Immer Schön Gierig Bleiben
diese engen Slips, Schatz.«
»Ich hätte nie gedacht, dass es so schön sein kann, einen Schoner für deinen Sandsack zu häkeln, damit das Leder nicht ausbleicht, während wir auf Mallorca im Urlaub sind, Liebling.« Zabriskie war aus der Küche ins Wohnzimmer getreten und stellte einen Handarbeitskorb neben das Sofa.
»Ich hätte nie gedacht, dass es so schön ist, das Badezimmer zu putzen, wenn du mal wieder einen Schluck Whiskey zu viel erwischt hast, Schatz«, sagte Dorfner und verstaute einen Eimer und einen Wischmopp in einem Wandschrank.
»Ich hätte nie gedacht, dass es so schön würde, eine Excel-Tabelle anzulegen, um alle deine Gewaltvideos zu verzeichnen.« Zabriskie stellte eine DVD ins DVD-Regal,
Ochsenfrosch 3 – Niemand hört dich schreien
.
»Ich hätte nie gedacht, dass es mich so glücklich macht, deine Haare aus der Badewanne zu fischen«, sagte Dorfner. »Obwohl ich viel seltener dusche als du.«
»Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so geborgen fühle, wenn wir zusammen frühstücken und uns die ganze Zeit nur über Foltertechniken unterhalten.«
Zwei blonde Buben in Windelhöschen mit Leopardenmuster, offensichtlich Zwillinge, rannten mit wildem Geheul ins Wohnzimmer. Sie fegten die Blumentöpfe vom Fensterbrett. Einer schlitzte das Sofa mit einem Messer auf, der andere sprühte Farbe auf den Flachbildschirm.
Zabriskie sagte: »Ich hätte nie gedacht, dass ein Zwillingspaar gewalttätiger, hirnloser Jungs in Leopardenwindelhöschen mich so glücklich macht.«
Die Maklerin mit der schicken Brille und ihr Begleiter im blauen Hemd kamen zur Tür herein. »Wir hätten nie gedacht, dass Sie beide so glücklich miteinander werden und sich so schnell fortpflanzen.« Sie stellten vier Pakete Windeln auf das Sofa. Die Zwillinge versuchten, sie in Brand zu setzen.
Dorfner sagte: »Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so umsorgt fühle, wenn du den Müll runterbringst.«
»Wieso, den bringst doch du runter«, sagte Zabriskie. Dann wachte sie auf.
Sie zitterte wie Espenlaub und war schweißgebadet. Sie hatte sich so in ihre Bettdecke hineinverknotet, dass sie sich erst einmal freistrampeln musste. Als sie das Wort
strampeln
dachte, fielen ihr die Strampelhöschen im Leopardenlook wieder ein, und sie bekam Herzrasen. Sie konnte den Schweiß von Dorfners Bizeps schmecken, und eine Welle der Übelkeit schwappte in ihr hoch. Sie stieg aus dem Bett, aber weil ihr Bein noch in der Bettdecke steckte, landete sie auf dem Boden ihres Schlafzimmers. Sie humpelte ins Bad und reiherte hingebungsvoll in das Waschbecken. Das hätte sie mit vier doppelten Whiskeys auch nicht bravouröser zustande gebracht.
Sie spülte sich den Mund aus, warf sich eine Weile abwechselnd heißes und kaltes Wasser ins Gesicht und stakste dann zum Küchentisch. Da lag immer noch der Brief von dieser Tusse von Tochter. Niemals, nie würde Zabriskie mit Dorfner unter einem Dach wohnen. Mit keinem Mann. Wenn sie diese kleine Schickse dafür umlegen musste, dann war das eben so. Auch im Knast würde sie eine Einzelzelle haben. Mit einem schicken kleinen Kapitalverbrechen an der Backe immer. Kein Frauen-gemeinsam-sind-wir-stark-Gewäsch, kein Frauenversteher und auch kein Dorfner. Der vor allem nicht.
Vielleicht musste es ja nicht zum Äußersten kommen, vielleicht konnte sie der Kleinen ja etwas anhängen oder ihr die Stadt vergraulen. Wo wollte sich Constanze Stolze die Luxushotels ansehen? In Schottland? Ließ sich da nicht eine kleine Drogengeschichte daraus basteln? Konnten die Kollegen am Frankfurter Flughafen sie nicht durch den Wolf drehen, ihr Gepäck zerpflücken? Irgendetwas musste diese Unschuld vom Land doch ausgefressen haben. Zabriskie klappte ihren Laptop auf und ging auf die interne Website des Polizeipräsidiums. Vielleicht war dieses Mäuschen ja schon mal in der Stadt gewesen. Hatte sich im Görli Gras besorgt und war erwischt worden.
Irgendetwas stimmte nicht an ihrem Traum. Es würgte sie. Nein, natürlich stimmte nichts an diesem Traum. Aber das war es nicht. Was hatte Dorfner, der Dorfner im Traum, Dorfner der Traum-Mann zum Schluss gesagt? Dass er sich gut umsorgt fühlte. Da konnte er seinen süßen Knackarsch drauf verwetten. Nein, nein. Dorfner war nicht süß, nicht einmal sein Arsch war süß. Er wollte den Müll runterbringen. Wie lieb von ihm. Nie wieder Buttermilch vor dem Einschlafen. Lieber würde sie in ihrem Erbrochenen in der Badewanne schlafen, als noch einmal so etwas zu
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