Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
Vom Netzwerk:
ausgeleierter Magen forderte seine Rechte ein.
    Die Hamburger Rushhour war längst vorbei, und so erreichten wir schon nach zwanzig Minuten das Schanzenviertel. Jan verschwand im Salon, und ich bestellte mir in der Kaffeebar ein englisches Frühstück mit allem Drum und Dran. Spiegeleier, gegrillte Würstchen, gebackene Bohnen, Toast, Orangensaft und Butter. Dazu las ich das Hamburger Abendblatt, dann die Morgenpost und schließlich die Bild- Zeitung.
    Anderthalb Stunden später kam Jan herein und sah wieder aus wie mein Bruder. Die blonden Haare wirkten absichtlich zerzaust, und die Augen strahlten wieder blau.
    »Und?«
    »Klasse. Sieht fast aus wie deine Haarfarbe. Auch die Augenbrauen.«
    Jan setzte sich mir gegenüber an den Tisch. »War nicht so leicht, den Ton zu treffen. Tim musste mir die dunklen Haare ja wieder hell färben.«
    »Hat er gut gemacht. Und eigentlich gefällst du mir jetzt auch viel besser. Der Latin Lover stand dir nicht so gut.«
    Jan bestellte sich Toast und Rührei, und als er fertig war, machten wir uns auf den Weg nach Eppendorf.
    »Inzwischen wird Mama hoffentlich wach sein«, meinte ich, als wir in die Straße einbogen, in der sie wohnte.
    »Klar.«
    Jan fand zu seiner Überraschung gleich einen Parkplatz, und wenige Minuten später klingelten wir neben dem Namensschild Berger/Strobel.
    »Das sind die beiden Hauptmieter«, erklärte mir Jan. »Carlo Berger und Sibylle Strobel.«
    »Sind die beiden ein Paar?«, fragte ich, weil ich ungewollt wieder Bilder der freien wilden Liebe in einer Kommune vor Augen hatte.
    »Kann sein.«
    Aha.
    »Willst du ’ne Runde intolerant werden, Kröte?«
    »Ich doch nicht.«
    Die Haustür sprang auf, und wir stiegen in den dritten Stock hoch. Oben empfing uns ein freundlicher Herr um die fünfzig.
    Wie ein Kommunarde sah er nicht aus, fand ich. Auch nicht wie ein Sektenguru. Mit seiner rundlichen Figur, den weichen Gesichtszügen und der randlosen Brille auf der knubbeligen Nase wirkte er auf mich eher wie ein durchschnittlicher Familienvater.
    »Was kann ich für euch tun?«, fragte er liebenswürdig.
    Wenigstens die Stimme klang nach einem Erleuchteten. Und das Du nach Völkerfreundschaft und Weltfrieden. »Möchtet ihr jemanden besuchen? Es ist aber nur Bodhi da, und ich muss schnell zum Penny-Markt, Eier, Milch und Mehl kaufen.«
    Hm.
    Der Klang mochte erleuchtet sein, die Aussage eher alltäglich.
    Eben doch Familienvater.
    Jan verzog enttäuscht das Gesicht. »So ein Mist! Wir sind extra hergekommen, um unsere Mutter zu sehen. Heidi Lüttjens. Haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnte? Vielleicht im Laden? Wenn Sie uns sagen, wo der ist, fahren wir dahin.«
    Der Mann lächelte. »Da wird Bodhi sich aber freuen. Kommen Sie herein. Ich bin Carlo Berger. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen.« Damit zog er uns in den Flur und war im nächsten Moment verschwunden.
    Jan und ich sahen uns an.
    Bodhi?
    Wer, bitte?
    »Sehen wir uns erst mal um«, schlug Jan vor und ging den langen schmalen Flur in eine Richtung. Wir stießen auf einen Raum, der so sehr einem ganz normalen Wohnzimmer ähnelte, dass ich kichern musste.
    Keine Ahnung, was ich erwartet hatte. Vielleicht Sitzsäcke, bunte Tücher, erleuchtende Wandmalerei und massenhaft Kerzen. Stattdessen stand ich vor einer mit braunem Cord überzogenen Sofalandschaft, einem flachen Glastisch und einer Schrankwand aus der Design-Serie Gelsenkirchener Barock.
    Das Mobiliar wirkte zusammengewürfelt, und Jan tippte vermutlich ganz richtig, als er sagte: »Sperrmüll.«
    Wir standen eine Weile ratlos herum, bis wir wie aus weiter Ferne ein Plätschern vernahmen. Durch den Flur näherten wir uns dem Geräusch und blieben vor einer angelehnten Tür stehen.
    Ganz klar, da lag jemand in der Badewanne und ließ es sich gut gehen.
    Bodhi.
    Wer immer das sein sollte.
    »Ashoka-Schatz, bringst du mir bitte ein Gläschen Sekt?«
    Tja, das war nun eindeutig die Stimme meiner Mutter.
    Heidi Lüttjens, die mittags um halb zwei in der Badewanne lag und Sekt schlürfte?
    Wow!
    »Wenn das Grete wüsste«, flüsterte ich Jan zu, der daraufhin mit den Augen rollte.
    Ich feixte. »Du hältst hier die Stellung. Ich besorge den Sekt.«
    »Pass auf, dass du dieser Ashoka nicht über den Weg läufst. Klingt gefährlich.«
    Todesmutig machte ich mich auf den Weg. Nach kurzem Suchen fand ich die Küche. Sie war offenbar mit Restposten aus verschiedenen Möbelhäusern eingerichtet worden. Ein Kühlschrank, der mir vage bekannt vorkam,

Weitere Kostenlose Bücher