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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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Bürokratie einer mexikanischen Universität gelotst hatte. Jemand im Konsulat hatte schon mit Olivia Gutierrez gesprochen und bestätigt, dass sie sich an Melanie Schwarz erinnerte. Stiesel würde jetzt beim Frühstück jeden Luxus auskosten, den die Kantine zu bieten hatte, und sich dann auf dem Feldbett neben dem Kicker ablegen. Mit dem Handtuch um die Hüften spazierte er zurück ins Büro, wo er Wäsche zum Wechseln aufbewahrte.
    Als er eintrat, saß eine korpulente Frau an seinem Schreibtisch. Sie hielt eine Dose aus Styropor in der Hand und fragte: »Sind Sie der diensthabende Beamte?«
    Stiesel setzte sich auf Bördensens Stuhl und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Womit kann ich helfen?«
    »Ein Perversling stellt mir öfter rohen Fisch vor die Tür, Sushi, um genau zu sein.«
    »Wo wohnen Sie denn?«, fragte Stiesel. »Ich bin Hagen Stiesel von der Siebten Mordkommission.«
    »Hilde Mattuschek, Akazienstraße 17, Schöneberg.«
    Stiesel griff sich den Vermerk, den Pachulke von seiner Bustour verfasst hatte. »Kommt da der Bus 104 vorbei?«
    »So ist es, junger Mann.«
    »Dann darf ich Sie bitten, eine Etage höher zu meinem Kollegen Pachulke zu gehen. Der ist bei uns für alles zuständig, was die Linie 104 betrifft.« Er erhob sich und öffnete formvollendet die Tür.
    Nachdem Pachulke die SMS erhalten hatte, hatte er sofort Löffelholz angerufen. Das Zweithandy von Verena Adomeit war in Benutzung, vermutlich war es im Besitz des Mörders. Löffelholz sollte eine Vierundzwanzig-Stunden-Beobachtung organisieren, damit sie das Handy sofort orten konnten, wenn sich der Täter meldete. Er hatte getan, wie ihm geheißen, berichtete aber am Morgen, das Handy sei die Nacht über stumm geblieben. Dann meldete er sich ab und übergab die Überwachung an einen Kollegen.
    Draußen sagte eine fremde Frauenstimme: »Ich möchte gerne den Beamten sprechen, der für die Buslinie 104 zuständig ist.«
    »Um was geht es denn?«, hörte Pachulke Zabriskie fragen. »Um das hier«, sagte die Besucherin.
    »Sushi?«, fragte Zabriskie.
    »So ist es.«
    »Nun, das ist in jedem Fall etwas für unseren Hauptkommissar Pachulke. Niemand in unserem Dezernat kennt sich mit Essen besser aus als er.«
    Zabriskie, du alte Ratte
, dachte Pachulke, aber da kam die Besucherin auch schon zur Tür herein und stellte eine Plastikdose auf seinen Tisch.
    »Ich bin Hilde Mattuschek, wohne Akazienstraße 17 in Schöneberg und bekomme von einem Unbekannten Sushi vor die Tür gestellt.« Frau Mattuschek war einen Kopf größer als Pachulke und verwendete kein Make-up.
    »Wann ist das zum ersten Mal passiert?«
    »Vor vier Monaten, an einem Donnerstag.«
    »Ein Donnerstag im Februar«, sagte Pachulke. »Der siebte, der vierzehnte?«
    »Später, nach den Filmfestspielen.«
    »Der einundzwanzigste oder der achtundzwanzigste.«
    »Der achtundzwanzigste.«
    »Und danach?«
    »Im April, an einem Montag, das war der achte, der 8. April. Und dann noch einmal im Mai, an einem Mittwoch. Am 15. Mai.«
    Pachulke machte sich Notizen und ließ Frau Mattuschek sich warmreden.
    »Auf dem Schirmchen waren immer meine Initialen, aber in dieser Lieferung sind es die falschen Initialen. Das finde ich nicht nett. Da hat man schon mal einen anonymen Verehrer, und dann hat er auch gleich noch eine andere.«
    »Wir sind eigentlich eine Mordkommission«, sagte Pachulke.
    »Das hat mir der Pförtner auch gesagt. Aber er meinte, Sie sind für alle bekloppten Fälle zuständig.«
    Pachulke schrieb:
Atmen, du musst atmen
auf seinen Notizzettel. Das waren mehr Anomalien, als er je gehofft hatte. Er nickte Frau Mattuschek zu. »Was können Sie mir über die Buslinie 104 erzählen? Und wie ist Ihre Beziehung zu Sushi?«
    Zabriskies Verhältnis zu Sushi war so, dass sie es nicht unbedingt früh um halb zehn auf ihrem Schreibtisch haben wollte. Sie war froh, dass die Besucherin mit ihrem Fischpaket in Pachulkes Büro blieb.
    Dorfner war nicht wiederzuerkennen. Er hatte sich tatsächlich ein Programm des Theatertreffens von 2001 aus der Bibliothek der Universität der Künste verschafft, ohne die Töpferwerkstatt zu verwüsten. Jetzt suchte er nach Leuten, die vor zwölf Jahren für die Maske in den verschiedenen Gruppen zuständig gewesen waren. Das war lobenswert, leider teilte er jeden seiner Schritte im Detail mit Zabriskie.
    »Schau mal, Zabriskie«, sagte Dorfner. »Erst habe ich eine Liste gemacht von allen Theatergruppen nach Städten. Insgesamt sind es fünfzehn

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