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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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davor, Friedrich-Junge-Straße.«
    »Und hat sie jemand abgeholt?«
    Schweigen. »Nee, die stand da erst mal. Als ich zurückgefahren bin, war sie weg.«
    »Wann war denn das genau?«
    »Ich würde ja sagen, das steht im Fahrplan, aber ein, zwei Minuten war ich zu spät dran. Die bauen ja alle wie die Bekloppten. Es war 17.34 Uhr.«
    Ein Musterzeuge, was die Zeitangaben anging, dachte Stiesel. Manchmal musste man froh sein, wenn der Monat stimmte.
    »17.34 Uhr auf der Rückfahrt, dann ist sie ausgestiegen …«
    »Um 17.28 Uhr«, sagte Mehro.
    Stiesel notierte Namen, die private Telefonnummer und die Anschrift, außerdem die Linien, die Mehro in den nächsten Tagen befahren würde, und bedankte sich. Dann ging er runter zu Löffelholz. Zu den Habseligkeiten in Verena Adomeits Handtasche gehörten auch zwei Tagestickets für den Stadtbereich, eins für Montag und eins für Dienstag.
    Das Fitnessstudio von Verena Adomeit befand sich am südlichen Ende des Mehringdamms, Ecke Dudenstraße, schräg gegenüber von der Tempelhofer Halde. Es erstrecke sich über die unteren zwei Etagen eines zehnstöckigen Gebäudes. Der Spinning-Coach gab gerade einen anderen Kurs, würde aber in zehn Minuten zur Verfügung stehen. Bördensen trank einen Schluck aus dem Wasserspender und setzte sich in den Eingangsbereich. Es war Mittagszeit, immer wieder kamen Menschen zur Tür herein und gingen Richtung Umkleidekabinen. Es waren mehr Frauen als Männer, meistens zwischen Mitte zwanzig und Ende dreißig.
    Bördensen verglich die Wohnung, die er gerade durchsucht hatte, mit seiner Wohnung. Es war merkwürdig, um nicht zu sagen ungerecht, dass ein Mensch allein beinahe doppelt so viel Platz bewohnte wie er mit seiner Familie. Allerdings hielt er es sich zugute, dass er mit seiner Schlampigkeit Lilly davor bewahrt hatte, in einer Musterwohnung zu leben, in der es keine Spuren menschlichen Lebens gab. Nur sterile Ordnung. Er hatte ihr Leben gehörig durcheinandergebracht, und das war wahrscheinlich das Beste, was ihm in seinem bisherigen Leben gelungen war. Und die Kinder natürlich, die jetzt vermutlich gerade den Abflug für den Mittagsschlaf machten.
    »Sie wollten mich sprechen?« Vor Bördensen stand eine junge Frau in Sportkleidung mit einem Handtuch über den Schultern. Sie war noch leicht außer Atem, ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell unter ihrem Trikot.
    »Bördensen, Kriminalpolizei.« Er stand auf, hob seine Dienstmarke und gab ihr die Hand.
    »Witte. Jutta Witte.«
    »Sie sind die Trainerin von Frau Adomeit?«
    »Frau Adomeit nimmt seit einiger Zeit an meinen Kursen hier teil.« Sie holte Luft. »Ist etwas mit Verena?«
    »Sie wurde ermordet«, sagte Bördensen.
    Frau Witte biss sich auf die Unterlippe. »Ach du Scheiße. Wann, ich meine, wieso?«
    »Bitte haben Sie Verständnis, wenn ich zu den näheren Umständen kaum etwas sagen kann. Wir sind mitten in den Ermittlungen. Wann haben Sie denn Frau Adomeit zum letzten Mal gesehen?«
    »Das war am Montagabend.«
    »Zum Spinning?«
    »Ja, woher …«
    »Ich habe mir Ihr Kursangebot angesehen. War etwas anders als sonst? War Frau Adomeit wütend, ängstlich, angespannt?«
    Jutta Witte schüttelte den Kopf. »Nein, sie war wie immer. Hochkonzentriert. Ruhig. Manche kommen hierher, weil sie ein Schwätzchen halten wollen, Verena nicht. Die hat richtig ernsthaft trainiert.«
    »Und beim Yoga?«
    Jutta Witte lächelte. »Hat sie sich richtig ernsthaft entspannt.«
    »Und mit wem hat sie ein Schwätzchen gehalten? Hinterher einen Cocktail getrunken? Geredet?«
    »Mit niemandem, eigentlich. Sie war nicht der Typ, der dauernd Leute um sich haben musste.«
    »Einsam?«
    »Nein, eher sich selbst genug.«
    »Ich muss gestehen, ich bin ein wenig ratlos, was Frau Adomeit angeht.« Bördensen verlagerte sein Gewicht vom einen auf den anderen Fuß. Zwei Frauen mit Sporttaschen über der Schulter winkten zu Jutta Witte herüber, und die eine musterte Bördensen von oben bis unten und hob die Augenbrauen. »Ich war gerade in ihrer Wohnung, und es gibt fast keine Hinweise auf ihr Privatleben. Wir werden uns natürlich auch noch ihr Büro anschauen, aber hier ist doch ein Ort, um Menschen zu treffen, sich zu verabreden. Gab es niemanden? Keine feste Trainingspartnerin? Oder jemand, der sie manchmal abgeholt hat, vielleicht hier gewartet hat?«
    »Nein, niemand.« Jutta Witte schüttelte den Kopf.
    »Hier kommen mehr Frauen als Männer her, nicht?«
    »Ja, durchaus. Wir haben hier eine

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