Orchesterversenkung befindet sich das Gespenst — gewöhnlich ein Skelett — , das von schwarzverhüllten Männern betätigt wird, die mit Hilfe von starkem Licht die gewünschte Illusion erzeugen. Das Publikum kann die Gehilfen in der Orchesterversenkung nicht sehen. Das Skelett aber spiegelt sich in der schrägen Glasfläche und erweckt den Eindruck, als bewege es sich hinter der Scheibe auf der Bühne oder sei gar in einem Kampf mit einem lebendigen Schauspieler verwickelt. Jemand muß entdeckt haben, daß der Neigungswinkel des neuen Fensters im Wintergarten und der Kanalisationsgraben davor geradezu ideale Voraussetzungen für diesen Trick boten. Die Gasmaske wurde samt einer Laterne im Graben versteckt und mit einem Stück Segeltuch, an dem eine Schnur befestigt war, zugedeckt. Jemand, der in der Nähe des Grabens saß, brauchte bloß an der Schnur zu ziehen und das Segeltuch zu entfernen, und schon beleuchtete die Laterne die Gasmaske und warf ihr Spiegelbild dank der geneigten Glasscheibe scheinbar ins Innere des Zimmers. Ich durchquerte es mit Mrs. Taylors Schal über dem Arm und lieferte der Maske zuvorkommenderweise einen schönen Schlangenkörper, der mich, wie ihr glaubtet, umfangen hielt. Quod erat demonstrandum.»
Meg blickte das Ding auf dem Tisch nachdenklich an. «Wer mag das gewesen sein?» fragte sie.
Hero antwortete: «Der Major, vermute ich. Der Strick, der am Segeltuch befestigt war, wurde von dem Platz, wo er saß, in den Graben geworfen.»
Das Entsetzen kehrte in Megs Augen zurück. «Er hat versucht, dich zu töten», sagte sie.
«Diesen Verdacht habe ich auch», gab Hero zu. «Es kann aber auch sein, daß er mich ursprünglich bloß lächerlich machen wollte, indem er das Gespenst schuf und hoffte, ich würde darauf hereinfallen. Er konnte nicht wissen, daß ich Mrs. Taylors Schal holen wollte. Vielleicht hoffte er, ich würde die Erscheinung vom Rasen her entdecken und in den Wintergarten eilen, wo er mich unter Feuer nehmen konnte. Als ich dann aber so unerwartet in die Falle ging und seine Frau ein solches Geschrei erhob, nahm er die günstige Gelegenheit wahr. Er hatte ein halbes Dutzend Zeugen, die — wie er annehmen durfte — bestätigen würden (meine kleine Schwester eingeschlossen), daß ein Ungeheuer mich bedrohte; und er schoß, um mich zu befreien. Es wäre jedenfalls der Gipfel der Ironie gewesen.»
Meg schauderte und sagte: «Er wird es wieder versuchen.»
«Das glaube ich nicht. Der Bursche hat keine Lust, seinen Kopf zu riskieren.»
Meg erwiderte nichts darauf. Sie berührte die Gasmaske auf dem Tisch vorsichtig mit dem Zeigefinger und fragte: «Wem gehört sie?»
«Isobel», antwortete Hero.
«Nein!» rief Meg aus. «Woher weißt du das?»
«Ich zeigte sie ihr und fragte sie rundheraus. Ich wußte zufällig, daß sie während des Krieges Luftschutzwart war. Sie sagte, sie hätte die Maske seit Jahren nicht mehr gesehen; sie müsse irgendwo in einem Schrank gelegen haben. Ich nehme an, der Major hat sie dort entdeckt, und das brachte ihn auf den Gedanken.»
«Und hast du ihr geschildert, was du mir soeben erklärt hast — wie die Maske verwendet wurde?» wollte Meg wissen.
Hero sagte nachdenklich: «Ja, ich wollte sehen, wie sie darauf reagierte. Sie ist eine ungewöhnliche Frau. Sie blickte mir fest in die Augen und sagte:
Damit drehte sie mir den Rücken und ließ mich stehen.»
Meg dachte nach und spielte mit einer Haarsträhne. «Demnach bist du also keinen Schritt weiter?»
Hero zuckte die Achseln. «Immer, wenn ich glaube, kurz vor dem Ziel zu sein, fällt alles wieder in sich zusammen. Denk nur an den Fall des todbringenden Zauberkünstlers, den Fall der fotogenen Nonne, den Fall des nichtvorhandenen Harfenisten oder den Fall der verdammt unbehaglich vielen Gespenster. Wir haben sie jetzt fast alle gehabt — außer dem Kerl mit der Halskrause, der seinen Kopf unter dem Arm trägt, und es würde mich nicht wundern, wenn er jeden Augenblick auftauchen sollte. Übrigens muß ich noch den Beweis erbringen, daß Major Wilson wußte, wie Peppers Gespenst funktioniert.» Dann fügte er deprimiert hinzu: «Bis jetzt hat Mrs. Taylor zu fünfzig Prozent recht gehabt. Wenn sie es auf hundert Prozent bringt, dann wird Susan Marshall das nächste Opfer sein.»
«Sandro», begann Meg zögernd, «darf ich etwas