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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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Stiesel.
    »Ja, alle zwei Wochen. Und dazwischen habe ich zehn Tage durchgearbeitet.«
    »Waren Sie auch gierig?«, fragte Stiesel.
    Lenka Husakova lachte. »Ja, und wie. Gierig nach meinen Kindern.«
    »Danke, Zabriskie, sehr gute Arbeit«, sagte Pachulke und reichte Zabriskie den Ausdruck aus Haeckels Labor zurück. Das Bild des gesichtslosen Täters ging von Hand zu Hand.
    »Dieser Haeckel ist schon eine besondere Nummer«, sagte Bördensen. Er saß auf der Badeleiter und hielt die Beine in den Pool. Die Lagebesprechung war aufgrund des schönen Wetters auf das Dach der Baracke verlegt worden.
    »Nothoff und Speckler hilft das aber nichts«, sagte Dorfner. »Und wenn diese Maschine funktioniert, dann haben wir trotzdem erst einen Täter. Wir brauchen aber zwei.«
    »Vielleicht nicht unbedingt«, sagte Pachulke. »Ich denke, wir suchen nur einen Mann, aber der hat sich in zwölf Jahren so verändert, dass wir kein einheitliches Täterprofil erstellen können.«
    »Bis auf die Schminke«, sagte Zabriskie.
    »Und den Pub«, sagte Bördensen. »In dem Adomeit und Schwarz aber nur beiläufig miteinander zu tun hatten.«
    »Wenn du meinst, dass der Mann sich verändert hat«, sagte Bördensen, »dann heißt das, er kann 2001 ein Zufallsbesucher in der Stadt gewesen sein, und vergangene Woche war er einheimisch.«
    »Richtig«, sagte Pachulke. »Vor zwölf Jahren war er Tourist, jetzt lebt er hier. Früher war er arm, heute ist er reich. Früher hat er den einen Beruf gehabt, heute hat er einen anderen.«
    »Erst ein anonymes Zufallsopfer, dann eine simple Beziehungstat.«
    »Diese Beziehungstat ist nicht simpel«, sagte Pachulke. »Der Täter hat mit beiden Frauen etwas zu tun, ist aber so gut wie unsichtbar.«
    »Also müssen wir herausfinden, welche von den …«, Dorfner räusperte sich, »hunderttausend Schwuchteln, die vor zwölf Jahren in der Stadt waren, auch etwas gegen die Adomeit hatte.«
    »Dorfner, nun sei doch nicht immer gleich so primitiv. Nicht jeder Mann, der etwas auf Körperpflege hält, ist deswegen gleich schwul«, sagte Zabriskie. Sie saß auf einem Gartenstuhl, den Kopf in den Nacken gelegt, und blinzelte in die Sonne.
    Aber die meisten
, hätte Pachulke beinahe gesagt. Die eindrucksvollen statistischen Daten aus dem KaDeWe hatte er noch im Ohr. Er wollte Zabriskie bei ihrer Erziehungsarbeit aber nicht sabotieren. Eines Tages würde Dorfner ein Polizist sein, der Beschuldigten nicht die Finger ausrenkte, sondern sie über ihre Rechte belehrte, ein Polizist, der nicht an Paranoia gegenüber allen erdenklichen Minderheiten litt und der in der Kantine mit Messer und Gabel aß, anstatt die Spaghetti mit den Händen auf dem Rücken vom Teller zu zutzeln, während er auf Beifallsbekundungen für diese artistische Meisterleistung wartete.
    »Wir brauchen die zweite Kontaktlinse«, sagte Dorfner.
    »Gut, dass du auch schon drauf gekommen bist«, sagte Zabriskie. »Und wo soll sie sein?«
    Stiesel lag auf einer Luftmatratze mitten im Pool und hatte die Augen geschlossen. »Ich habe mir die Berichte aus Stralau noch einmal angesehen, Kollegen.« Seine Stimme trug weit über das Wasser. Er trug schwarze Boxershorts und paddelte mit beiden Händen träge in Richtung der schwimmenden Insel mit der aufblasbaren Palme. Dort war das eisgekühlte Mineralwasser. Alkohol im Dienst ging gar nicht, aber den Pool hatten sie mit List und Geduld bei der Verwaltung durchgesetzt. Ein Pool auf dem Dach könnte eine große Hilfe bei der Identifizierung von Wasserleichen sein, hatte Pachulke drüben bei der Verwaltung im Hauptgebäude erklärt. Außerdem sei es in einem Pool möglich, Festnahmen unter Wasser zu trainieren. Das war bisher noch nie vorgekommen, aber unter Berücksichtigung der ständig präsenten Gefahr eines terroristischen Angriffs und der Tatsache, dass Reichstag, Parlamentsgebäude, Innenministerium und Wirtschaftsministerium direkt am Wasser gebaut waren, musste man auf alles vorbereitet sein. Die Tauchübungen hatten sich bisher darauf beschränkt, Gummibärchentüten aus dem Pool zu fischen, die Stiesel mit Bleigewichten aus seinem Angelzubehör versenkt hatte.
    Auch das Arbeitsklima würde davon profitieren, hatte Pachulke gegenüber der Verwaltung vorgebracht. Stiesel hatte ihn begleitet und immer genickt, wenn Pachulke etwas gesagt hatte. Pachulke war in die Offensive gegangen. »Sie sagen doch immer, dass bei mir im Dezernat die Schwierigen landen, die, die zu individuell sind und in keine andere

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