffeebar mit dem göttlichen Frühstück?«
    Jan nickte.
    »Dann gerne. Ich sterbe vor Hunger.« Zu Hause hatte ich nur Kaffee getrunken, und mein

Weitere Kostenlose Bücher