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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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der Kirmes?«, fragte Kate.
    »Du machst dir zu viele Gedanken um Jungs.«
    Kate stieß ihre Freundin mit der Hüfte an. »Er steht auf dich.«
    »Na super. Ich bin größer als er.«
    Plötzlich blieb Tully stehen.
    »Herrgott, Tully, was soll das? Ich wäre fast hingef–«
    »O nein«, flüsterte Tully.
    »Was ist denn?«
    Dann bemerkte auch sie den Streifenwagen vor Tullys Haus.
    Tully zerrte Kate regelrecht zu ihrem Haus hinüber, wo die Tür offen stand.
    Im Wohnzimmer wartete ein Polizist. Als er sie sah, verzog er sein fleischiges Gesicht, dass es fast komische Falten bekam. »Hallo, Mädels. Ich bin Officer Dan Myers.«
    »Was hat sie dieses Mal angestellt?«, fragte Tully.
    »Drüben am Lake Quinault gab es eine Demonstration zum Schutz der Fleckenkäuze, die außer Kontrolle geriet. Deine Mutter und ein paar andere haben ein Sit-in veranstaltet, das den Forstwirtschaftskonzern einen vollen Arbeitstag gekostet hat. Außerdem hat jemand eine brennende Zigarette in den Wald geworfen.« Er verstummte kurz. »Das Feuer konnte eben erst unter Kontrolle gebracht werden.«
    »Lassen Sie mich raten: Sie muss ins Kittchen.«
    »Ihr Anwalt plädiert auf eine freiwillige Entziehungskur. Wenn sie Glück hat, kommt sie eine Weile in eine Klinik. Wenn nicht …«Er ließ den Rest des Satzes offen.
    »Hat man schon meine Großmutter angerufen?«
    Der Officer nickte. »Sie wartet auf dich. Brauchst du Hilfe beim Packen?«
    Kate begriff nicht, was das alles sollte. Sie wandte sich zu ihrer Freundin. »Tully?«
    In Tullys Augen lag eine schreckliche Leere, und da wusste Kate, dass etwas Entscheidendes passierte, was auch immer es sein mochte. »Ich muss zurück zu meiner Grandma«, erklärte Tully und ging dann an Kate vorbei in ihr Zimmer.
    Kate rannte ihr hinterher. »Du kannst doch nicht einfach so gehen!«
    Tully zerrte einen Koffer aus ihrem Schrank. »Mir bleibt nichts anderes übrig.«
    »Ich werde deine Mutter zwingen zurückzukommen. Ich sage ihr –«
    Tully hörte auf zu packen und sah Kate an. »Das hier kannst du nicht in Ordnung bringen«, sagte sie leise und klang so müde und gebrochen wie ein Erwachsener. Zum ersten Mal begriff Kate, was all die Geschichten über Tullys Mutter wirklich bedeuteten. Sie hatten über Cloud gelacht, Witze über ihren Drogenkonsum, ihre Klamotten und ihre Abenteuer gerissen, doch eigentlich war es gar nicht komisch. Und Tully hatte die ganze Zeit gewusst, dass es so kommen würde.
    »Versprich mir«, sagte Tully, und ihr brach die Stimme, »dass du immer meine beste Freundin sein wirst.«
    »Immer«, bestätigte Kate. Mehr brachte sie nicht hervor.
    Tully packte ihre Sachen und machte dann den Koffer zu. Ohne ein weiteres Wort kehrte sie ins Wohnzimmer zurück. Im Radio wurde »American Pie« gespielt, und Kate fragte sich, ob sie den Song je wieder hören würde, ohne an diesen Moment zu denken. The day the music died. Sie folgte Tully vors Haus. Dort umarmten sie sich und ließen sich nicht los, bis Officer Dan Tully sanft wegzog.
    Kate brachte es nicht einmal fertig, zum Abschied zu winken. Benommen stand sie in der Einfahrt und sah tränenüberströmt zu, wie ihre beste Freundin verschwand.

Kapitel 6
     
    D ie nächsten drei Jahre schrieben sie sich regelmäßig. Es war mehr als eine Tradition. Es war ihr Rettungsanker. Jeden Sonntagabend setzte sich Tully an den weißen Schreibtisch in ihrem rosa- und lilafarbenen Mädchenzimmer und brachte all ihre Gedanken und Träume, Sorgen und Enttäuschungen zu Papier. Manchmal schrieb sie auch über Belangloses – ihre neue Farrah-Fawcett-Frisur oder das Kleid, das sie zum Abschluss der Junior High getragen hatte –, aber manchmal erzählte sie Katie von den Nächten, in denen sie nicht schlafen konnte oder davon träumte, dass ihre Mutter zurückkam und sagte, sie sei stolz auf sie. Als ihr Großvater starb, suchte Tully bei Kate Trost. Sie fing erst an zu weinen, als ihre beste Freundin anrief und sagte: »Oh, Tully, es tut mir ja so leid!« Zum ersten Mal in ihrem Leben verzichtete Tully auf jede Lüge oder Übertreibung (das heißt fast); meist war sie einfach sie selbst, denn für Kate musste sie sich nicht verstellen.
    Jetzt war der Sommer des Jahres 1977 gekommen. In wenigen Monaten würden sie auf die Senior High gehen.
    Und heute war der Tag, auf den Tully monatelang hingearbeitet hatte. Endlich würde sie wirklich den Weg einschlagen, den Mrs Mularkey ihr vor all den Jahren gewiesen hatte.
    Sie würde die nächste

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