Immer Schön Gierig Bleiben
einer schwarzen Lederkrawatte. Der Makler schloss die Kellertür auf und knipste das Licht an. Es roch kühl, aber nicht modrig. Dorfner lief neben dem Makler und konnte sein Aftershave riechen. »Und was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?«, fragte der Makler.
Dorfner räusperte sich: »Ich bin Polizist, Kriminalassistent zur besonderen Verwendung.«
Der Mann knurrte: »Oh, wenigstens einer, der sich darum kümmert, dass wir Anständigen auch anständig leben können.«
»Wir tun, was wir können«, sagte Dorfner. »Schauen Sie mal, das ist der Arm des Gesetzes.« Er spannte seinen Bizeps an.
Der Makler nickte. »Da können Sie Ihre Frau ja auf Händen tragen.«
Ich lebe allein
, wollte Dorfner sagen, aber da waren sie an dem Keller angekommen, der zur Wohnung gehörte.
»Wissen Sie«, sagte der Makler, »wir würden am liebsten an ein Paar vermieten.«
Sie betraten einen weißgekachelten Raum mit einem sauber ausgegossenen Betonboden. Er war nicht so groß wie das Bootcamp, aber es würde reichen. Und darunter wohnte niemand, der sich beschweren konnte. Dorfner nickte. »Sieht super aus.«
»Wofür brauchen Sie den Keller?«, fragte der Makler.
Dorfner hatte beschlossen, mit offenen Karten zu spielen. Lieber suchte er ein bisschen länger, als dass er mit seiner Ausrüstung gleich wieder umziehen musste. Er versuchte ein verschwörerisches Lächeln. »Der Arm des Gesetzes muss trainiert werden. Der Keller soll mein Fitnessstudio werden.«
Der Makler zuckte mit den Schultern. »Ach, hier unten sollte das kein Problem sein. Im Vertrauen«, er senkte die Stimme. »In einem anderen Haus mussten wir einer Familie kündigen, weil sie ein Trampolin im Wohnzimmer aufgestellt hatten. Da ist der Putz bei den Mietern in der Etage darunter in die Suppe gerieselt.«
»So etwas Rücksichtsloses«, entfuhr es Dorfner.
»Und was machen Sie?«, fragte der Makler den anderen Bewerber.
»Ich bin Bankangestellter«, sagte der Mann. »Kurz davor, zum Filialleiter befördert zu werden.«
»Und den Keller brauchen Sie wofür?«
Dorfner merkte, dass er dem Makler sympathischer war als der andere Mann, aber bei dem Wort
Filialleiter
hatte er die Augen aufgerissen.
»Meine Weinsammlung.«
»Oh, ein Gourmet.« Der Makler nickte. »Ein schönes Hobby. Haben Sie Familie?«
»Noch nicht«, sagte der Bankangestellte.
Als sie aus dem Hof in den Durchgang traten, kam die Maklerin mit der großen Brille gerade die Treppe herunter. Im Schlepptau hatte sie die restlichen Interessenten, darunter auch eine Frau mit dunklen Haaren, einem wohlproportionierten Körper und einem tätowierten Panther auf der Schulter, der gerade mit aufgerichtetem Kopf lang ausgestreckt dalag.
»Zabriskie!«, rief Dorfner.
»Dorfner, du bist ja auch da«, sagte Zabriskie.
»Ach, Ihre Frau ist auch gekommen«, sagte der Makler.
»Oben hat’s ihr gefallen«, sagte die Maklerin. »Nicht wahr, Frau Zabriskie?«
Dorfner sah den Bewerbungsbogen in Zabriskies Hand.
»Wir würden natürlich viel lieber an ein Paar vermieten«, sagte die Maklerin und starrte auf den Bankangestellten, als wollte sie ihn verscheuchen. »Die Keimzelle eines jungen Glücks, das soll diese Wohnung sein.«
»Ich geh mit den anderen noch mal kurz den Keller anschauen«, sagte die Maklerin zu ihrem Kollegen.
»Sie können Ihrem Mann dann den isotonischen Durstlöscher bringen«, wandte sich der Makler an Zabriskie und nickte ihr zu.
»Was?«, fragte Zabriskie. Zu Dorfner sagte sie: »Du wartest doch auf mich, Schatz.« Der Panther auf ihrer Schulter fletschte die Zähne.
»Ich kann Ihren Mann so gut verstehen, dass ihm dieser Keller wichtig ist. Eine gute Ehe braucht ihre Rückzugsmöglichkeiten, wenn das Feuer der Leidenschaft nicht mehr so heftig lodert wie in den ersten Jahren«, sagte die Maklerin. »Was hat Ihr Mann denn hier vor?«
»Fitness, das hier soll sein Fitnessstudio werden«, sagte Zabriskie. Oder Dorfners Folterkammer?
»Ach wie schön. Und wenn Sie oben mit dem Essen fertig sind, sagen Sie Ihrem Mann einfach über das Babyfon Bescheid. Ich finde es toll, dass der Keller nicht nur ein Abstellraum sein soll. Wir haben ihn extra ausbauen lassen, damit er benutzt werden kann. Oben ist ja nicht so viel Platz. Und wenn dann erst mal Kinder da sind. Sie wollen doch Kinder? Mit so einem gutaussehenden Mann muss man doch Kinder wollen.«
Zabriskie nagte an ihrer Unterlippe. »Sie stehen auf Muskeln?« Sie versuchte, schwesterliche Verständnisinnigkeit in
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