Immer hab ich dich geliebt
im vergangenen Jahr.
Es war schwer für Antonia gewesen, den Verlust zu verkraften … Es war schwer gewesen, zum Begräbnis nach Hause zu kommen.
Er
war da gewesen. Er und seine Tochter.
Antonia schauderte bei der Erinnerung an den dunklen, harten Ausdruck in seinem Gesicht, als er sie ansah. Nach neun Jahren hasste Powell sie noch immer. Sie hatte kaum einen Blick auf das kleine dunkelhaarige, verdrossen wirkende Mädchen geworfen, das beim Begräbnis neben ihm gestanden hatte. Es machte zu sehr die Vergangenheit lebendig. Niemals würde sie Powell vergeben können, dass er mit Sally geschlafen hatte, während er und Antonia verlobt waren.
Es war Antonia unbegreiflich, dass Powell sie immer noch so hassen konnte. In all den Jahren musste er doch inzwischen die Wahrheit erfahren haben. Er war jetzt reich. Er hatte Geld und Macht und ein großes Haus. Seine Frau war vor drei Jahren gestorben, und er hatte nicht wieder geheiratet. Der Grund war wohl, dass er Sally so sehr vermisste.
Antonia vermisste Sally kein bisschen … auch wenn sie einmal ihre beste Freundin gewesen war. Sally hatte sie um alles gebracht, was ihr lieb und teuer gewesen war, sogar um ihr Zuhause. Und sie hatte es mit raffinierten Lügen getan. Natürlich, Powell hatte den Lügen geglaubt. Das war für Antonia am schmerzlichsten gewesen.
Das alles gehörte der Vergangenheit an. Neun Jahre lagen dazwischen.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als die Tür zum Klassenzimmer aufging. Barrie wirbelte herein, ihre einzige Freundin und für die Kinder Miss Bell, die Miniröcke trug und Mathe lehrte. Barrie war eine Schönheit mit ihrer schlanken Figur, den langen Beinen und dem fast schulterlangen schwarzen Haar. Sie hatte grüne Augen, die übermütig blitzten, und ihr Lächeln war bezaubernd.
“Du könntest Weihnachten bei mir verbringen”, sagte Barrie fröhlich.
“In Sheridan?”, fragte Antonia ruhig. Es war das Haus, in dem Barries Stiefvater George Rutherford und ihr Stiefbruder Dawson Rutherford mit Barrie und ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter zusammen gelebt hatten, ehe Barrie und Antonia nach Tucson gezogen waren, um hier an der Schule zu unterrichten.
“Nein”, antwortete Barrie mit angespannter Stimme. “Nie wieder dort. In meinem Apartment hier in Tucson.” Sie lächelte gezwungen. “Ich habe vier Freunde. Wir können sie uns teilen, zwei für jede von uns. Es wird lustig werden!”
Antonia schüttelte den Kopf. “Ich bin siebenundzwanzig, zu alt für so etwas. Und mein Vater wird wahrscheinlich Weihnachten kommen. Trotzdem, danke.”
“Ehrlich, Annie, du bist nicht alt, auch wenn du dich ein wenig altjüngferlich kleidest”, sagte Barrie spontan. “Schau dich doch einmal an!” Sie machte mit der Hand eine Bewegung zum grauen Kostüm und der weißen Bluse, die typisch für Antonias Kleidung waren. “Und dein Haar in diesem schrecklichen Knoten … du siehst aus wie ein viktorianisches Überbleibsel! Du solltest dein wunderbares blondes Haar offen tragen, einen Minirock anziehen und ein wenig Make-up auftragen und dich nach einem Mann umschauen, ehe du zu alt wirst! Und du solltest mehr essen! Du bist zu dünn.”
Antonia wusste das. Sie hatte innerhalb der letzten Monate zehn Pfund verloren und angefangen, sich darüber genügend zu sorgen, um sich einen Termin beim Arzt geben zu lassen. Aber sie erwähnte nichts davon Barrie gegenüber.
“Nun gut”, fuhr Barrie fort. “Es war ein hartes Jahr für dich. Deine Mutter zu verlieren war schon schlimm genug und dann auch noch der üble Schrecken mit dem Schüler, der die Pistole seines Vaters in die Schule brachte und eine Stunde lang einen jeden damit in Schach hielt.”
“Lehrer sein ist heute der gefährlichste Beruf”, stimmte Antonia ihr mit einem traurigen Lächeln zu.
“Suchst du Abenteuer? Werde Lehrer! Ich kann den Slogan bereits sehen …”
“Ich gehe nach Hause”, unterbrach Antonia sie.
“Ah, nun, ich denke, das tue ich auch. Ich habe ein
Date
für den Abend.”
“Wer ist es diesmal?”
“Bob. Er ist nett, und wir verstehen uns gut. Manchmal denke ich aber, dass ich für den konventionellen Typ nicht geschaffen bin. Ich brauche einen überspannten Künstler oder einen wilden Rennfahrer.”
Antonia lachte. “Ich hoffe, du findest einen.”
“Wenn ich einen finde, dann hält er irgendwo zwei Ehefrauen versteckt oder Ähnliches. Ich habe kein Glück mit Männern.”
“Der Eindruck von Ungebundenheit ist schuld daran”, sagte
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