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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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verloren
sich endlich in Nischen und Nebengängen.
    „Was für ein schönes
Kellermusik“, sagte Knasterbax grinsend. „Hört sich an wie Gesang von
gestorbenes Burgherr und ist sich doch bloß Stimme von dummes Siebenschütz.“
    Weil er von der wilden Jagerei
erschöpft war, setzte er sich auf einen Stuhl, um sich ein wenig auszuruhen.
Sofort schoß er aber wieder in die Höhe, denn er hatte einen Folterstuhl
erwischt, und der hatte ihm seine spitzen Zacken mitleidlos in das Hinterteil
gepikst.
    „Gut, daß ich nicht bin arme
Hexe in Mittelalter“, sagte er, sich die Sitzfläche reibend, „die muß hocken
von morgens bis Nacht auf solche Stachelstuhl!“
    Kurzentschlossen drehte er das
Marterinstrument um und setzte sich auf die Stuhlbeine.
    Nach einigen Minuten hatte er
sich erholt und verließ den muffigen Keller.
    Als er die schwere Eichentür
öffnete, sah er sich einer Gruppe von Besuchern gegenüber, die gekommen war,
die Burg zu besichtigen. Die Leute hielten ihn, weil er in einer so schönen
Uniform ruhigen Schrittes in den Hof hinaustrat, für den Burgführer. Eine
rundliche Dame ging auf ihn zu, blickte ihn freundlich an und sagte: „Ach,
würden Sie wohl so nett sein, für uns eine Sonderführung einzuschieben? Wir
wissen ja, daß die nächste Führung eigentlich erst um vierzehn Uhr stattfindet,
aber unser Bus kann nicht so lange warten, sonst kommen wir heute abend nicht
rechtzeitig ins Hotel.“
    Knasterbax sah die Frau an,
zupfte sich am Bart, schaute über die Gruppe der Wartenden und antwortete:
„Tja, wollte ich eigentlich gerade verschwinden, hab’ ich nämlich großes Eile.“
    Die Frau nahm das Zögern als
halbe Zustimmung, trat dicht an ihn heran und flüsterte ihm ins Ohr: „Tun Sie
uns den Gefallen, wir werden uns dafür erkenntlich zeigen!“
    „Na, wenn den Sache steht so“,
sagte Knasterbax, „wollen wir mal machen großes Ausnahme. Bin ich also bereit
für Führung durch schönstes Burg auf diese Berg. Muß ich aber warnen vorher:
Nichts berühren mit die Finger! Ist sich bei strengstes Strafe verboten!“
    Die Leute lächelten über die
fehlerhafte Sprechweise des Burgführers und freuten sich auf eine lustige
Führung. Bereitwillig folgten sie Knasterbax auf den Wehrgang hinauf, der
vollständig erhalten war und rund um die Burg herumlief.
    „Hier haben alle Besucher
schönstes Überblick über ganze Burg“, begann Knasterbax, als die Leute oben
waren und sich um ihn drängten. „Vorne, wo Nase hinzeigt, ist das tiefe
Burggraben, und hinten, wo Nase nicht hinzeigt, ist das Burg. Hier oben auf
Wehrgang stand grimmiges Ritter Heribert mit viele andere Ritterkameraden und
hat gegossen immerzu glühendes Wasser und Pech auf böse Feinde, bis Burggraben
war ganz voll, und alle, die konnten wegen dummes Eisenrüstung nicht schwimmen,
mußten ertrinken. Einmal, so erzählt Sage, hat sich schönes und bißchen dummes
Fräulein Edelgard ’runtergefallen lassen, weil liebster Schatz Adalbert hat zu
laut gesungen. Als die verliebte Fräulein unten ankam in tiefe Graben, war sie
vor Schreck und Wasserschluckerei auf Stelle tot. Hat sein Schatz schnell
abgestellt gewaltiges Liederkonzert und gemacht Sprung hinterher. Und plumps,
Kopf auf Kopf, war auch er nicht mehr viel lebendig. Da hat sich altes Ritter
Heribert drei Tage und fünf Nächte geweint und verjammert und dann auch gemacht
Springesprung nach unten. War aber nichts mehr zu retten von Schwiegersohn und
eigenes Tochter. Darum ist armes Heribert auch lieber schnell gestorben. So ist
gewesen verhärmtes Mama Krimigunde ganz allein mit Kinderlosigkeit und
Langeweile. Ist sie vor lauter Kummer auch bald tot gewesen siebzehn Jahre
später. Jaja, wo den Liebe hinfällt, ist oft Mensch ganz und gar kaputt.“
    Den Besuchern gefiel die
lustige Redeweise des Burgführers sehr. So etwas hatten sie bisher noch nicht
erlebt. Ein schlanker Herr mit Brille, der es genauer wissen wollte, fragte:
„Stimmt es eigentlich, daß Reginhard der Schreckliche die Burg erbaut hat?“
    Knasterbax sah den Mann an und
schüttelte den Kopf.
    „Hat sich nirgends in ganze
Welt irgendein Ritter jemals gebaut sein Haus selbst. Haben immer getan arme
Bauersleute. Ritter haben nur gesessen auf Pferd und böses Gesicht gemacht,
weil Arbeit ging zu langsam.“
    „Ich habe ja nicht gemeint, daß
Reginhard selber mit Hand angelegt hat“, verteidigte sich der Herr mit der
Brille, „sondern daß er den Auftrag gegeben und den Bau bezahlt hat!“
    „Das mag

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