jetzt ins Bett; ich komme später noch einmal zu dir, wenn ich ein bißchen herumspioniert habe.»
Sie zögerte immer noch. «Weißt du das genau, Sandro?»
«Ziemlich genau», antwortete er lächelnd. «Den Bericht schenke ich dir. Ich brauchte bloß einen Vorwand, um sie alle loszuwerden. Nimm die Sache nicht so tragisch. Die anderen haben es ja auch nur als harmlosen Streich aufgefaßt, in dessen Verlauf mir so zum Spaß eine Kugel durch den Leib gejagt worden wäre, wenn du nicht Lärm geschlagen hättest wie der Hund von Baskerville. Sie haben keine Hemmungen, diese Leute. Aber nun ist’s genug.» Er nahm sie sanft bei den Schultern, drehte sie auf das Haus zu und schaute ihr nach, bis sie verschwunden war.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Wintergarten zu. Er stopfte seine Pfeife, zündete sie an und trat an den Graben, in dessen Tiefe er genau jene Gegenstände entdeckte, die er zu finden erwartet hatte. Um sie besser betrachten zu können, setzt er sich auf den Grabenrand, ließ die Beine hinunterbaumeln und rauchte gemütlich seine Pfeife.
«Oh, du heiliger Bimbam!» sagte er. «Daran hätte der alte Dr. Pepper seine helle Freude gehabt.»
25
Mit gütiger Erlaubnis von Doktor John Henry Pepper
Eine Stunde später betrat Alexander Hero mit einem Paket unter dem Arm das Zimmer seiner Schwester. Meg erhob sich von der Couch am Fenster, wo sie in die Nacht hinausgestarrt und an das grauenvolle Erlebnis gedacht hatte. Sie sah blaß und angegriffen aus und machte ein halb besorgtes und halb zerknirschtes Gesicht.
, dachte Hero und empfand eine große Zärtlichkeit für seine tüchtige Stiefschwester, die ihre gewohnte Selbstsicherheit und Fröhlichkeit verloren und sich in ein unglückliches, schutzbedürftiges junges Mädchen verwandelt hatte.
Meg sagte leise und beinahe schüchtern: «Sandro, kannst du mir verzeihen? Ich schäme mich schrecklich, daß ich mich dir in aller Öffentlichkeit an den Hals geworfen habe.» Sie versuchte zu lächeln, was ihr aber nicht recht gelingen wollte, und flüsterte: «Es war das erste Mal — weißt du, ich habe noch nie ein Gespenst gesehen.» Er bemerkte, daß sie immer noch zitterte.
Da nahm er sie in die Arme und streichelte sie. Es freute ihn, zu spüren, wie seine Nähe sie beruhigte und sie zu zittern aufhörte, und er war überrascht, wie glücklich ihn das machte. Er hatte bisher noch gar keine Zeit gefunden, sich zu fürchten, aber jetzt, da es vorbei war, tat es gut, zu fühlen, daß jemand so treu zu ihm hielt.
Er ließ sie los, und sie blickte dankbar zu ihm auf. Er sagte: «Nun ist alles gut, meine kleine Hexe. Es ist vorbei — und du hast immer noch kein Gespenst gesehen.» Er öffnete das Paket, das er auf den Tisch geworfen hatte, und hielt einen Gegenstand in die Höhe. «Da hast du dein Phantom!»
Meg starrte das Ding verwundert an — die glotzenden Augen, den langen, gefurchten Rüssel — und brach in helles Gelächter aus.
«Du lieber Himmel, Sandro», rief sie aus. «Natürlich! Eine Gasmaske! Daß ich das nicht erkannt habe! Dabei habe ich sie im Krieg zu Hunderten gesehen!»
«Das liegt daran, daß du unter diesen Umständen einfach nicht darauf gefaßt warst», erklärte Hero.
«Wo hast du sie gefunden?» fragte Meg.
«Im Graben, unten», antwortete Hero, «wo jemand sie versteckte, aber nicht rechtzeitig wieder herausholen konnte — jemand, der mich für einen größeren Narren hielt, als ich bin.»
«Im Graben!» rief Meg aus. «Ich verstehe nicht — wie kam sie von dort in den Wintergarten?»
«Durch Bühnenillusion», sagte Hero, «die auf einem uralten Trick beruht. Wurde von einem italienischen Philosophen des sechzehnten Jahrhunderts namens Giovanni della Porta erfunden und im Jahre 1863 von einem gescheiten Professor für Chemie am weiterentwickelt. Er hieß John Henry Pepper, und» daher war dieser Trick lange als bekannt, bis er dann in Vergessenheit geriet, als die Zaubervorführungen aus der Mode kamen.»
Meg schaute ihn verständnislos an.
«Bist du jemals mit einer brennenden Kerze in der Hand in ein dunkles Zimmer getreten und hast dein Bild im Fenster projiziert gesehen, als käme es auf dich zu, aber hinter der Scheibe? Das ist die Illusion, auf der Peppers Gespenst beruht. Auf der Bühne pflegt man eine dem Publikum nicht sichtbare Glasscheibe in einem bestimmten Winkel dicht hinter dem Rampenlicht anzubringen. In der