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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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«Tolle Kerle, diese Zauberer. Sah einmal in Kairo einen Mann ein Blatt Papier mit arabischen Schriftzeichen auf den Boden legen und ein lebendiges Huhn darauf stellen. Verbrannte Weihrauch und murmelte unverständliche Worte. Tier fiel tot um. Erklären Sie mir das mal!»
    In die folgende Stille hinein sagte Hero: «Der Vogel war vergiftet.» Alle Anwesenden starrten ihn an.
    Spendley-Carter sagte: «Was sagen Sie da?»
    «Ich sagte», wiederholte Hero gelassen, «daß der Vogel vergiftet war. - Entweder vor oder während der Beschwörung stopfte ihm jemand eine Giftpille — wahrscheinlich eine Blausäureverbindung — in den Schnabel. Ich kann Ihnen den Trick vormachen, wenn Sie wollen.»
    «Aha», meckerte Major Wilson befriedigt, «sie glauben also nicht an all diesen Hokuspokus?»
    «Das habe ich nicht gesagt», widersprach Hero. «Ich weiß nur zufällig, daß man die Hühner für diesen ältesten der Basartricks zu vergiften pflegt. Doch habe ich im Busch Dinge erlebt, für die ich keine Erklärung finden kann.»
    Major Wilson knurrte: «Negerzauber, Hysterie, Schwindel und Einbildung.»
    Hero meinte freundlich: «Sie sind Ihrer selbst sehr sicher, Sir.»
    Und Professor Paulson fügte hinzu: «Ich verlasse mich lieber auf meine eigenen Augen und Ohren. Nach dem, was ich hier erlebt habe, würde ich schwören, daß es in diesem Hause spukt.»
    Hero entdeckte plötzlich, daß sich die warme, feuchte Hand des kleinen Mädchens Noreen in die seine stahl. Er ließ es geschehen, und einen Augenblick später tastete auch die andere Hand nach ihm, und eine weiche Wange legte sich an seine Faust.
    «Quatsch», sagte der Major. «Phantastereien!»
    Spendley-Carter sagte: «Meinen Sie? Und wie erklären Sie den Poltergeist, der meiner Frau solche Angst einjagt — und Lord Paradines Kampf mit dem Sessel?»
    «Quatsch!» bellte der Major lauter. «Alles pure Einbildung!»
    Sein eigensinniges Beharren auf seiner Meinung ärgerte und irritierte Lord Paradine, der ein beunruhigendes und aufregendes Erlebnis hinter sich hatte. Da der Major aber ein Gast war, wandte er sich an seinen Angestellten. «Was halten Sie davon, Hero? Richard Lockerie behauptet, daß Sie von diesen Dingen mehr verstehen als andere Leute, obgleich ich sagen muß, daß Ihre Einstellung und Methode mir bis jetzt nicht imponiert hat. Ich weiß, daß ihr Jungen einen Haufen neumodischer Theorien habt und wohl auch Versammlungen im Dunkeln abhaltet und solches Zeug. Doch ich bin ein normaler Mann, wir sind eine normale Familie, und dies ist ein normales Haus. Wir sind hier auf Schloß Paradine Hall immer ohne solchen Mumpitz und Zauber ausgekommen. Nun, was haben Sie dazu zu sagen?»
    Aller Augen waren auf Hero gerichtet, gespannt, wie er diese Zurechtweisung aufnehmen würde. Doch im Augenblick schien er hauptsächlich damit beschäftigt, seine linke Hand aus der des Kindes zu befreien. Er sagte: «Kann ich sie zurückhaben, Kleine? Sie ist eingeschlafen.»
    Sir Richard war vor Verlegenheit ganz rot geworden. Vetter Freddies talgiges Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. Susan Marshall fühlte, daß es ihr leid täte, wenn Hero sich über den aristokratisch groben und ungerechten Angriff auch nur im geringsten verletzt zeigte. Doch seine kühle, undurchdringliche Gelassenheit hatte etwas Erschreckendes. Er betrachtete nachdenklich seine Hand, als hätte er sie längere Zeit nicht gesehen, legte dann impulsiv den Arm um die Schultern des Kindes und streichelte es, während die Mutter mißbilligend «Noreen» sagte und Spendley-Carter rief: «Sie haben Erfolg bei meiner Tochter, mein Freund!»
    Als Hero schließlich den Mund aufmachte, zeigte er keine Spur von Erbitterung. «Ich fürchte, ich muß Ihnen da widersprechen, Lord Paradine», sagte er. «Schloß Paradine strotzt geradezu von Aberglauben.»
    Paradine sagte: «Was soll das heißen?»
    «Nun», sagte Hero, «würden Sie etwa dreizehn Personen an einen Tisch setzen?» Er sah die Augen der Speisenden eilig über die Tafel wandern. «Keine Sorge, wir sind achtzehn, doch wie ich sehe, zählen Sie alle schnell nach. Auch habe ich beobachtet, daß Sie, Sir, während des Essens Salz verschütteten und dann ein wenig davon über Ihre linke Schulter warfen.»
    Paradines Gesicht lief rot an, und Vetter Freddie lachte schallend. «Eins zu null für Hero, Onkel. Du klopfst bei jeder Gelegenheit unter den Tisch! Stimmt’s oder nicht?»
    Hero wandte sich an den Major. «Als Sie vor dem Essen die

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