Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
Vom Netzwerk:
Spiel terminiert war, am frühen Morgen mit einem Skull ein oder zwei Stunden über die Dahme oder die Spree zu rudern. Dann fuhr er mit dem Rad zur Alten Försterei oder in seine Stammkneipe und traf seine Jungs. Die waren kurz zurückgezuckt, als er erzählt hatte, dass er bei der Kripo arbeitete. Aber als er glaubhaft versichert hatte, dass er Sitzen auch für ’n Arsch fand, Pyros zwar für albern, aber nicht für kriminell hielt, und erklärte, dass er, in St. Pauli aufgewachsen, Migrationshintergrund hatte, nahmen sie ihn in Gnaden auf.
    Dass Kollege Bördensen Hertha-Fan war, verschwieg Stiesel. Es gab eine weißgekalkte Linie, die er nicht überschreiten würde. Im Stadion pfiff, sang und wippte Stiesel und tat auch sonst alles, um die gegnerische Mannschaft mit leeren Händen nach Hause zu schicken. Der gemeine Union-Fan war rau und grob, aber hatte ein großes Herz. Manchmal erinnerte Stiesel die Stimmung im Stadion ans Millerntor, die Spielstätte von St. Pauli in der Nähe der Reeperbahn. Nur regnete es in Köpenick nicht so oft. Vielleicht war das kleine Köpenick ja auch einmal eine Hansestadt gewesen, und war deswegen so weltoffen.
    Als Stiesel hierhergezogen war, hatte er eine Entscheidung treffen müssen: entweder Fußball oder Hertha. Stiesel hatte sich für Union entschieden. Bördensen pflegte anzumerken, mit dieser Haarfarbe sei ihm auch nichts anderes übriggeblieben.
    Stiesel schmiss seinen Rechner an. In den E-Mails fand er die eine Nachricht von Bördensen mit dem Datum des heutigen Tages, das Briefing, wie es heutzutage hieß.
Hallo, Rotbäckchen. Heute Morgen weibliche Leiche auf Stralau. Maklerin, 35 Jahre, Verena Adomeit. Ich checke die Wohnung, Personenbeschreibung ging an BVG, achte auf sachdienliche Hinweise von Busfahrern. Hat dich ein Elch geknutscht? BBB
    BBB stand für
Bis bald, Bördensen
, die übliche Schlussformel.
    Er hatte also Telefondienst. Na gut, wenn’s der Wahrheitsfindung diente.
Unsere Hotline ist geschaltet. Bitte rufen Sie jetzt an
.
    Außer Bördensens Nachricht gab es noch sechshundert ungelesene E-Mails in Stiesels Eingangsordner. Nachdem er zwei Stunden geschrieben und gemailt hatte, schaute Stiesel bei Löffelholz in der Spurensicherung vorbei. Löffelholz brachte Stiesel auf den neuesten Stand: alte Frau, Fahrer Bus 104, Friedhof, Grabsteine, Handtasche. Nebenan untersuchte Plink die Kleidung, die Tote lag schon bei Tenbrink auf dem Seziertisch.
    Stiesel und Löffelholz gingen zusammen zu Mittag essen, danach telefonierte Stiesel noch ein bisschen und warf ein paar E-Mails in den virtuellen Papierkorb.
    Um 15.06 Uhr läutete sein Telefon, der Anruf kam von außen.
    »Die Siebte Mordkommission, Sie sprechen mit Hagen Stiesel«, meldete er sich.
    »Galetzke, Leitstelle Verkehrsbetriebe. Wir haben da von einem unserer Fahrer, dem Kollegen Grellert, eine Personenbeschreibung übermittelt bekommen. Geht um so ’ne tote Frau heute Morgen auf Stralau, Bezirk Treptow.«
    »Vielen Dank, dass Sie anrufen. Haben Sie eine Rückmeldung bekommen?«
    »Ja, hab ich. Einer unserer Fahrer meint, die Frau erkannt zu haben. Ich stelle durch.« Es klickte.
    »Die Siebte Mordkommission, Sie sprechen mit Hagen Stiesel.«
    »Tachchen auch, Mehro, Kurt Mehro. Ich wollte mich melden wegen der Toten von Stralau. Ich bin gestern und heute auf der Buslinie 347 gefahren.«
    »Ja.« Das klang nicht nach 104. Außerdem war 104 durch zwei teilbar, und 347 war eine Primzahl. Trotzdem fragte Stiesel: »Und die Frau fuhr bei Ihnen mit?«
    »Ja, genau, die war auf meiner letzten Tour nach Stralau dabei.«
    »Was macht Sie da so sicher? War sie die einzige blonde Frau an diesem Tag?«
    »Na ja, das nun gerade nicht, aber sie hatte sich vertan beim Einsteigen.«
    »Wo ist sie denn eingestiegen?«
    »Grünberger, Ecke Warschauer.«
    »Und wo hat sie sich vertan?«
    »Mit dem Tagesticket. Die hat mir erst ein Tagesticket von vorgestern gezeigt, vom Montag. Und ich sage, junge Frau, das ist nicht gültig heute, das ist von gestern.« Zeuge Mehro räusperte sich. »Dann hat sie mir das Tagesticket von Dienstag gezeigt. War früh um halb neun abgestempelt worden.«
    »Aha. Was hatte die Frau denn an?«
    »Was blaues, ’n blaues Kostümchen und ’ne passende Tasche dazu.«
    Stiesel machte sich Notizen. Das konnte passen. »Und es war die letzte Tour nach Stralau?«
    »Die letzte Tour des Tages, danach ging’s mit dem Bus ins Depot.«
    »Ist sie an der Endhaltestelle ausgestiegen?«
    »Nee, eine

Weitere Kostenlose Bücher