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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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Ladenpassage mit einem Friseur und einem Beauty-Center: Maniküre, Pediküre, Gesichtsmassagen. Eine kleine Boutique gibt es auch.« Sie legte ihren Finger auf die Nase. »Jetzt ist mir doch etwas eingefallen, was am Montag anders war.«
    »Ja?« Bördensen hielt den Atem an.
    »Sie hat mich gefragt, was so ein Spinningrad kostet.«
    »Und weiter?«
    »Und ich habe ihr versprochen, mich zu erkundigen.«
    »Aber dazu muss sie nur ins Netz schauen.«
    Jutta Witte blinzelte. »Verena war sehr … Sie hat sehr aufs Geld geachtet. Einmal hat sie in der Boutique etwas gekauft, eine Trainingsjacke oder ein Hoodie, und da war etwas nicht in Ordnung. Sie hat die Verkäuferin so lange bearbeitet, bis sie einen Nachlass bekommen hat.«
    »Sie musste sparen?«
    »Müssen bestimmt nicht. Es ging ihr, glaube ich, ganz gut, so wie sie sich gekleidet hat. Sie wollte bloß nicht mehr ausgeben als nötig. Warum eine teure Maschine anschaffen, wenn ich hier alles habe, was ich brauche.«
    »Und am Freitag hat sie nach einer teuren Maschine gefragt.«
    »Ja, aber sie wollte das Spinningrad über das Studio kaufen, sich bei der nächsten Bestellung mit dranhängen wegen der Prozente.«
    »Verstehe«, sagte Bördensen. »Wissen Sie, was Frau Adomeit beruflich gemacht hat?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Sie war Maklerin.«
    Jutta Witte zuckte mit den Schultern. »Ist mir neu. Bei manchen weiß ich nach der ersten Stunde alles über ihre drei Ehen, Verena wollte einfach nur trainieren. Ist sie ermordet worden, weil sie Maklerin war?«
    »Wir können es nicht ausschließen«, sagte Bördensen. »Aber manche Menschen werden auch nur deswegen ermordet, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind.«
    Pachulke trat in den Innenhof des Polizeipräsidiums. Seinen frisch erworbenen Schatz hatte er schweren Herzens im Auktionshaus zurückgelassen. Zu viel, zu schwer, um ihn gleich mitzunehmen. Noch zwei Tage: Am Freitag kam der Schreiner, am Samstag holte Pachulke die Schallplatten nach Hause.
    Am Ende des Hofs waren drei mal drei Standardcontainer übereinandergestapelt: die Baracke, in der die Siebte Mordkommission untergebracht war. Die Baracke war ein Provisorium, und wie viele vorübergehende Lösungen erstaunlich langlebig. Eigentlich sollten er, Zabriskie und die anderen Räume im Hauptgebäude bekommen. Aber dann gab es dort Probleme mit der Computer- und Telefonverkabelung, und man stellte für sie die Container in den Hof mit der Zusage, dass sie zeitnah in das Hauptgebäude zurückkehren könnten. Das war vor drei Jahren gewesen, und allmählich glaubte niemand mehr daran, dass sie jemals ins Hauptgebäude ziehen würden.
    Pachulkes Büro befand sich im Container oben ganz rechts, das Treppenhaus, das die Container verband, war ganz links. Im Erdgeschoss residierten Plink und Löffelholz in den beiden rechten Containern. Pachulke konnte sein Glück nicht fassen, dass Plink immer noch da war, unter diesen Bedingungen. Sie bekam immer wieder Angebote von Universitäten, aus den entlegensten Gegenden der Welt, Sachsen-Anhalt oder Belgien. Aber sie machte das Beste aus ihrer Situation und zeigte keine Anstalten, Pachulke und sein Team zu verlassen. Der linke Container im Erdgeschoss war vor zwei Jahren für ein Sekretariat vorgesehen worden. Jetzt wartete ein vollständig eingerichtetes Büro darauf, benutzt zu werden.
    Sachmittel und Personalmittel – sie waren wie die zwei Königskinder, die einander so liebhatten, aber nicht zueinander kommen konnten. Wieder einmal war Personalmittel im reißenden Strom der haushälterischen Notwendigkeit ersoffen, und Sachmittel stand heulend vor Sehnsucht am Ufer.
    Die Treppe knarzte, als Pachulke nach oben stieg. In der ersten Etage war links der Sanitärbereich. Es gab Duschen und Toiletten, die viel zu geräumig ausgefallen waren, aber die Nasszellen lieferten genug Platz für die Luftmatratzen, die Sonnenschirme, die Liegen und das aufblasbare Gummikrokodil, wenn diese im Winter eingelagert werden mussten.
    Die Tür zu Bördensens und Stiesels Büro stand offen, und wie immer sah es darin aus, als sei gerade ein Tornado durch den Raum gezogen. Pachulke konnte nicht erkennen, wo Bördensens Schreibtisch aufhörte und Stiesels Schreibtisch begann. Beide waren unter einem riesigen Papierberg verschwunden. Eigentlich hatten Bördensen und Stiesel jeder ein Büro, aber sie hatten den anderen Container funktional umgewidmet und einen Erholungsbereich eingerichtet. Da ging es immer hoch her, direkt

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