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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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ich es mit vierzehn … ähm … leicht übertrieben hatte. Außerdem war bestimmt kein Prosecco aufzutreiben.
    »Stopp, Kröte! Was läufst du hier rum wie ein aufgescheuchtes Huhn?«
    Ich blieb stehen. »Kannst du dich bitte mal im Tierreich entscheiden?«
    »Hä?«
    Hans-Dieter neben ihm lachte. »Trink mit uns auf unser Wohl, Nele.«
    Ich staunte. Blickte von einem zum anderen. Jan sah glücklich aus. Hans-Dieter auch. Ich freute mich. Was konnte es Schöneres auf einer Beerdigung geben als eine frisch erblühende Liebe?
    Vielleicht meine eigene erblühende Liebe, aber das tat jetzt nichts zur Sache.
    »Gerne«, sagte ich und setzte mich auf einen freien Stuhl neben die beiden.
    Nach dem gemeinsamen Köm hatten sie keine Verwendung mehr für mich. Verständlich. Ich hätte meinem Bruder gern die große Neuigkeit erzählt, aber ich wollte nicht länger stören.
    Erbschaftsangelegenheiten konnten warten.
    »Weißt du, wo die Eltern sind?«, fragte ich Jan.
    Der hob die Schultern. »Die sind schon vor einiger Zeit hier vorbeigekommen. Hab sie noch auf der Straße gesehen. Ich glaube, sie sind in Richtung Hof gegangen. Vielleicht wollten sie etwas besorgen?«
    Oder sie waren meinem Rat gefolgt.
    Ich grinste. Das musste ich sehen!
    Schon war ich zum Saal hinaus und gestand mir nicht eine Sekunde lang ein, dass ich schon wieder auf der Flucht war. Diesmal vor Paul Liebling und seinem steinernen Gesicht, nachdem ich ihn auf die Wange geküsst hatte.
    Wenige Minuten später näherte ich mich leise dem Stall. Ein süßer Duft wehte mir entgegen.
    Heu, oder?
    Nein!
    Ich riss die Stalltür auf.
    Ernie und Bert wieherten erschrocken.
    Papa saß in der Schubkarre, Mama auf seinem Schoß.
    Beide hatten weite Pupillen und lächelten entspannt.
    »Seid ihr bescheuert?«, rief ich. »Wollt ihr den Stall abfackeln?«
    Der gehörte nämlich auch zur Hälfte mir, und mit meinem Eigentum war nicht zu spaßen.
    »Keep cool, Süße«, sagte Mama weich.
    »Im Umkreis von zwei Metern um unsere Schubkarre findest du keinen Halm Stroh oder Heu«, erklärte Papa umständlich und langsam. Sehr umständlich und sehr langsam. »Ich habe gründlich gefegt. Und hier steht auch ein Wassereimer. Für alle Fälle.«
    Er musste um eine klare Aussprache kämpfen.
    Ich wandte mich ab, um einen Lachkrampf am Entstehen zu hindern. Meine Eltern saßen übereinander in einer Schubkarre und rauchten Pot.
    Auch eine Möglichkeit, Frieden zu schließen.
    Mein Blick fiel auf die Ponys. Von denen gehörte mir ein ganzes. Toll. Ich entschied mich spontan für Ernie. Bert konnten sich dann Papa und Jan teilen.
    »Willst du mal ziehen?«, fragte Mama.
    Ich drehte mich wieder um. Der Joint war schon weit runtergeraucht. Ganz kurz geriet ich in Versuchung, dann schüttelte ich den Kopf. »Lieber nicht. Ich muss euch was sagen.«
    Ein durch Haschisch entspannter Olaf Lüttjens würde meine Neuigkeiten eventuell besser aufnehmen.
    »Moment, erst sind wir dran. Heidi, du quetscht mir gerade was ab.«
    »Verzeih, mein Lieber«, sagte Mama und ruckelte ein wenig herum.
    »Besser?«
    Papa nickte.
    »Ihr habt euch ja schnell wieder vertragen«, warf ich ein.
    Mama legte den Kopf schief. »Opas Tod hat uns zu denken gegeben. Das Leben kann so plötzlich vorbei sein, da wollen wir es lieber noch genießen.«
    »Zusammen genießen«, ergänzte Papa.
    Ich grinste. Mit vierundneunzig Jahren war Opas Leben nicht gerade plötzlich vorbei gewesen, aber wenn er aus seinem Urnengrab heraus auch noch das Leben meiner Eltern in Ordnung bringen sollte, war das okay.
    Auch?
    Na ja, meines doch auch, zumindest teilweise.
    »Also, Nele, wir möchten dich bitten, eine Weile hier auf dem Hof zu bleiben.«
    Er deutete meinen Gesichtsausdruck falsch und fügte schnell hinzu. »Nicht für immer natürlich. Ich akzeptiere, dass du hier nicht leben willst.«
    Er sagte »asssepiere«, aber das fiel nur mir auf.
    »Was habt ihr denn vor?«
    »Wir verreisen«, sagte Papa. »Für einen Monat.«
    »Zwei«, korrigierte Mama.
    »Nach Rügen.«
    »Indien.«
    Papa runzelte die Stirn. »Ja, so ungefähr. Kannst du dich so lange um den Hof kümmern?«
    »Klar.«
    Beide rissen die Augen auf.
    »Wirklich, Spatz?«
    »Ganz im Ernst, Süße?«
    Ich nickte und grinste.
    Beide schwiegen eine Weile verblüfft. Sie waren eindeutig auf eine lange Diskussion eingestellt gewesen.
    Mama fand als Erste ihre Sprache wieder. »Wir wollen nämlich wieder zueinander finden. Mit allem Drum und Dran.« Sie grinste

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