Immer hab ich dich geliebt
verloren. Kein Wunder, dachte sie verbittert, da er ja zweifellos, noch während sie zusammen waren, bereits mit Sally geschlafen hatte.
Er hatte Antonia gebeten, ihn zu heiraten. Ihre Eltern waren in der Stadt respektiert, was seine Eltern nie gewesen waren. Die Beziehung zu ihren Eltern war für ihn ein Gewinn gewesen. Er verbrachte genauso viel Zeit mit ihnen wie mit Antonia. Und wenn er darüber sprach, dass er die kleine Rinder-Ranch erweitern wolle, die er von seinem Vater geerbt hatte, war es ihr Vater gewesen, der ihm mit Rat zur Seite stand und ihm Türen öffnete, die ihm sonst verschlossen geblieben wären. Die Banken hätten ihm schwerlich Kredit gewährt, um seine Pläne zu finanzieren. Niemand hätte ihm auch nur einen Dollar geliehen, denn sein Vater war für seine Schwäche für das Glücksspiel nur allzu bekannt gewesen.
Antonia wäre in ihrer Gutgläubigkeit nie der Verdacht gekommen, dass ein ehrgeiziger Mann in seinem Streben nach Reichtum ein unerfahrenes Mädchen für seine Pläne benutzen könnte. Aus Erfahrung war sie klug geworden, und so konnte sie jetzt erkennen, wie berechnend Powell gewesen war, ihr den Heiratsantrag zu machen … Er wollte nicht Antonia, weil er sie liebte. Er wollte den Einfluss ihres Vaters.
Mit diesem taktischen Verhalten hatte er eine heruntergekommene, knapp fünfzig Acres große Ranch in ein Unternehmen verwandelt – mit reinrassigen Rindern und Ländereien –, das mehrere Millionen Dollar wert war. Vielleicht war das Abbrechen der Verlobung auch ein Teil des Meisterplans gewesen. Nachdem ihm die Verlobung alles eingebracht hatte, was er haben wollte, konnte er die Frau heiraten, die er wirklich liebte …
Sally.
Es würde Antonia nicht überraschen, zu entdecken, dass Sally sich mit Powell verschworen hatte, damit er sein Ziel erreichen konnte.
Seltsam war nur, dass er, nach allem, was sie gehört hatte, mit Sally nicht glücklich gewesen war … oder sie mit ihm.
Doch darüber zu grübeln schien ihr nutzlos und unrealistisch. Powell gehörte einer anderen Zeit an. Sie musste sich von der Vergangenheit lösen. Irgendwie musste sie dazu kommen, zu vergessen und zu vergeben. Es wäre nicht richtig, den Hass und den Ärger mit ins Grab zu nehmen.
Grab.
Sie starrte blind in die Schüssel, in der sie Salat anmachte. Sie hatte nie darüber nachgedacht, wo sie begraben werden wollte. Vielleicht war ein Grab neben dem ihrer Mutter noch frei. Sie würde sich um all die Details kümmern, wenn die Therapie nicht anschlug … falls sie sich dafür entscheiden sollte. Ihrem Vater würde sie das alles erst in der letzten Minute mitteilen.
Nachdem sie mit den Vorbereitungen für das Essen fertig war, rief sie ihren Vater zu Tisch. Ihr Gespräch drehte sich um alltägliche Dinge, und Antonia gab vor, glücklich zu sein, weil sie wieder daheim sein konnte.
Aber ihrem Vater konnte sie nichts vormachen. Er forschte in ihrem Gesicht. “Etwas regt dich auf. Was ist es?”
Sie sagte zuerst nichts. “Maggie Long”, antwortete sie schließlich ausweichend.
“Ah, ja. Von dem, was ich gehört habe, ist sie wie ihr Vater als Kind”, erwiderte Ben. “Aufsässig, nicht wahr?”
“Nur mir gegenüber”, antwortete Antonia kurz. “Sie mochte Mrs. Donalds.”
“Kein Wunder”, sagte er. “Mrs. Donalds war Sallys Cousine. Also ist Maggie mit ihr verwandt, und Mrs. Donalds begünstigte sie, wo sie nur konnte. Es war das erste Mal, dass ein Lehrer Maggie so behandelte, was ihr zu Kopf gestiegen sein mag.”
“Woher weißt du das alles?”
“Wir leben in einer Kleinstadt, Mädchen”, erinnerte er sie und lachte in sich hinein. “Ich weiß alles.” Er blickte sie ruhig an. “Sogar, dass Powell dich heute Nachmittag in der Schule aufgesucht hat. Er hat dir die Hölle heiß gemacht wegen seiner Tochter, nicht wahr?”
Antonia rutschte unruhig auf ihrem Stuhl. “Ich werde Maggie nicht bevorzugen”, murmelte sie. “Mir ist es gleichgültig, ob er es veranlasst, dass ich gefeuert werde.”
“Das würde ihm wohl nicht so leicht gelingen”, sagte ihr Vater gleichmütig. “Auch ich habe Freunde beim Schulkollegium. Bleib nur bei deiner Ansicht und gib nicht nach. Allmählich wird diese Maggie einlenken.”
“Darauf würde ich nicht setzen”, entgegnete Antonia und fuhr sich nervös mit der Hand über ihr blondes Haar. “Ich bin müde”, fügte sie mit einem gezwungenen Lächeln hinzu. “Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich früh ins Bett
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