betrachtete ihn als einen leeren Schwätzer, der seine Wähler für sich einzunehmen verstand, zugleich aber seine Familie unter Druck hielt. Auch war er bestimmt ein Opportunist. Wenn sich aus der Gespensteraffäre politisches Kapital schlagen oder ein persönlicher Gewinn ziehen ließ, war er dabei; sonst würde er sich ins Lager des Majors schlagen. Inzwischen ließ er sich seine Ferien in Schloß Paradine Hall durch nichts verderben, nicht einmal durch die Angst und Verzweiflung seiner Frau.
Hero blickte Mrs. Spendley-Carter über den Tisch hinweg prüfend an: eine schwache, egozentrische, neurotische Person, die gegen ihren tyrannischen Mann nicht aufkam.
Von Mrs. Howard Wilson bildete, er sich ein ganz anderes Urteil. Sie saß zwei Plätze von ihm entfernt auf derselben Seite des Tisches, doch ihr starkes französisches Parfüm drang bis zu ihm herüber, und manchmal sah er für einen Augenblick ihr schimmerndes Haar und das sensible Profil. Sie war eine gierige, gefährliche Frau, die ihrem Mann, dem Major, bestimmt einiges zu schaffen machte. Dieser Mann mit dem Haifischmund und dem hinterhältigen, unangenehmen Lachen war ihm zuwider.
Er betrachtete Dr. Paulson: klein, mager, selbstsicher und humorlos, mit der grenzenlosen Selbstsicherheit und Arroganz des modernen Wissenschaftlers. Sein ausgemergeltes Affengesicht unter dem dünnen blonden Haar verriet allzu deutlich, wie überlegen er sich dank seinem enormen Wissen anderen Leuten gegenüber fühlte. Hero dachte bei sich:
Und schließlich der begeisterungsfähige, runde, kleine Amateurforscher des Übersinnlichen, der einzige Vertreter der Geschäftswelt am Tisch, Mr. Alfred Jellicot. Über ihn hatte sich Hero noch keine Meinung gebildet. Er konnte ebensogut der freundliche, harmlose Mensch sein, für den er sich ausgab, als auch der Urheber allen Übels im Schloß Paradine Hall.
Falls Jellicot sich seiner gesellschaftlich untergeordneten Stellung überhaupt bewußt war, bemühte er sich, das dadurch auszugleichen, daß er geschwätzig wie eine Elster und liebenswürdig wie ein junger Hund war; er unterhielt seine Tischnachbarn mit Berichten über Gespenster, Poltergeister und anderen Spuk. «Es ist schon vorgekommen, daß Poltergeister ein Haus monate-, ja jahrelang heimgesucht haben, bevor es gelang, sie zu vertreiben», sagte er. «Kennen Sie die Bücher von Harry Price und Elliott O’Donnells ? Ich habe sie alle gelesen; doch hier komme ich zum erstenmal mit einem echten Poltergeist in Berührung. Mr. Spendley-Carter hat versprochen, mir einige Gegenstände zu überlassen, die in seinem Zimmer durch Apport heruntergefallen sind. Ich werde sie bei einer Zusammenkunft unserer Gesellschaft in Manchester ausstellen. Wir werden uns wohl bald auf das Erscheinen des Feuergeistes gefaßt machen müssen.»
«Was soll denn das heißen?» unterbrach ihn Lord Paradine. «Wovon sprechen Sie, Sir?»
Mr. Jellicot war entzückt, derart die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt zu haben. Er antwortete: «Nun, in fast allen berühmten Poltergeisterfällen verlegt sich das mutwillige, übersinnliche Wesen schließlich aufs Feuerlegen. Es brechen Brände aus, für die es keine andere Erklärung geben kann. Ich erinnere da nur an den bekannten Fall Amherst in Amerika, den Fall Mill auf Eden und die Brandstiftungen im schottischen Poltergeist-Schloß, wo innerhalb weniger Tage siebzehn Brände ausbrachen.»
Hero stöhnte innerlich. , dachte er, Er wußte nur zu gut, daß Brandstiftung ein bevorzugter Trick der Poltergeister war und sehr häufig auf harmlosere Erscheinungen folgte. Und er hielt es wirklich für überflüssig, den Geist noch eigens darauf aufmerksam zu machen, was man von ihm erwarte, besonders wenn es sich um einen Amateur oder Anfänger handeln sollte. fragte sich Hero mit neuerwachtem Mißtrauen.
Spendley-Carter ertrug es nicht, wenn ein anderer im Mittelpunkt des Interesses stand. Er verdrängte Jellicot, indem er mit seiner dröhnenden Stimme erklärte: