Immer hab ich dich geliebt
hier in der Stadt, und zwar einen so großen, dass jeder Lehrer, der dir nicht passt, vor die Tür gesetzt werden kann. Natürlich auch der Lehrer, der deine Tochter nicht versetzen würde.”
Sein Gesicht verkrampfte sich. “Ich habe den Einfluss nicht nötig. Maggie ist ein kluges Kind.”
Antonia öffnete die Schublade, nahm Maggies Testpapiere heraus und schob sie über den Tisch zu ihm. “Wirklich?”, fragte sie.
Powell hob die Blätter auf, sah sie durch und blickte dann Antonia durchdringend an. “Sie hat keine Antworten hier hingeschrieben”, sagte er.
Antonia nickte. “Während die anderen die Testfragen beantworteten, saß Maggie mit verschränkten Armen da, zeigte mir ein überhebliches Lächeln, sobald ich sie ansah, und rührte sich während der ganzen Unterrichtsstunde nicht.”
“So hat sie sich noch nie zuvor betragen.”
“Das weiß ich nicht. Ich bin neu hier.”
Powell blickte sie verärgert an. “Du magst sie nicht.”
Antonia sah forschend in seine kalten Augen. “Glaubst du wirklich, ich sei nach Wyoming zurückgekehrt, um alten Grimm an Sallys Tochter auszulassen?”, fragte sie.
“Sallys und meine Tochter”, erinnerte er sie, als ob er es darauf anlegte, Antonia wehzutun.
Ihr wurde fast übel. Aber sie riss sich zusammen. “Entschuldigung. Sallys und deine Tochter”, wiederholte sie entgegenkommend.
Er nickte langsam. “Ja, das ist es, was dich wirklich stört, nicht wahr?”, sagte er fast zu sich selbst. “Es ist, weil sie genau wie Sally aussieht.”
“Sie ist ihr Abbild”, stimmte Antonia sachlich zu.
“Und du hasst Sally, nach all diesen Jahren.”
Antonia schlug die Augen nicht nieder. “Wir sprachen über deine Tochter.”
“Maggie.”
“Ja.”
“Du bringst es nicht einmal fertig, ihren Namen auszusprechen, nicht wahr?” Er setzte sich auf die Ecke ihres Pults. “Lass mich dir eins sagen, Antonia. Du bist zurückgekommen. Aber dies ist
meine
Stadt. Die Hälfte gehört mir, und ich kenne jeden im Schulkollegium. Wenn du hierbleiben und hier lehren willst, dann solltest du verdammt darauf Acht geben, dass deine Einstellung den Schülern gegenüber unvoreingenommen bleibt.”
“Besonders deiner Tochter gegenüber?”, fragte Antonia ruhig.
Er nickte. “Ich merke, du hast verstanden.”
“Ich werde sie nicht unfair behandeln, aber ich werde sie auch nicht bevorzugen”, entgegnete sie kühl. “Sie wird von mir Noten bekommen, die sie auch verdient. Wenn du meine Entlassung erreichen willst, dann nur zu.”
“Teufel auch, ich will deinen Job nicht”, sagte er abrupt. “Mir ist es gleichgültig, ob du hier bei deinem Vater lebst. Mir ist es sogar gleichgültig, warum du so plötzlich zurückgekommen bist. Aber ich werde es nicht hinnehmen, dass meine Tochter für etwas schlecht behandelt wird, was sie nicht getan hat! Sie hat nichts mit der Vergangenheit zu tun!”
“Nichts?” Ihre Augen blitzten ihn an. “Sally war mit diesem Kind in anderen Umständen, als du sie geheiratet hast, und es wurde sieben Monate später geboren”, sagte Antonia mit rauer Stimme, und die Wunde riss wieder auf. Nicht einmal die Bedrohung durch Leukämie war so schlimm. “Du hast mit Sally geschlafen, während du mir ewige Treue geschworen hast!”
Powell atmete tief ein, und sein Gesicht verzerrte sich. Er sah sich um, als ob er nach etwas suchte, dass er gegen die Wand schmeißen könnte.
Antonia entspannte sich mit aller Mühe. “Ich hätte das nicht sagen sollen”, flüsterte sie nach einer Minute. “Ich hatte kein Recht dazu. Deine Ehe war deine Angelegenheit. Ich werde nicht unfreundlich zu deiner Tochter sein. Aber ich erwarte, dass sie die gleiche Arbeit erledigt, wie ich sie den anderen Schülern auftrage, und wenn sie es nicht tut, zensiere ich sie entsprechend.”
Powell stand auf und steckte die Hände tief in seine Taschen. Der Ausdruck seiner Augen verriet nichts von dem, was er dachte. “Maggie hat einen höheren Preis bezahlt, als du wissen kannst”, sagte er rätselhaft. “Ich lasse es nicht zu, dass du ihr wehtust.”
Antonia erwiderte nichts. Sie fühlte sich unendlich müde.
Nach einer Weile hörte sie seine Stimme wie aus der Entfernung: “Warum bist du zurückgekommen?”
“Wegen meines Vaters.”
“Ihm geht es von Tag zu Tag besser. Er braucht dich nicht.”
Antonia blickte ihm voll ins Gesicht, erkannte in seinen schwarzen Augen und dem sinnlichen Mund den jungen Mann, den sie einmal geliebt hatte. “Vielleicht
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